KAPITEL 07

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"Keine Ahnung, Eliza. Wie oft noch? Du warst vollkommen dicht, er nahm dich mit zu sich und von allem was danach war, habe ich keinen Plan", fasste mein sogenannter Freund den Abend zum hundertsten Mal zusammen. Hätten wir allerdings nicht übers Telefon, sondern persönlich von Angesicht zu Angesicht gesprochen, wäre er dazu schon lange nicht mehr fähig. "Verdammt, Fynn! Wie konntest du das zulassen?", jammerte ich ebenfalls zum hundertsten Mal. "Komm runter. Als wäre es so schli-" Länger konnte ich mir sein Gerede nicht anhören. Ich beendete den Anruf.
Frustriert ließ ich mich auf mein Bett zurückfallen und bließ Trübsal, als mein Handy sich rührte. Ich rechnete mit einer Entschuldigung von Fynn, stattdessen war es jedoch Adlon, der sich entschuldigte.

Adlon: Hey, wie fühlst du dich? Hast du noch Kopfschmerzen? Vielleicht kann ich später nochmal bei dir vorbeischauen.
Tut mir leid, dass du dich heute morgen meinetwegen so unwohl gefühlt hast. Ich wollte dir das Kleid nur ausziehen, weil es so unbequem aussah. Geplant beim Schlafen bei dir zu bleiben habe ich auch nicht. Du hattest mich gebeten bei dir zu bleiben. Ich wollte dir den Wunsch nicht abschlagen. Hoffentlich ist das okay für dich.

Ich fühlte mich schrecklich. Ich hatte Adlon total zu Unrecht beschuldigt.

Eliza: Hey, mir geht es soweit ganz gut, schätze ich. Die Kopfschmerzen sind kaum noch zu spüren. Ich bin nur etwas erschöpft. Vielleicht ist es das Vernünftigste, wenn ich mich heute ausruhe. Aber wie wäre es morgen mit einem Brunch?
Und ja, ist vollkommen okay. Mir tut es leid, dass ich so überreagiert und direkt den Teufel an die Wand gemalt habe. Das war nicht fair. Ich hätte mit dir reden sollen. Entschuldigung.

Adlon: Mach dir keinen Kopf, ich hätte wahrscheinlich genauso reagiert. Ist schon vergessen.
Brunch klingt gut. Vielleicht so gegen 12 bei dir?

Eliza: Abgemacht! 12 Uhr bei mir. Ich freue mich.

Adlon: Ich mich auch :)

Aufatmend legte ich das Handy beiseite. Zwischen uns war nichts gelaufen. Wir hatten keinen Sex.

-

"Hm, das riecht köstlich", schwärmte er kaum hatte er einen Fuß in die Wohnung gesetzt. "Es gibt Bacon, Rührei, Toast, Pfannkuchen, frisch gepressten Orangensaft und Cornflakes. Ich wusste nicht genau, was du magst", berichtete ich, als ich zurück in die Küche eilte. "Ich muss die Pfannkuchen schnell fertig braten. Setzt dich schonmal." Damit widmete ich mich dem Herd.

Ich registrierte nicht, als er auf einmal direkt hinter mir stand. Erst als er lobte, "Die sehen wirklich gut aus", bemerkte ich ihn, fuhr erschrocken zusammen. "Tut mir leid", hörte ich ihn direkt an meinem Ohr leise flüstern. Mir lief es eiskalt den Rücken runter. Er stand so dicht hinter mir, dass unsere Körper tangierten und ich befürchtete er könne meinen erhöhten Herzschlag hören. Ich wagte es nicht, mich einen einzigen Zentimeter zu rühren.
"Ich glaube, der ist fertig." Er nahm den Griff und ließ den Pfannkuchen auf den Teller zu den anderen gleiten, was mich aus meiner Starre befreite. Mit dem beladenen Teller ging er zum Esstisch. Zaghaft folgte ich.

Schmatzend lobte er meine Kochkünste. "Ich habe noch nie ein so gutes Rührei gegessen", meinte er, wobei ich mir ziemlich sicher war, dass das eine Übertreibung war. Trotzdem nahm ich es so hin. "Was musstest du gestern eigentlich noch im Institut machen?", wechselte ich das Thema. "Einer der Praktikanten hatte ein paar Proben falsch sortiert. Das musste ich wieder in Ordnung bringen." Verstehend nickte ich.

"Eliza?" Abwartend sah ich zu ihm auf und schluckte den letzten Bissen runter. "Können wir darüber reden, was ich auf der Feier gesagt habe?" Darüber, dass er mich fünf Jahre vermisst hatte? Beinahe blieb mir das Essen im Hals stecken. Ich verkniff es mir die Augen aufzureißen und nahm einen großen Schluck Orangensaft. "Klar", sagte ich dann mit brüchiger Stimme. Mein seltsames Verhalten hätte ihm nicht entgehen können, dennoch kommentierte er es nicht und fuhr fort.
"Ich habe alles, was ich gesagt habe ernst gemeint. Ich habe jeden Tag an dich gedacht und bereut dich niemals angesprochen zu haben. Ich war es nicht gewohnt Mädchen anzusprechen. Die meisten sind auf mich zu gekommen. Vielleicht konnte ich es bei dir aber auch nur nicht, weil ich für dich anders als, jede andere empfunden habe." Ich spürte ein Ziehen in meiner Magengrube, hörte das Herz immer lauter gegen meine Rippen schlagen.
"Ich glaube, ich..." Er legte eine kurze Pause ein bis er meine volle Aufmerksamkeit hatte. "...habe mich in dich verliebt." Nun sprang mir das Herz endgültig aus der Brust.

Through the darkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt