Ich schleppte mich eine weitere halbe Stunde durch die engen Gassen der Stadt, damit ich sichergehen konnte, dass mir niemand folgte. Lautlos glitt ich von Schatten zu Schatten und bog an den Kreuzungen in zufällige Richtungen ab. Manchmal fragte ich mich, wieso ich mich trotzdem nie verlaufen hatte, obwohl ich diese Strategie schon seit mindestens drei Jahren ausführte.
Aber schnell war ich den kalten Eisregen leid, der immer noch in Strömen vom Himmel fiel. Die kalten Tropfen würden letztendlich nur dafür sorgen, dass ich mir eine Lungenentzündung einfing.
Daher zog ich den Kopf ein und eilte weiter, damit ich keine Sekunde länger der Novemberkälte ausgesetzt war. Meine Finger zitterten und es rann immer noch Blut aus den Verletzungen an Hand und Oberschenkel. Obwohl ich sie gekühlt hatte, musste ich sie dennoch bald von einem Pflanzenelementar heilen lassen. Außerdem verbesserte der stechende Schmerz in meinem Knöchel die Situation kein bisschen. Bei jedem meiner Schritte zog es mehr, als beim vorherigen und ich spürte den seltsamen Drang, mich irgendwo auf dem Boden zusammenzurollen und einzuschlafen.
Doch das durfte ich nicht. Dann wäre ich tot, bevor ich aufwachte.
Also lief ich einfach immer weiter gerade aus, bis sich mir ein bekannter Anblick bot: Ein ganz spezielles Restaurant.
Über dem Eingang des kleinen Gebäudes, das am Rand einer Straßenecke stand, hing ein blinkendes Schild, das den gehörnten Kopf eines chinesischen Drachen zeigte. Das Schild wechselte die Farbe von rot zu grün und wieder zurück. Außerdem standen überall am Straßenrand Laternen, die den Schriftzug über der Tür funkeln ließen: Chinese Dragon.
Da ich bereits des Öfteren hier gewesen war, wusste ich genau, in welche Richtung ich abbiegen musste, um an meinen Zielort zu gelangen: Den Schwarzmarkt.
Ich lief noch etwa fünf weitere Minuten, dann erreichte ich endlich die große, graue Lagerhalle, die einen ganzen Block einnahm. Nach außen sah sie einfach aus wie eine von Dutzenden.
Der perfekte Ort, um illegale Machenschaften zu betreiben.
Vorsichtig schob ich mich an der Frontseite des Bauwerks entlang und spähte um die Ecke. Als ich jedoch niemanden erkennen konnte, der mich beobachtete, sprintete ich - sofern es mir mit meinen Verletzungen möglich war - zu der kleinen, unspektakulären Tür und glitt ins Innere.
Ich wurde von trockenem Zigarettenrauch und leichtem Rotlicht empfangen. Überall waberten Wolken in der Luft herum, sodass man sich fühlte, wie in einer Disco mit künstlichem Nebel. Das spärliche Licht verstärkte dieses Gefühl nur noch.
Der beißende Gestank von Alkohol, Nikotin und diversen Drogen erfüllte die Halle. Ich musste ein Würgen unterdrücken, wie jedes Mal, wenn ich das Gebäude betrat.
Allerdings gewöhnten sich meine Sinne schnell an die Atmosphäre und ich konzentrierte mich auf das Wesentliche: All die Leute, die sich in der Lagerhalle tummelten. Ich erkannte nicht alle von ihnen, aber ein paar bekannte Gesichter blitzten zwischen Dampf und Marktständen auf.
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MASK ~ who you really are
Fantasy„Wenn Menschen eine Maske tragen, verlieren sie sich manchmal in dieser Maske und machen sie zu ihrem wahren Ich, auch wenn es eigentlich nicht ihren Werten entspricht" Diebe sind Diebe, Prinzen sind Prinzen, Magier sind Magier. Ich gehöre schon sei...