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Ich schlug die Augen auf und hatte keine Ahnung, wo ich mich befand

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Ich schlug die Augen auf und hatte keine Ahnung, wo ich mich befand.

Mein trüber Blick war auf die Zimmerdecke gerichtet. Das hohe Gewölbe war überzogen von einem atemberaubenden Fresko. Es zeigte einen tiefen Wald, in dem sich anscheinend ein alter Mann befand. Auf dem Pfad, der weg von der Holzhütte führte, waren zwei Jungen zu sehen, die etwa im Alter von sieben und neun sein mussten. Ihnen folgte ein großer, schwarzer Hund mit roten Augen, die als zwei kleine Rubine in die Decke eingelassen waren. Durch den dichten Nadelwald, der die gesamte rechte Hälfte einnahm, zogen sich Silberverzierungen und hier und da glitzerte ein polierter Smaragd oder ein glänzendes Opal. Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf den Weg, der aus dem Wald heraus durch goldene Felder und Blumenwiesen führte. Überall funkelten Juwelen und jeder Stein musste mindestens fünfzig Taler wert sein. Die beiden Jungen sah man auf dem Fresko allerdings mehr als einmal, als wollte der Maler ihre Geschichte erzählen. Ich erkannte, wie der kleinere auf den Schultern des größeren durch die Weizenfeldern getragen wurde, wie die beiden eine Pause auf einem Stein machten und wie sie eine wackelige Hängebrücke überquerten. Immer schlich der große, schwarze Hund hinter ihnen her und ich spürte ein leichtes Unbehagen. Er konnte die beiden mit einem Bissen auffressen. Ich schauderte. Irgendetwas an dieser Kreatur jagte mir Angst ein. Ich wusste, dass es sich um nicht mehr als eine erfundene Kindergeschichte handelte und trotzdem wurde es schlagartig kälter im Raum. Die tiefroten Augen, das gefährliche, pechschwarze Fell aus Obsidian, die langen Klauen an seinen Füßen und die enorm langen Zähne, die aus seinem Maul herausragten. Ich bildete mir ein, dass an seinem Kinn sogar ein wenig getrocknetes Blut klebte.

Ich war so fokussiert darauf gewesen, das Deckengemälde zu betrachten, dass ich eine andere Tatsache völlig vergessen hatte: Diese Edelsteine in der Decke waren nicht nur unglaublich schön, sondern hatten sicher auch ihren Preis gekostet.

Langsam kehrte nicht nur mein logisches Denkvermögen, sondern auch meine Erinnerungen zurück. Der Überfall, die brennende Kutsche, der Trubel um mich herum, als ich ohnmächtig geworden war.

Schlagartig holte mich auch die Erinnerung an die schmerzende Wunde ein, die der Stein an meiner Schläfe hinterlassen hatte. Ich bewegte vorsichtig meine Hand auf meinen Kopf zu, um zu überprüfen, wie stark ich verletzt war. Doch als ich die Stelle berührte, fühlte ich weder Blut, noch Schmerz.

Ich runzelte die Stirn. Was war mit meiner Verletzung passiert? Hatte ich den Überfall nur geträumt?

„Endlich. Du bist wach", ertönte eine tiefe, männliche Stimme, die wohl aus einer der Zimmerecken kam.

Vorsichtig stemmte ich mich auf die Ellenbogen und brachte mich schließlich in eine aufrechte Position. Der Raum, in dem ich mich befand war weitläufig und bis auf die Zimmerdecke relativ schlicht gehalten. Die Wände waren weiß gestrichen und ich entdeckte überall Schränke aus Metall. Eine Reihe von Betten zog sich durch den Raum, doch von dem guten Dutzend war nur das besetzt, in dem ich aktuell saß. Überall standen seltsam piepsende Geräte herum, aus denen lange Plastikschläuche hingen. In Wandregalen standen Kapseln gefüllt mit Blut und anderen Flüssigkeiten und alle Schubladen waren mit Wörtern wie „Schutzmasken", „Aspirin" oder „Verbände" beschriftet.

MASK ~ who you really areWo Geschichten leben. Entdecke jetzt