Christian Grey

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CHRISTIAN POV

Die ersten Meetings des Tages sind vorbei. Ich habe ein wenig Zeit und stehe nun, einen Kaffee in der Hand vor dem Fenster meines Büros und schaue hinunter auf die Stadt. Das hab ich in letzter Zeit so oft getan. Dieser Blick verleiht mir Ruhe. Entweder ich stehe hier oder an einem der Fenster in meiner Wohnung. Wochenlang geht das nun schon. Wochen in denen ich einen Entschluss gefaßt habe.

Irgendwie fühle ich mich seltsam befreit. Seit Susanna das Escala still und leise verlassen hat, habe ich zum ersten Mal nach langer Zeit wieder das Gefühl atmen zu können. Ich will ein neues Leben, ein anderes Leben! Eigentlich hab ich so viel nachzuholen. So vieles, was andere Männer in meinem Alter hinter sich haben, habe ich noch nie gemacht. Noch nie war ich in einem Club. Partys. All das kenne ich nur vom Hörensagen. Ohne-Night Stands, Dates all das gehörte nie zu meinen Bekanntschaften.

Vielleicht sollte ich mal mit Elliot um die Häuser ziehen. Mein Bruder ist ja ein stadtbekannter Herzensbrecher. Aber ob er jetzt noch so viel raus kommt? Kate hat ihn ganz schön an der Kandare. Manchmal kann ich es kaum fassen. Er hat schon halb Seattle flach gelegt und ausgerechnet bei Kate Kavanagh bleibt er hängen. Erst war ich gar nicht begeistert. Schließlich arbeitet sie für die Times. Aber bisher kann ich ihr nichts vorwerfen. Sie scheint Elliot und unserer Familie gegenüber loyal zu sein. Das will ich ihr auch geraten haben. Schließlich mache ich Geschäfte mit ihrem Vater. Und der wäre nicht sehr amüsiert, wenn seine Tochter Details aus unserem Privatleben rausposaunen würde. Das würde ihm schaden. Das weiß er. Er kennt mich. Da kenne ich nichts.

Ja, vielleicht genehmige ich mir mal einen Clubabend mit Elliot. Schaue was sich ergibt. Es muss ja nicht gleich die große Liebe sein. Aber ein One-Night-Stand? Das ist irgendwie auch nicht meine Sache. Andererseits wird einem die Traumfrau wohl auch nicht auf dem Silbertablett serviert. Und kann ich das überhaupt? Eine Frau lieben, so wie sich das normale Leute vorstellen? So mit Herzchen und Blümchen? Und dann noch meine ganzen Probleme. Werden nicht alle nur mein Geld sehen? Ich muss mich in Acht nehmen. Der Falschen auf den Leim zu gehen würde mir Hohn und Spott einbringen, das kann ich mir nicht leisten. Und kann man mich überhaupt lieben? Mich den Kontrollfreak, den abgefuckten Sohn einer Crack Hure? Den Mann, der sich nicht anfassen läßt?

Ich mache mir schon wieder viel zu viele Gedanken. Heute werde ich nach Portland fahren und auf der Abschlussfeier der WSU eine Rede halten. Danach wieder nach Hause. Eine Runde Training mit Bastille und morgen dann der Bewerbungsmarathon. Wiedermal sind die Tage unter der Woche voll mit Terminen. Aber das Wochenende wird diesmal wieder ein einsames sein. Das einsamste seit 3 Monaten. Ja, es gab immer mal Zeiten, wenn ich keine Sub hatte, in denen ich die Wochenenden alleine verbrachte. Meistens bin ich Segelfliegen oder auf die Grace gegangen. Mich ablenken von der Leere in meinem Leben. Dieses Wochenende hatte Mum mal wieder zu einem ihrer Essen geladen. Vielleicht sollte ich einfach schon früher hinfahren. Mich ein wenig an den Pool legen, mit Dad reden, so wie früher. Elliot würde sicher erst später mit Kate kommen und Mia war noch in Paris. Ich bin sicher meine Eltern freuen sich. Gleich nachher werde ich meiner Mum eine Nachricht schreiben und sie fragen, ob es ihr Recht ist, wenn ich schon am Nachmittag komme.

Meine Gedanken gehen zurück zur Arbeit. Andrea wird mich verlassen. Na ja, nicht wirklich. Aber sie wird mit ihrem Mann nach London ziehen. Er ist Investment Banker und wird dort als Leiter der Filiale arbeiten. Sie geht mit. Ganz klar. Als sie mir das sagte, wusste ich nicht wie ich reagieren soll. Seit Beginn von GEH ist sie meine Assistentin. Sie hat die Firma quasi mit aufgebaut. Keine kennt mich so gut wie sie. Aber es wäre doch sehr egoistisch, wenn ich ihr im Wege stehen würde. Um sie nicht ganz zu verlieren, haben wir in London ein Büro aufgemacht. Für unsere Europa-Kunden. Andrea wird das Büro leiten. Und somit muss ihre Stelle neu besetzt werden.

Andrea hat die zahlreichen Bewerbungen gesichtet und schon Gespräche geführt. Drei passende Damen sind übrig geblieben. Die treffe ich nun morgen. Auf der Fahrt nach Portland werde ich mir mal die Bewerbungen genauer ansehen. Welch sollte alle drei Kandidatinnen genauer überprüfen. Er hatte keine Einwände. Ich hoffe sehr, dass eine dabei ist, die meinen Anforderungen gerecht wird. Die mit einem schwierigen und launischem Chef wie mir zurecht kommt. Die sich nicht zu schade ist, für meine manchmal doch recht aussergewöhnlichen Wünsche. Ich weiß noch, wie Andrea geschaut hat, als ich sie damals um Rat fragte, wie ich es wohl anstelle unauffällig für meine damalige erste Sub eine Kleiderauswahl zu besorgen. Mittlerweile ist sie daran gewöhnt. Fragt nur noch nach Größen und schon schickt sie eine Personal Shopperin bei Neaman-Marcus in die Spur. Meist hab ich keine 24 Stunden später einen prall gefüllten Kleiderschrank für meine neue Sub. Aber das hat ja nun ein Ende. Hab ich mir jedenfalls vorgenommen. Susanna hat alle Kleider da gelassen. Ich muss Andrea noch bitten, sie einer wohltätigen Vereinigung zukommen zu lassen. Was soll ich mit dem ganzen Kram?

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