KAPITEL 18

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Ich steckte den Schlüssel ins Schloss, doch genau in diesem Moment wurde sie mit Schwung aufgerissen. Lächelnd sah ich zu Adlon auf. Sein Gesicht war bitter.
"Wo warst du?", fragte er todesernst. Ich legte die Stirn in Falten, trat ein. "Bei dem Designer für das Buchcover. Das wei-" Wutentbrannt schnitt er mir das Wort ab: "Lüg mich nicht an!" Erschrocken fuhr ich zusammen. Mit einem Schlag wurde mir klar, wie das hier ausgehen würde. Langsam drehte ich mich um und legte meine Hand an sein Gesicht. "Adlon, hör zu, das ist die Wahrheit, aber lass uns ein anderes Mal darüber reden." Seine Augen blieben genauso kühl wie zuvor. "Das bist nicht du. Geh nach Hause, schlaf eine Nacht drüber und wir reden morgen." Grob packte er meine Hand, nahm sie von sich. "Damit du dir eine Ausrede überlegen kannst? Verkauf mich nicht für dumm, Eliza. Niemand beleibt bis halb eins bei irgendeinem Designer, um an einem bescheuerten Cover zu arbeiten."

Meine Augen schimmerten feucht. Dachte er- Nein, das würde er niemals. Er wusste, wie absurd es war. Wir liebten uns. Wir vertrauten uns. "Wie-wie meinst du das?" Ich spürte, wie meine Kehle eng wurde. "Das weißt du ganz genau. Verarsch mich nicht und sag mir endlich die Wahrheit." Meine Unterlippe zitterte, weshalb ich meine Lippen aufeinanderpresste. Das Wasser stieg in meine Augen. Wie konnte er so von mir denken?
"Ich liebe dich", brachte ich mit tränenstickiger Stimme hervor. Wimmernd wischte ich die erste Träne aus dem Gesicht. "Sowas würde ich dir - uns niemals antun."

Plötzlich zog er mich an sich. Sein Kopf vergrub er in meinen Haaren. "Ich bin der schlimmste Freund, den man haben kann", nuschelte er. "Du hast etwas besseres verdient." Kopfschüttelnd klammerte ich mich an ihn. "Das ist nicht wahr." Nun verneinte er mit einer Kopfbewegung. "Doch, Eliza." Er löste sich von mir. Ich erkannte die Tränen, die er zurückdrängte. Seine Augen mussten fürchterlich brennen. "Ich bin so egoistisch, verdammt." Sachte trocknete er meine Wangen und platzierte seine Hände dort.
"Nur weil ich dich so unfassbar liebe, bringe ich dich ständig in Gefahr. Wenn dir irgendwas wegen mir zustößt, ... das könnte ich mir niemals verzeihen." Er ließ mich los, doch ich schnappte mir seinen Arm. "Nein, Adlon, wir schaffen das. Ich bin mir ganz sicher. Ich würde dir verzeihen - jedes einzelne Mal. Ich meine, das habe ich doch schon getan." Entschlossen guckte ich ihn an, aber er wandte sich seufzend ab, näherte sich der Tür.

Frustration breitete sich in mir aus, da fiel es mir ein. Bill. "Du bist nicht wie er." Auf Punkt und Stelle erstarrte er. Ich trat einen Schritt näher. Mit meiner Hand auf seiner Schulter, drehte ich ihn vorsichtig um. "Du bist kein grauenvolles Monster." Nun hielt er die Tränen nicht länger zurück. "Doch das bin ich", nickte er entschlossen. "Ich bin genau wie er." Schniefend wischte er den salzigen Tropfen beiseite und wollte weitergehen, als ich die Tür jedoch vor seinen Augen zudrückte, mich in den Weg stellte.

"Okay, dann sag mir jetzt ins Gesicht, dass du mich nicht liebst, dass die letzten sechs Monate nichts weiter als ein Spiel waren", verschränkte ich die Arme vor der Brust und sah ihn herausfordernd an. Er senkte den Kopf. "Du weißt, dass war es nicht." Ich zwang ihn dazu mich anzusehen. "Dann verlass mich nicht", sagte ich eindringlich.

Aufbrausend wich er meinem Blick aus. "Verdammt, Eliza, es geht nicht anders! Ich will dir nicht wehtun." Fassungslos starrte ich ihn an. Langsam geriet auch ich in Rage. Wie konnte er denken, einfach zu gehen wäre schmerzloser? "Was denkst du, was du tust, wenn du jetzt gehst? Mich im Stich lässt. Gib doch nicht so schnell auf. Ich hatte wirklich erwartet, dass du mehr für uns kämpfen würdest." Er kam ein Stück näher. "Ich hätte alles für dich getan! Ich würde alles für dich tun, aber es geht nicht. Versteh doch bitte, dass es besser so ist. Ich tu dir nicht gut." "Seit wann darfst du entscheiden was schlecht und was gut für mich ist?"

Angestrengt stieß er Luft aus. Er konnte dieser Diskussion nicht länger standhalten. Für ihn war es tausend Mal härter. Mich loszulassen, würde bedeuten den einzigen Menschen, bei dem er sich je sicher gefühlt, dem er sich anvertraut und gegenüber geöffnet hatte, zu verlieren. "Eliza, geh zur Seite", bittete er mich am Ende seiner Kräfte angelangt. Widerwillig schüttelte ich den Kopf. Es raubte ihm den letzten Nerv.
Schnaubend griff er nach der Türklinke. Volle Kanne knallte die Tür gegen mich. Ich stolperte nach vorne. Ehe ich Bekanntschaft mit dem Boden machen konnte, packte er mich und hielt mich zurück. Rücksichtlos stieß er mich von sich. Nachdem er sich versichert hatte, dass es mir gutging, meinte er noch, "Deswegen darf das mit uns nicht weitergehen" und ging.

Through the darkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt