Kapitel 26

89 14 0
                                    

Wir liefen einige Zeit durch den tiefen Schnee. Mir war kalt und ich drückte meinen Körper so fest es ging an Dereks. Das spendete mir wenigstens ein bisschen Wärme.

,,Wir haben es gleich geschafft."

Flüsterte er mir zu.
Ich spürte wie es für ihn immer schwerfälliger wurde durch den Schnee zu stapften. Die Schneemassen wurden tiefer. Das Gewicht drückte die Körper tief in den Schnee. Die Wölfe sunken bis zum Bauch ein. Sie hechelten vor Anstrengung. Der Schneesturm machte wiederum den Reitern zu schaffen. Es war bitter kalt und meine Haut färbe sich schon lila. Meine Hände krallten sich verkrampft in das schwarze Fell.

Wie gern wäre ich jetzt ein Wolf.

,,Derek. Lass mich mich verwandeln. Ich halte es nicht mehr aus."

,,Nein, Amara hat gesagt, du sollst dichnoch ein bisschen schonen."

,,Aber mir ist kalt. Ich kann nicht mehr."

Meine zitternde Stimme drang leise zu Dereks Ohr. Er blieb stehen.

,,Leute ! Stopp !"

Die anderen drehten sich erstaunt um.

,,Was ist ?"

,,Seht ihr nicht, wie sehr die ohne Fell frieren. Sie werden erfrieren wenn wir sie nicht schützen."

Tatsächlich sahen alle Reiter aus, als wären sie dem Tod sehr nahe. Die Haut lila. Die Lippen blau.

,,Was können wir machen ?"

,,Gruppenkuscheln ist angesagt."

Die Wölfe legten sich eng beieinander. Ich legte mich an Dereks Brust und kuschelte mich an den großen schwarzen Wolf. Die restlichen Reiter legten sich mitten in die Masse und kuschelten sich ebenfalls an die wärmenden Fellbündel. Von oben mussten wir aussehen, wie ein großes bunt gemischtes Wollknäuel.

,,Ist es besser so ?"

,,Viel besser."

Er zog mich in die Kuhle zwischen seinem Hals und Brust.
Das Zittern verschwand und meine Augen fielen vor Müdigkeit zu. Ich versank in einen traumlosen Schlaf.
Ich wachte auf, als eine feuchte Nase mich anstupste. Meine Augen öffnete ich jedoch nicht, ich wollte weiter schlafen. Dann spürte ich, wie eine raue Zunge über meine rechte Gesichtshälfte strich.

,,Hmmm ?"

Murmelte ich verschlafen.

,,Wach auf, das Wetter hat sich gebessert."

,,War es wirklich nötig mich abzuschlecken ?"

,,Ich konnte nicht anders. Du sahst zu süß aus."

Ich schaute hoch zum Himmel und tatsächlich hatte es aufgehört zu stürmen und die Sonne versuchte sich durch die Wolkendecke zu kämpfen. Ich stand auf. Der erwartete Schmerz trat nicht ein.

,,Meinem Bein geht es wieder gut."

,,Freut mich. Obwohl ich es schon genossen habe immer direkt bei dir zu sein."

Ich grinste.

,,Bis auf die Kälte fand ich auch sehr schön."

,,Warum hast du eigentlich nicht, wie die anderen geschlafen ?"

,,Ich habe über vieles nach gedacht. Über meine Familie. Ihren Tod. Unsere Situation."

,,Am Ende wird alles gut."

,,Und wenn es nicht gut ist, ist es auch noch nicht das Ende."

Ich kuschelte mich wieder an ihn.

Lunar CircleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt