Früh am nächsten Morgen – die Sonne war gerade erst über den Horizont gestiegen – sollte sich meine Vermutung bewahrheiten.
Die Trainingshalle befand sich tief unter der Erde, zwei Etagen unter den Lagerräumen. Hier waren die Wände aus Granit und die Aufzüge waren ebenfalls aus einem anderen Material: Das Glas in den Obergeschossen verwandelte sich zu grauem Gestein in den Untergeschossen.
Die weitläufige Halle an sich war in etwa so groß wie ein Fußballfeld. Sie war ausgestattet mit Trainingspuppen aus Holz, Rüstungen aus Stahl, einem Ring für Zweikämpfe und so ungefähr zwanzig Waffenständern. Bogen und Köcher, Schwerter, Messer, Kampfstäbe, Chakrams, Wurfsterne, Pistolen, Gewehre, Dolche, Dreizacke, Elektroschocker, Morgensterne, Armbrüste mit Bolzen, Speere. Ich erkannte viele Klassiker auf den meisten der Wagen, die man auf je vier Rädern durch die Halle schieben konnte.
Doch es gab auch... exotischere Waffen.
Ganz am äußeren Rand des dritten Gestells befand sich eine Pistole, auf deren Griff eine violette Verzierung prangte. Alle anderen Pistolen waren vollständig schwarz. Etwas weiter von mir entfernt erkannte ich eine seltsame Röhre, deren Ende rötlich glühte. Und fast ganz am Ende der Ausstellung befanden sich zwei Paar Handschuhe.
Ich fragte mich, wozu die Röhre und die Handschuhe wohl in der Lage waren und was das Besondere an der Pistole war. Doch ich hatte die Vermutung, dass all meine Fragen während des Trainings eine Antwort erhalten würden.
Dominic und Blair standen flüsternd in einer Ecke. Sie unterhielten sich wahrscheinlich über den Tod ihrer Mutter. Zumindest, wenn man dem Ausdruck in ihren verletzten Augen Glauben schenken konnte. Spencer, Finn und Jasmine waren ebenfalls schon versammelt und schlenderten vor den Waffenständern auf und ab.
Als die breite Eisentür mit einem lauten Geräusch hinter uns ins Schloss fiel, blickte uns der Elektrizitätsmeister erstaunt an. Seine Augenbrauen schossen nach oben und er stieß sogar einen anerkennenden Pfiff aus. Ich konnte zwar die Überraschung über Cas' Lookveränderung erkennen, aber er sagte nichts dazu.
Eine von Jasmines pechschwarzen Augenbrauen wanderte missbilligend nach oben. Natürlich hatte die Adelige etwas dagegen. Sie hatte immer etwas dagegen, wenn ich damit zu tun hatte.
Spencer ließ sich keine Reaktion anmerken. Er ließ seine mit Eismagie geladenen Finger über einen Degen gleiten und griff schließlich nach dem kleinen Dolch daneben. Gute Entscheidung. Dolche waren auch meine bevorzugten Waffen. Sie glichen den Messern, die bei den meisten meiner Diebstähle an meiner Hüfte prangten. Der Kerl hatte zumindest einen erstaunlich guten Waffengeschmack.
Sofern ein stinkreicher Eismagier Geschmack haben konnte.
Das Gespräch zwischen Blair und Dominic verstummte ebenfalls. Die beiden starrten uns mit einer Mischung aus Verwunderung und Anerkennung an. Ich hätte schwören können, dass in den Augen des Prinzen noch etwas anderes lag, doch ich konnte es nicht wirklich zuordnen.
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MASK ~ who you really are
Fantasy„Wenn Menschen eine Maske tragen, verlieren sie sich manchmal in dieser Maske und machen sie zu ihrem wahren Ich, auch wenn es eigentlich nicht ihren Werten entspricht" Diebe sind Diebe, Prinzen sind Prinzen, Magier sind Magier. Ich gehöre schon sei...