Gespräche am Morgen

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CHRISTIAN POV

Wieder ein Montag. Wieder mal stehe ich am Fenster und schaue hinüber auf die Bucht. Das Wetter heute ist scheußlich. Ob es irgendwann mal wieder aufhört zu regnen? Das Wetter scheint zu meiner Stimmung zu passen. Heute morgen ging es mir noch blendend. Die Aussicht darauf SIE wieder zu sehen, gefiel mir. Jetzt fühle ich mich einfach nur beschissen. Die Gedanken fahren Achterbahn in meinem Kopf und ich habe noch keine Lösung gefunden, wie ich sie anhalten kann. Schon seit 6 Uhr bin ich hier. Hab schon alle Mails aus der Nacht abgearbeitet. Die Mitarbeiter in Europa und an der Ostküste müssen denken, dass ich nie schlafe. Heute liegt wieder einiges an. Und heute ist der erste Tag ohne Andrea.

Unwillkürlich landen meine Gedanken wieder bei IHR. Bei der kleinen Miss Steele. Immer wieder schleicht sie sich in meinen Kopf. Ohne das ich es beeinflussen kann. Sie kehrt immer wieder zurück. Ich muss mich regelrecht zwingen nicht an sie zu denken. An ihre Augen, ihren Duft. <Grey, nimm dich zusammen. Sie ist jetzt Deine Angestellte. Du hast Deine Chance vertan.>

Ich versuche mich abzulenken von diesen Gedanken. Schaue zurück. Das Wochenende war sterbenslangweilig. Ich habe mich beim Sport ausgepowert und bin mit meinen Geschwistern und ihren Freunden zur Eröffnung eines neuen Clubs gegangen. Mia war ganz aus dem Häuschen. Das erste Mal, dass ich sie zu sowas begleite. Leider hatte Mia ihre Freundin Lilly dazu eingeladen. Sie himmelt mich seit Jahren an. Unerträglich. Schon so oft habe ich ihr signalisiert, dass ich nichts von ihr will. Aber sie scheint es nicht zu checken. Als sie mir fast an die Wäsche wollte bin ich gegangen. Das ging wirklich zu weit. Außerdem widern mich besoffene Weiber an. Und Lilly hatte eindeutig zu viel. Beschissener hätte es kaum laufen können, dabei hatte ich mir von diesem Abend doch wirklich was versprochen.

Heute ist der erste Tag ohne Andrea. Und somit der erste mit Ana alleine. Wieder ist sie da. Ich kann nichts dagegen machen. Die ganze letzte Woche hat Andrea sie eingearbeitet. Wir hatten kaum eine Möglichkeit mal alleine zu sprechen. Sie hat jede Information aufgenommen wie ein Schwamm. Wollte alles wissen, hat alles hinterfragt. Um ihr einen Überblick über die Holding zu verschaffen, habe ich mit ihr gemeinsam eine Art ‚Stammbaum' aufgestellt. Ein ganz schön verzwicktes Gebilde an Firmen und Tochterfirmen ist dabei herausgekommen. Ganz schön verwirrend auf den ersten Blick. Aber Ana hat das ganze super optisch dargestellt und auf einige kleine Fehler hingewiesen. Ihr Uniwissen hat ihr dabei geholfen. Diese Dinge mit meinen Anwälten zu besprechen, dass wird diese Woche auf der Agenda stehen. Warum Geld verschwenden, wenn man es einfach einsparen kann.

„Guten Morgen Mr. Grey." reißt mich ihre Stimme aus meinen Grübeleien. Sie ist überpünktlich. Noch keine 8 Uhr. Irgendwie freue ich mich auf einen Tag mit ihr. Sie ist heute mein Lichtblick. Licht am Ende des Tunnels mit all meinen wirren Gedanken.

„Miss Steele. Ihnen auch einen schönen Morgen. Wie war ihr Wochenende?"

„Totlangweilig. Ich habe ja noch keine Freunde hier in Seattle. Meine Nachbarin hat mich zur Eröffnung eines neuen Clubs mitgeschleift. Aber nachdem sie schon in der ersten Stunde Anschluss gefunden hat, habe ich mich vom Acker gemacht. Liegt mir nicht, so alleine in einem Club abhängen."

„Wann sind die gegangen?"

„Schon gegen 23 Uhr."

„Hätten sie eine halbe Stunde gewartet, hätten wir uns gesehen und sie hätten mich vor der zudringlichen Freundin meiner Schwester retten können."

„Sie waren auch da?"

„Klingt als ob sie das überrascht."

„Um ehrlich zu sein ja. Sie machen mir eher den Eindruck als liebten sie klassische Musik. Ruhige Konzerte, Oper, Theater. Einen Party-Gänger hab ich eher nicht in ihnen gesehen."

„Sie kennen mich schon ziemlich gut. Ich weiß auch eigentlich nicht mehr, warum ich mich darauf eingelassen habe." <Oh doch, das weißt Du. Du willst verpasstes nachholen. Endlich ein Leben wie die anderen führen.>

„Haben sie keinen freien Willen, Mr. Grey?"

„Oh doch Miss Steele. Aber manchmal tut man Sachen und weiß später nicht mehr warum. Sind Clubs denn ihr Ding?"

„Manchmal. In der richtigen Begleitung. Aber ich gehe auch gerne ins Theater. Normal kann ich einem Wochenende zu Hause viel abgewinnen. Schlabberlook, kein Make up, tun und lassen worauf ich Lust habe. Meist jogge ich morgens eine Runde. Duschen und dann ab aufs Sofa mit einem guten Buch."

„Klingt nach einer guten Wochenendbeschäftigung. Joggen sie jeden Morgen?"

„Ich sollte, aber zurzeit kann ich mich nicht aufraffen. In Portland musste ich nie um 8 Uhr im Büro sein. Da konnte ich später aufstehen. Ich muss mich wohl nach an den veränderten Tagesrhythmus gewöhnen. Außerdem hab ich noch keine schöne Strecke gefunden."

„Dann schlag ich vor, ich bin morgen 6.00 Uhr bei Ihnen und ich zeig ihnen meine Lieblingsstrecke."

„Aber das ist nicht nötig, Mr. Grey."

„Keine Widerrede. Morgen 6.00 Uhr. Und ab sofort fangen sie 8.30 Uhr an. Dann haben sie nach dem Laufen noch genügend Zeit."

„Einverstanden." Sie lächelt mich an und ich bin verloren. Wie macht sie das nur?

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