KAPITEL 05

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Die Sektflasche in dem Eis sah einfach viel zu verlockend aus, und ich war in dieser Situation einfach viel zu schwach, um ihr widerstehen zu können. Trotzdem hätte ich auf den ein oder anderen Schluck verzichten sollen. Randvolldicht taumelte ich mit der nur noch halbvollen Flasche in der Hand vor dem Gebäude.

"Um alles in der Welt, Eliza!" Fynn lief auf mich zu. "Was machst du hier? Warum ist Adlon nicht bei dir?" Mahnend entriss er mir den Alkohol. Ich beschwerte mich, woraufhin er belehrte, ich hätte mehr als genug gehabt. Schmollend zog ich eine Schnute. "Hör auf damit und sag mir was passiert ist." Stöhnend trat ich einen Schritt auf ihn zu, lehnte den Kopf frustriert an seine Brust. "Er hat mich vermisst", säuselte ich. "Fünf Jahre lang. Kannst du dir das vorstellen?" Gebannt packte er mich an den Schultern und drückte mich von sich. "Das ist doch großartig!" Er rüttelte leicht an mir. "Eliza, das heißt, ihr habt wirklich eine Chance!" Mein Schädel brummte zu stark, als dass ich mich hätte freuen können.

Adlon trat aus dem Schatten und genau in der Sekunde erklomm das Mittagessen meine Speiseröhre, ich übergab mich. Kurzdarauf stand er dicht hinter mir, hielt mir die Haare aus dem Gesicht.
"Geht's?", erkundigte er sich, als ich mich wieder aufrichtete. Ich nickte.
"Ich fahre dich jetzt lieber nach Hause." Fynn mischte sich ein. Er sah die Möglichkeit und ergriff sie. "Ich glaube, das ist nicht so eine gute Idee." Mit einem vielsagenden Blick deutete er auf mich. Adlon überzeugte es. "Er hat recht", murmelte er. "Ich nehme dich mit zu mir."

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"Na los, steig schon aus." Fortwährend weigerte ich mich, weshalb er sich über mich beugte, den Gurt löste und im Brautstyle durch die Türschwelle bis ins Gästezimmer trug. "Woah", staunte ich, weil er sich mit so viel Schwung umdrehte. "Ich fliege!" Einmal kurz aufzulachen konnte er sich nicht verkneifen. Aus irgendeinem Grund streckte ich mich, den Arm dabei in die Höhe, wodurch ich ihm beinahe von den Armen glitt. Gerade konnte er mich noch abfangen. Mit der falschen Hand klopfte ich gegen seine Brust. "Aufpassen." Er sah zu mir runter. Seine kristallblauen Augen strahlten mich an. "Das werde ich", flüsterte er nur noch, doch ich hörte es.

Sachte legte er mich auf der weichen Matratze ab, befreite mich von den High-Heels. Er lehnte sich dicht über mich, um mir die Träger von den Schultern zu streifen. Unsere Münder trennten höchstens drei Zentimeter.
Weil mein betrunkenes Ich keinen Scham kannte, schloss es dieses kleine Stück. Ich spürte seine weichen Lippen auf meinen, allerdings hielt es nicht lange an, denn er drückte mich von sich.
"Nicht jetzt", hauchte er. "Ich möchte, dass du dich daran erinnerst."

Er widmete sich wieder meinem Kleid, das er mir vorsichtig abstreifte. Bei dem Anblick von mir in schwarzer Spitzenunterwäsche, biss er sich auf die Unterlippe, unterband es sich jedoch schnell länger hinzusehen, weil er sich meine Trunkenheit nicht zugutekommen lassen wollte.
Um auch wirklich nicht in Versuchungen zu geraten, verließ er das Zimmer, besorgte Wasser sowie Aspirin. Das beides platzierte er auf dem Nachttisch und half mir erstmal unter die Decke, da eine Gänsehaut meinen Körper übersäte, als er zurückkam. "Hier, nimm das gegen die Kopfschmerzen", gab er mir schließlich die Tablette und ließ mich das ganze Glas austrinken.

"Brauchst du sonst noch was?" Müde schüttelte ich den Kopf. Meine Augen waren bereits geschlossen und ich in die Bettdecke gekuschelt. Ich hörte wie sich die Schritte entfernten, doch ich wollte nicht, dass er ging. "Adlon", nuschelte ich in das Kissen. Ohne dass er etwas geantwortet hatte, wusste ich, er hörte mir zu. "Bitte geh nicht. Ich will nicht, dass du dir das Bild anschauen musst." Schmunzelnd schloss er die Tür und setzte sich auf die frei Bettseite, von der aus er mich die ganze Nacht lang beobachtete.

Through the darkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt