KAPITEL 15

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Seit Adlon Klartext gesprochen hatte, schien es mit unserer Beziehung wirklich wieder Berg auf zu gehen. Es hatte unser Vertrauen, unseren Zusammenhalt gestärkt. Unsere Bindung, unsere Intimität war tiefer denn je.
Nicht einmal die schlimmste Mutter der Welt hätte das zerstören können. Das redete ich mir zumindest wiederkehrend ein, obwohl ich Miss Colby noch gar nicht getroffen hatte. Heute war allerdings der Tag gekommen.

"Sie werden dich lieben, Baby. Entspann dich." Er küsste mich gefühlvoll, doch ich erwiderte nur halbherzig, weil ich mit meinen Gedanken schon weiter war. "So darfst du mich auf keinen Fall nennen. Das könnte falsch rüberkommen. Sie würden denken, wir hätten den ganzen Tag nur Sex im Kopf und dass ich-" Verschmitzt grinsend unterbrach er mich: "Ist es denn nicht so?" Ich verpasste ihm einen leichten Schlag. "Das ist nicht witzig, Adlon. Nimm das gefälligst ernst." Krampfhaft unterdrückte er das Lachen, in dem er fast ausgebrochen wäre. Grimmig funkelte ich ihn an, weshalb er es nicht mehr zurückhalten konnte und in Gelächter verfiel.
"Warum nimmst du mich nie ernst?", jammerte ich und trat wie ein Kleinkind beleidigt auf der Stelle rum. "Tut mir leid." Er zog mich in eine Umarmung. "Du bleibst einfach zu süß, wenn du ernst sein möchtest." Kläglich stöhnte ich auf, verschanzte mein Gesicht an seinen Oberkörper und schlug ihm verzweifelt gegen die Brust.

"Wir sind da", verkündete er. Ich löste mich von ihm und atmete ein letztes Mal tief durch. "Okay, was denkst du, wie sehe ich aus? Wird es ihnen gefallen?" Er grinste. Das Grinsen gefiel mir nicht. "Weiß nicht. Frag sie doch." Geschmeidig drehte er mich um. Sie standen nur ein paar Meter vor mir. Nur die dünne Glasscheibe des Aufzugs trennte uns. "Oh mein Gott, hat sie mich gehört?", flüsterte ich, aber in diesem Moment öffnete sich die Tür.

"Adlon." Mit offenen Armen empfing sie ihn. "Hi, Mum." Ich verkrampfte die Hände ineinander und beobachtete wie er sich in eine herzliche Umarmung ziehen ließ.
"Und du musst Elizabeth sein", trat Mister Colby einen Schritt auf mich zu. Forschend nahm er mich in Augenschein. Nervös strich ich meine Kleidung zurecht.
"Richtig", sagte ich stoßartig. Die Mutter ließ von ihrem Sohn ab, der seinen Arm anmaßend um mich legte. Sofort fühlte ich mich um einiges wohler. Warmherzig lächelte ich sie an. "Es freut mich Sie kennenzulernen." Während sein Vater das Lächeln freundlich erwiderte, den Kopf anerkennend neigte, blieb Miss Colby ungerührt.
"Ich hoffe, du liebst Mac n' Cheese noch immer so wie früher", brachte sie hervor und wandte sich von uns ab, um das Esszimmer anzupeilen. Mir wurde flau im Magen. Adlons Griff um meiner Taille verstärkte sich, als wüsste er genau, was in mir vor sich ging. "Mach dir keine Sorgen", wisperte er und gab mir einen Kuss auf den Scheitel.

Das ganze Essen lang, hatte sie mich wie Luft behandelt. Sie interessierte nur Adlons Erfolg.
"Eliza hat mich dazu interviewt. Habt ihr den Artikel gelesen?", versuchte er mit einzubinden, doch ihre Mutter weigerte sie fortwährend mich auf jegliche Art zu involwieren. Kurz musterte sie mich mit einem rätselhaften Ausdruck und fuhr mit dem fort, in dem sie unschlagbar war - mich ignorieren. "Wie auch immer, hast du das Interview deines Vaters gesehen? Die Verkaufsquoten sind danach durch die Decke geschossen."
Jeder weitere Versuch mich einzubringen scheiterte. Irgendwann war es einfach nur noch frustrierend. Ich gab meinem Freund das Zeichen, es aufzugeben.

-

"Tut mir leid, Eliza", entschuldigte er sich, als wir endlich die Hölle verlassen hatten. "Ich weiß, du hast dir das anders vorgestellt." Ich zuckte mit den Schultern. "Kann man nichts machen." Er seufzte, verschränkte unsere Finger und stellte sich mir in den Weg. "Das wichtigste ist doch, dass wir uns lieben. Meine Mutter hat eben Schwierigkeiten neue Menschen zu akzeptieren, aber das ist doch egal." Gesenkten Kopfes nickte ich. Mir war es nicht so egal. Ich wollte, dass seine Eltern mich mochten oder wenigstens mit mir auskamen. Er nahm mein Kinn zwischen seine Finger und hob es. "Ich liebe dich, und dass meine Mutter Vertrauensprobleme hat, ändert nichts daran."

Through the darkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt