KAPITEL 09

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Gähnend schlug ich die Augen auf und drehte mich ihm zu. Mit einem Schmunzeln strich er mir eine Haarsträhne hinters Ohr, sodass er freien Blick auf mein noch müdes Gesicht hatte. "Hast du gut geschlafen?", versicherte er sich in seiner Morgenstimme. Ich nickte lächelnd. Ich liebte es neben ihm aufzuwachen. Der Morgen war immer die schönste Zeit. Kuschelnd, manchmal auch knutschend lagen wir im Bett und genossen die Zweisamkeit, während der Tag, mit ihm der alltägliche Stress langsam erwachte. "Gut", hauchte er und küsste mich auf den Ansatz.

Als ich irgendwann den Druck in meiner Blase spürte, machte sich das Gefühl eines unfreiwilligen Verzichts auf Erfüllung in mir breit. Frustration. Ich wollte nicht aufstehen, ihn verlassen. Auch wenn es nur eine Minute wäre.
Seufzend befreite ich mich aus seiner Umarmung und richtete mich auf, da schlang er seine Arme um mich und fragte, was ich machen würde. "Ich muss mal", murmelte ich wenig begeistert. "Kommst du wieder?" Ich nickte. Was für eine Frage. "Dann geh", nuschelte er und ließ von mir ab. Langsam setzte ich mich auf, an die Bettkante. Plötzlich umklammerte er mich erneut. "Aber beeil dich", wisperte er, weswegen ich mich grinsend erhob und die Hufen schwang. Auch ich wollte schnell zurück unter die warme Decke, mich an ihn schmiegen.

Mit Bedauern musste ich feststellen, dass er nicht mehr im Bett lag, als ich das Schlafzimmer betrat. Er fischte seine Klamotten vom Boden auf. "Victor hat schon wieder irgendwelche Proben durcheinander gebracht. Ich muss mich sofort darum kümmern", erklärte er, während er auf einem Bein hüpfte und in seine Jeans schlüpfte. Keine Ahnung, wie oft dieser Praktikant es inzwischen schon geschafft hatte unsere Zeit zu zweit zu zerstören. Irgendwann hatte ich aufgehört zu zählen.
Angesäuert stöhnte ich auf und maulte, wer ihn immer wieder ins Labor lassen würde. "Ich weiß, Baby." Er trat vor mich, platzierte die Hände auf meinen Oberarmen. "Aber dafür komme ich früher nach Hause." Die Freude war nicht allzu groß, denn ich wagte es zu befürchten, dass ein gewisser Victor Padovan einen Weg finden würde, uns einen Strich durch die Rechnung zu machen. Liebevoll drückte er seine Lippen auf meine und fegte dann weiter.

-

Gelangweilt saß ich auf der Couch und schrieb eine Ideensammlung für eine neue Geschichte, als mir mit einem Mal ein Einfall kam. Schelmisch grinsend zückte ich mein Smartphone.

Eliza: Hi, ich notiere gerade ein paar Gedanken zu einem neuen Roman. Hättest du Zeit kurz mal drüber zu schauen? :)

Weil ich die Antwort ohnehin kannte, setzte ich mich gleich daran diese "Gedanken" niederzuschreiben. Kurzdarauf kam von ihm die Antwort. Aufgeregt rieb ich mir die Hände und leitete die Datei weiter. Geöffnet. Die Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Fieberhaft wartete ich auf eine Rückmeldung. Schließlich vibrierte mein Handy.

Adlon: Darauf stehen Frauen also? Merk ich mir.

Und das tat er wirklich. Es war, als hätte er es auswendig gelernt, so gut konnte er diese Szene nachstellen.

Eliza: Darauf steht sie. Aber wie findest du's?

Adlon: Das kann ich dir erst morgen früh sagen.

Die Befindlichkeit gefiel mir. Ich wagte einen Schritt weiter.

Eliza: Warum?

Adlon: Weil ich es zuerst ausprobieren muss.

Sechs Wörter - ein Stich direkt in mein Herz. Es traf mich wirklich hart.

Adlon: Hey! Was machst du gerade?

Verdammt. Er kannte mich nach dieser kurzen Zeit schon viel zu gut. Es war fast furchteinflößend.

Eine Viertelstunde später kam er wie ein Irrer in die Wohnung gestürmt. Als er mich im Wohnzimmer entdeckte, ergriff ich kichernd die Flucht. Weit kam ich nicht, denn er fasste mich, warf mich über seine Schulter und lud mich auf dem Bett ab. Ich konnte das Gackern nicht unterbinden und machte einfach weiter bis mein Bauch es vor Schmerzen nicht mehr zuließ. Bei dem Anblick, mich glücklich zu sehen, konnte auch er es sich nicht mehr verkneifen und brach ebenfalls in Gelächter aus.

Als wir uns wieder eingekriegt hatten, stütze er den Kopf auf seinem Arm ab, sah mich an. "Bitte mach sowas nie wieder", sagte er. Meine Braue zuckte in die Höhe. "Wieso nicht?" Langsam näherte er sich meinem Gesicht, lehnte die Stirn gegen meine. "Weil ich dich lang genug vermisst habe." Nun erlosch das Grinsen in meinem Gesicht.
Im nächsten Augenblick presste er seine Lippen hungrig gegen meine. Der leidenschaftliche Kuss ging in ein heißes Rummachen über, das alle, von mir geschilderten Fantasien haargenau erfüllte.

Through the darkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt