POV: Annalena
Gegen 18 Uhr ließ meine Motivation nach, und ich entschied mich nach Hause zu gehen. Nach Hause. Die kleine Wohnung hier in der Nähe kann man wohl kaum als Zuhause bezeichnen, denn durch den ganzen Stress auf Arbeit bin ich noch gar nicht dazu gekommen, irgendwas einzurichten. Bisher ist alles noch kahl und meine paar Möbel stehen zwar schon in den richtigen Zimmern, aber eben mitten im Raum. Ich packte meine Sachen zusammen, nahm mir meinen schwarzen Mantel und schaute mich noch ein Mal um, dass ich wirklich nichts vergessen hatte, denn es kam selten vor, dass ich nicht noch einmal her kam. Meistens ließ ich mein Handy oder meinen Haustürschlüssel liegen. Aber zu meiner Verteidigung, mein Schlüssel ist sehr klein und schnell zu übersehen ;) . Heute war ich mir doch ziemlich sicher, dass ich alles dabei hatte und schloss mit voller Überzeugung mein Büro ab. Ich stand schon auf dem ersten Absatz der Treppe, als mir einfiel, dass die Unterlagen die ich Theresa geben wollte, noch auf meinem Schreibtisch liegen. Dass wäre ja alles nicht so schlimm, wenn wir nicht morgen früh um 8 schon eine Sitzung hätten. Also ging ich nochmal zurück, denn die Zeit morgen früh noch einmal zu meinem Büro zu gehen hatte ich nun wirklich nicht. Es sei denn ich würde vor 6 Uhr aufstehen, aber es tut mir leid, dass bisschen Schlaf was ich noch bekomme, ist mir heilig. Als ich gute 10 Minuten später endlich das Gebäude verließ, entschied ich mich nach Hause zu laufen, denn wirklich weit war es nicht und meine Sozialebatterie war inzwischen auch so leer, dass ich keine Lust mehr hatte mit irgendeinem Taxifahrer Smalltalk zu führen. Diese Idee entpuppte sich schnell als alles andere als gut, denn kaum war ich 100 Meter gelaufen, kam mir eine Gruppe Männer entgegen, die offensichtlich leicht angetrunken waren. Um mögliche Konflikte zu vermeiden, wechselte ich die Straßenseite, aber im selben Moment kam einer der fünf auf mich zu gerannt. Ich versuchte ihn zu ignorieren, doch er ließ nicht von mir ab und warf mir diverse Schimpfwörter an den Kopf. Ich war inzwischen so abgehärtet dies bezüglich, dass ich das ganze ausblenden konnte, wie als wäre ich in einer Blase, an der alles schlechte abprallt, aber kalt ließ mich sowas trotzdem nie. Währenddessen hielt ich in meiner linken Hand mein Handy fest umschlossen, mit dem Wissen, dass wenn ich die leise Taste 4x schnell drücke, Robert und Theresa meinen Standort bekommen. Robert hatte in den Nachrichten davon gehört, und mir diese App genau für solche Situationen eingerichtet.
Erst als mich jemand am Handgelenk packte und mir ein Tuch vor den Mund hielt, wurde ich aus dieser schützenden Blase herausgerissen. Kurz darauf ist aber auch schon alles schwarz.POV: Theresa
*Ping* Wer schickt mir denn um diese Uhrzeit noch Nachrichten? Und was war das überhaupt für ein schriller Benachrichtigungston? Verwirrt, da ich den Ton nicht zuordnen konnte, sah ich auf mein Handy.
52.534461, 13.388964
Die Notfall App, die Robert mir und Annalena neulich eingerichtet hatte, hatte mir Annalenas Standort geschickt... Es dauerte einige Sekunden, bis ich begriff, was das hieß. Schnell zog ich mir meine Jacke an und machte mich auf den Weg dorthin. Es war ein Stückchen weg von hier, weswegen ich ein Taxi rief, in der Hoffnung, dass ich so schneller sei. Während ich also ungeduldig auf dieses Taxi wartete, rief ich Robert an, welcher zu meinem Glück auch schon auf dem Weg war. Er hatte auch schon mehrfach versucht sie anzurufen, aber es ging immer nur ihre Mailbox ran.
Nach gefühlt einer halben Ewigkeit kam dann endlich auch das Taxi und wenige Minuten später steige ich auch schon wieder aus. Robert wartete bereits auf mich. Wir stehen vor einem Tor, welches vermutlich in einen Hinterhof führt. Leise öffnen wir dieses und lauschen, ob man irgendwas hört. An einer Ecke, von der aus man den Hinterhof gut überblicken kann bleiben wir kurz stehen, da wir von hier dem Gespräch unbemerkt lauschen konnten...Typ 1: „Wo ist ihr Handy?"
Typ 2: „Keine Ahnung, bestimmt in ihrer Tasche oder so, woher soll ich das denn wissen? Schieb doch nicht gleich Panik ey."
Typ 1: „Weißt du überhaupt wer das ist?"
Typ 2: „Seh ich so aus, als ob ich jede X beliebige Frau hier in Berlin mit Vornamen kenne?"
Typ 1: „Das ist ja das Problem, sie ist eben nicht irgendeine X beliebige Frau, sondern Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock."
Typ 2: „Und?"
Typ 1: „Die Frau ist verheiratet, ihr Mann wird sie suchen und höchstwahrscheinlich ihr Handy orten oder was weiß ich."POV: Robert
Nach diesem Satz traten wir aus unserem Versteck hervor und die beiden waren sichtlich überrascht.Typ 1: „Scheiße ey."
Robert: „Das mit dem orten ging wohl schneller als gedacht, was?, „Nur zum Verständnis wegrennen bringt nichts, ihr werdet schon erwartet."Die beiden Männer wurden verhaftet und Theresa und ich brachten Annalena in Theresas Wohnung, da diese am nächsten lag. Wir legten sie aufs Sofa und kurze Zeit später machte ich mich auf dem Weg nach Hause, damit wenigstens einer von uns morgen früh bei der Sitzung anwesend war.
So das wäre dann Kapitel 2 🙈
Für die, die das als erstes lesen, kurze Frage: Sollte ich hier evtl ne TW drüber schreiben oder ist das nicht nötig?