Der Morgen danach

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Am nächsten Morgen:

Das nervige Klingeln von Ana's Handy läßt Christian aus dem Schlaf aufschrecken. Er ist alleine im Bett und sofort begreift er, dass irgendwas nicht stimmt. Ana's Bettseite ist nicht nur leer, sondern auch kalt. Sie muss schon vor längerer Zeit aufgestanden sein. Aber warum zum Geier, ging sie nicht an ihr Handy? Christian sprang auf und rief nach ihr. Aber es gab keine Reaktion. Schnell zog er sich seine Hose über, die auf dem Boden vor dem Bett lag.

Er öffnete die Schlafzimmertüre und ging hinaus, den Gang entlang Richtung Küche. Dabei folgte er dem Klang des Handy's. Irgendwo auf dem Küchentresen hatte er es lokalisiert. Als er es endlich in der Hand hielt rief er wieder nach Ana. Aber auch diesmal bekam er keine Antwort. Zurück im Schlafzimmer lauschte er, aber auch aus dem Bad waren keine Geräusche zu hören. Also öffnete er vorsichtig die Türe, in der Hoffnung Ana dort anzutreffen. Aber nichts.

Langsam machte sich Panik in ihm breit. Scheiße! Wo zum Teufen ist sie nur. Er versuchte sich zu beruhigen und logisch an die Sache ran zu gehen. So wie er es gewohnt war. Dinge sichten und analysieren und dann die passenden Schlüsse ziehen. Immer noch hatte er Ana's Handy in der Hand. Würde sie raus gehen ohne dieses Ding? Ja. Schon möglich. Dann würde sie auf den Kameras zu sehen sein. Er stürmte nach oben in Taylors Büro, wo alle Überwachungsbildschirme waren. Er spulte die Aufnahme aus dem Foyer vor dem Aufzug zurück bis er Ana sah. Sie hatte Jeans und Hoodie an. Laufschuhe und trug ihren kleinen Rucksack in der linken Hand. Sie schaute in die Kamera. Scheiße, sie weinte. Er sah, wie sie einen Zettel unter der großen Vase festklemmte und dann warf sie ihm einen Kuss zu. Wie ein Wilder raste er hinunter ins Foyer und griff sich den Zettel.<Sorry, Du bist mein Leben. Ich liebe Dich! Ana xx>.

Schlagartig wurde ihm bewusst, dass sie weg ist. Gegangen. Seine schlimmsten Befürchtungen sind wahr geworden. Sie ist weg.

Sein Herz raste. Das durfte einfach nicht wahr sein! Wie konnte sie so einfach gehen, ohne ein Wort darüber zu verlieren? Das war anders abgesprochen. Außerdem.... Was war passiert, dass sie zu diesem drastischen Schritt bewog?

Christian lies sich auf den Boden gleiten. Das alles durfte einfach nicht wahr sein.

Wie lange er so da saß, wusste er nicht. Irgendwann rappelte er sich auf und ging zurück in sein Schlafzimmer. Er griff nach seinem Handy, dass auf seinem Nachttisch lag. Wie nicht anders in einer solchen Situation zu erwarten, wählte er Taylors Nummer.

„Guten Morgen Mr. Grey." meldete sich dieser nach kurzem Klingeln.

„Ana ist weg. Sie ist gegangen."

„Was?" fragte Taylor ungläubig.

„Überprüfen sie wie sie hier weg gekommen ist."

„Wir wollten..." versuchte er Christian zu widersprechen.

„Ja ich weiß, aber ich muss wissen, wie sie hier weggekommen ist. Ist sie freiwillig gegangen oder vielleicht auch nicht? Das müssen wir klären. Sollte sie nicht freiwillig gegangen sein, dann müssen wir umgehend Ray einschalten."

„Ich werde mich sofort an die Arbeit machen."

Zum ersten Mal an diesem Morgen registriert Christian die Uhrzeit. Es ist bereits 10.22 Uhr. Wann hatte er zuletzt so lange geschlafen? Zudem bemerkte er auch einen leichten Kopfschmerz. Verdammt! Hatte sie ihn etwa K.O. Gesetzt? Ihm irgendwas in den Orangensaft getan, damit er auf jeden Fall schläft und sie nicht von ihrem Vorhaben abhält? Sofort machte er sich auf den Weg ins Badezimmer. Er wusste, dass Ana dort ihre Medikamente aufbewahrte aber ansonsten fand er nichts, mit dem Ana ihn ausgedockt haben konnte.

Wenig später, auf der Suche nach einer Flasche Wasser fand er jedoch die Dose mit Schlaftabletten. Ana hatte sie einfach in der Küche stehen lassen. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihm irgendwas zu verheimlichen.

War das ganze geplant? Er dachte kurz nach.... NEIN! Ganz bestimmt nicht. Also... es musste gestern auf dem Ball irgendwas passiert sein.

Während dessen in Falls Church - nähe Washington DC

Anna war gerade mit Harm und Mac in Falls Church angekommen. Ein Blick auf ihre Uhr verriet ihr, dass Christian vermutlich schon wach war. Ob er schon registriert hatte, dass sie gegangen war? Sicher! Er war einfach zu intelligent um nicht zu verstehen, was all ihre Hinweise zu bedeuten hatten.

Wie gerne wäre sie geblieben! Aber das war keine Alternative. Zu Bleiben und Christian die Wahrheit über seine angebliche „Freundin" zu verraten hätte ihn und alle in der Familie in Gefahr gebracht. Jetzt wo Miles wusste, wo sie sich aufhielt und die Geschichte von ihrem Tod aufgeflogen war, jetzt war sie in Seattle nicht mehr sicher. Miles würde in kürzester Zeit wissen, wie sie die letzten Jahre verbracht hatte.

Ray war in Gefahr, dass wurde ihr gerade in diesem Moment klar. Sie musste ihn vorwarnen, damit er sich in Sicherheit bringen konnte. Christian würde wohl auf sich selbst aufpassen können. Er hatte Taylor und Welch. Sie würden nicht zulassen, dass ihm irgendwas passiert.

„Hey, Ana. Möchtest Du Dich kurz frisch machen? Oder vielleicht ein bisschen schlafen?" holte Harm Ana aus ihren Gedanken.

„Ja, ich denke, ein paar Stunden Schlaf würden mir gut tun."

„Willst Du vorher Christian anrufen?"

„Das wäre keine gute Idee."

„Willst Du mir das erklären?" hakte er nach.

„Die Frau, die mich verraten hat, sie ist aus seinem direkten Umfeld. Er sagt, sie sei eine Freundin. Und auch, wenn sie nicht mehr viel Kontakt haben, sie wird alles versuchen, heraus zu bekommen, wo ich bin. Miles muss erkennen, dass er von Christian nichts erfährt, weil der eben nicht weiß, wo ich bin. Und sie kennt ihn einfach zu gut, als das sie nicht merkt, wenn er sie belügt. Ich will, nein ich muss, Christian beschützen. Ihn und seine ganze Familie. Wenn ihnen was passiert, nur wegen mir, dass könnte ich mir nicht verzeihen."

„Apropos, willst du mir mal endlich alles erzählen. Das was ich von Fornell weiß ist nur dürftig."

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