Kapitel 40

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Zutiefst verwirrt standen wir einfach da. Niemand bewegte sich oder sagte irgendetwas. Ein Falke kam aus dem Gestrüpp und hockte sich auf den Ast vor uns.

,, Micaiah !"

,, Das ist ein Vogel. Na und ?"

,, Es ist Shaynas Vogel. Sie müssen fast hier sein."

Dann kamen auch schon Edward, Jacob, Toby und Caleb mit Shayna auf seinem Rücken aus dem Unterholz gestürzt.

,, Was ist passiert ?"

Sie rangen alle nach Atem. Es schien als wären alle um ihr Leben gerannt.

,, Was hat Amara vor ?"

Edward fasste sich zuerst.

,, Es  geht um einen Ehrenkampf."

,, Wie meinst du das ?"

,, Die Anführerin der Jäger hat den Alpha -also Amara- zu einem Kampf auf Leben und Tod heraus gefordert. Als Gegenleistung für den Kampf ließ sie uns alle gehen."

,, Scheiße !!! Das darf sie nicht annehmen."

,, Warum ?"

,, Ich kenne die Anführerin. Sie spielt nicht fair. Ich muss zu ihnen !"

,, Du darfst das nicht unterbrechen."

,, Ich muss aber !"

,, Warum ?"

,, Das kann dich nen scheiß interessieren."

Edward starrte mich überrascht an. Ich setzte Two, Ezra und Derek ab. Dann lief ich los.

,, Du wirst sterben, Malia !"

,, Ist mir egal !"

Derek wollte mir folgen, doch Two hielt ihn fest. Nur noch leise hörte ich Edwards letzte Sätze.

,, Sie hat ihr Schicksal besiegelt. Niemand wird sie jetzt aufhalten können. "

Voller neu gewonnener Energie rannte ich immer weiter. Das Adrenalin schien wieder durch meine Venen zu schießen.

Ich werde keinen von beiden sterben lassen. Keinen.

Meine Füße schienen den Boden gar nicht mehr zu berühren, so schnell rannte ich. Meine Lungen schrien förmlich nach Luft. Es fühlte sich an, als würde mein Brustkorb jeden Moment platzen. Meine Pfoten traten nicht nur einmal auf einen Stein, der sich schmerzhaft in meinen Fuß bohrte. Doch ignorierte das alles einfach. Ich war nur noch fixiert auf mein Ziel.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kam ich wieder an dem Platz an, wo ich zuvor auf Amara gewartet hatte. Ich verwandelte mich zurück in meine Menschengestalt, damit die Jäger mich nicht direkt abknallen würden. Ich lief weiter und kletterte dem kleinen Abhang hoch, der der Lichtung ein wenig Schutz geboten hatte. Doch jetzt war ich wieder im Wald, doch die Sonnenstrahlen drangen von vorne durch die Bäume. Das bedeutete dass der Schutzwall der Bäume sich für mich auch bald erledigt hatte. Als ich aus dem Wald heraus kam sah ich es. Überall lagen Leichen. Verstümmelt oder von Pfeilen oder Kugeln durchbohrt. Es mussten mindestens hundert sein. Schon im Wald hatten einige gelegen. Es mussten wirklich viele sein. Unglaublich viele.
Doch dann fiel mein Blick auf das wirklich Wichtige. Etwa hundert Meter vor mir standen sich die beiden Frauen gegenüber. Amara in ihrer weißen Wolfsgestalt, Tamara komplett in Schwarz gekleidet, zwei Langmesser in der Hand. Hell gegen Dunkel.

Licht und Schatten ! Kann das sein ? Bin ich der Sturm ?

Die etwa vierzig Jäger standen auf den Mauern und starrten gebannt auf die beiden sich Umkreisenden unter ihnen. Es waren also nicht mehr soo viele Gegner übrig geblieben, nur die Fernkämpfer, die sich hinter der Schutzmauer verbarrikadiert hatten. Unfaires Spiel, genauso wie ihre Anführerin es immer tat.

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