Kapitel 5

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POV: Robert
Diese Frau bringt mich noch um meinen Verstand, dabei hat sie doch gerade nur eine Rede gehalten, eine verdammte Rede. Seit ich und meine Frau geschieden sind, geht sie mir nicht mehr aus dem Kopf, Tag und Nacht denke ich an sie und male mir eine Zukunft mit ihr aus, der schönsten, intelligentesten und stärksten Frau in diesem Universum. Erst als jemand seine Hand behutsam auf meine Schulter legte, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Leicht erschrocken drehte ich mich rum und sah ihr direkt in die Augen und verlor mich darin. Ich habe sie wohl etwas zu lang angestarrt, denn plötzlich knuffte sie mich in die Seite und signalisierte mir, dass es weiterging. Keine Minute verging, ohne dass ich nicht wenigstens ein Mal kurz zu ihr rüber schielte.

Annalena: „Alles gut bei dir? Du schaust so ins nichts?"

War das so offensichtlich ey reiß dich zusammen Robert. Schnell schlug ich ein paar Seiten weiter und nahm einen Kuli und kritzelte etwas in meinem Notizbuch, damit es wenigstens so aussah, als ob ich geistig noch beim Thema war.

Robert: „Du ich kann mir dieses Bild was uns da vorn am Rednerpult geboten wird einfach nicht mehr ansehen."
Annalena: „Na solange du dir Notizen machst, damit wir nachher eine ordentliche Debatte führen können, ist mir egal wo du hinschaust. Aber zeig mal, was hast du denn alles mitgeschrieben, dass schaut so viel aus."

Zu meinem Glück kam in dem Moment Theresa zu uns, um mit Annalena die kommenden Antrittsbesuche zu besprechen. Halleluja, dass war knapp. Ich will garnicht wissen, was passiert wäre, wenn sie gesehen hätte was in meinem Notizblock stand, denn mit dem Schulsystem und den verschiedenen Standpunkten der Anwesenden hatte das absolut nichts zu tun, viel mehr mit meinem Traum von letzter Nacht.

POV: Annalena
Na danke gerade war ich wieder halbwegs entspannt, da kommt Theresa um die Ecke um die Antrittsbesuche zu besprechen. Hätte das nicht warten können?
Annalena: "Können wir nachher reden? Die Debatte heute ist sehr wichtig."
Theresa: "Deine Antrittsbesuche sind aber nicht weniger wichtig. Und wenn da was schief geht, haben wir wieder die Medien am Hals. Und ich bin mir sicher das du da genauso wenig Nerven für hast wie ich."
Annalena: "Du hast ja Recht, noch ein Dilemma brauch ich jetzt wirklich nicht."
Theresa: "Gut können wir dann?"
Annalena: "Ja warte, ich pack noch schnell mein Zeug zusammen geh schonmal vor, oke?"

Kaum war Theresa weg, wendete ich mich wieder Robert zu. Er hatte vorhin so komisch reagiert, als ich sehen wollte, was er aufgeschrieben hatte. Ich wartete also kurz bis er abgelenkt war und griff nach seinem Notizbuch. Aber da, wo vorhin noch eine voll beschriebene Seite war, ist nun nur noch ein Fetzen von einer Seite. Er hatte sie herausgerissen. Was hatte er aufgeschrieben, was ich nicht sehen durfte? Wir erzählten einander alles, selbst die peinlichsten Sachen, aber seit einigen Tagen ist er anders. Vorsichtig legte ich sein Notizbuch wieder zurück und packte nun endlich meine Sachen zusammen. Schnell verabschiedete ich mich von allen, denn ich wollte und konnte Theresa nicht noch länger warten lassen. Auf dem Weg überlegte ich mir eine Notlüge, warum ich schon wieder über eine halbe Stunde gebraucht habe. Nach guten fünf Minuten erreichte ich endlich mein Büro. Zu meiner Überraschung war Theresa nicht sauer, sie hinterfragte auch nicht, wo ich so lange war, sondern lächelte mich einfach nur an. Erst Robert, jetzt Theresa, wieso sind alle so 'anders' in letzter Zeit, hat das was mit meinem neuen Job zu tun?

Theresa: "Ist da etwa wer gedanklich ganz woanders?"
Annalena: "Mh wie bitte?"
Theresa: "Ach Anna, was ist denn los, du wirkst den ganzen Tag schon so abwesend."
Annalena: "Fällt das so auf?"
Theresa: "Naja also die ganze Zeit an seiner Bluse herumzuspielen zeugt jetzt nicht wirklich von Ruhe... Eventuell solltest du für heute Schluss machen und dich zuhause etwas ausruhen, bevor es morgen nach Warschau geht."
Annalena: "Klingt gut, aber schaffst du die restliche Vorbereitung allein?"
Theresa: "Klaro und außerdem ist es am wichtigsten, dass du morgen fit bist, Warschau wird nicht so einfach."

POV:Theresa
Ob ich mir Sorgen wegen morgen machte? Klar, Besuche in Warschau waren schon für Heiko Maas keine Leichtigkeit und für Annalena wird das nochmal eine Nummer schwerer, gerade weil es ihr mental anscheinend im Moment nicht so gut geht. Nachdem sie gegangen war, bereitete ich noch die letzten Programmpunkte vor und entschied mich gegen 18 Uhr nach Hause zu gehen, schließlich musste ich morgen früh zeitig aufstehen, denn unser Zug nach Warschau fährt bereits 6:10.

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