Das Vorstellungsgespräch

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CHRISTIAN POV

Seit ich heute morgen aufgestanden bin, bin ich irgendwie angespannt. Ja fast schon nervös. Nur noch eine halbe Stunde und ich werde sie wiedersehen. Anastasia. Wie dieser Name klingt! Andrea hat wirklich eine sehr gute Auswahl getroffen. Die beiden Termine von heute Vormittag waren gut. Die erste Kandidatin, Vera, wird sicher eine gute Alternative sein. Eine sehr beeindruckende Persönlichkeit. Vielleicht ein wenig zu hart. <Perfekte Domina> war eine meiner Assoziationen, als ich sie mir genauer ansah. Sie würde sicher alles gut im Griff haben. Ihre Zeugnisse und Referenzen waren gut. Sie hatte bereits Erfahrung als PA. Aber Andrea hatte mir verraten, dass sie besondere Hoffnungen in Miss Steele legt. Deswegen auch der letzte Termin heute mit ihr. Dann hatten wir keinen zeitlichen Druck nach hinten. Und eine Tischreservierung für uns drei hatte sie auch bereits getätigt. Andrea kannte mich nur zu gut. Und sie wusste, dass mir diese Mitarbeiterin besonders wichtig war. Niemand, außer Taylor und Gail würden so nah an mir dran sein. Ich war mir sicher, Andrea, Taylor und Gail kannten alle meine Abgründe und sie schützen meine Privatsphäre. Auch meiner Familie gegenüber. Aber ich würde in Zukunft schlecht in London anrufen können, wenn meine PA eine persönliche Besorgung für mich machen muss.

In der Nacht hatte ich mal wieder kaum geschlafen. Zuviel ging mir durch den Kopf. Die kleine Miss Steele natürlich, aber auch Susanna, Elena, meine Familie.

Elena hat mich zu dem gemacht, der ich heute bin. Daran hatte ich nie einen Zweifel. Hatte sie vielleicht Recht? War ich kein Mensch der lieben konnte? Sollte ich also doch besser mein Leben weiter so führen wie bisher? Nein! Es war in den letzten Monate nur noch unbefriedigend. Bisher hat es mir immer gefallen meine Subs zu schlagen. Ich konnte damit die Aggressionen gegen meine Mutter wunderbar loswerden. Am Anfang als Dom habe ich meine Subs zu Fehlern provoziert um sie schlagen zu können. Manchmal hatte ich ganze Wochenenden mit einer Bestrafungsaktion nach der nächsten verbracht. Angefangen von verweigerten Orgasmen bis hin zu Schlägen mit dem Rohrstock. Ich war einfach ein perverses Arschloch. Konnte ich das ändern? Konnte ich mich ändern? Oder hatte ich mich schon geändert?

Susanna und auch ihre Vorgängerin Mandy haben mich teilweise absichtlich gereizt um endlich Schläge von mir zu bekommen. Sie brauchten es und ich gab es ihnen, weil ich es vertraglich zugesagt hatte, aber nicht weil ich es wollte. Meine Verantwortung als Dom, meine Rolle, meine Pflicht dieser zu entsprechen haben mich in den letzten Monaten dazu gebracht Bestrafungen durchzuführen, nicht mehr mein Wunsch nach diesem Gefühl, dass ich Anfangs immer empfand. Oder war ich schon so abgefuckt, dass ich schlimmere Dinge tun musste um noch etwas zu fühlen?

Als Elena mich in diese Welt einführte, da glaubte ich den Gral gefunden zu haben. Eine Möglichkeit alle Seiten meiner Persönlichkeit unter einen Hut zu bringen, ohne auf etwas verzichten zu müssen. Sex haben zu können ohne berührt zu werden. Aggressionen ausleben an Menschen, die sie dankbar annahmen und ich brauchte keine Konsequenzen fürchten. Es war ein wunderbarer Ausweg aus meiner heillos kaputten Persönlichkeit. Die Regeln brachten Struktur in mein Leben. Später gaben sie mir die Kontrolle. Kontrolle über die Menschen, die sich mir anvertrauten. Ohne diese Kontrolle konnte ich nicht leben. Würde das auch gehen, wenn ich eine normale Beziehung eingehe? Sicher nicht. Oder doch?

Mein Kopf schwirrt. Noch gestern Morgen war ich mir sicher, dass ich neu anfangen muss. Ohne diese BDSM Geschichte. Und jetzt schwanke ich wieder. Aber warum? Ich war in den letzen Wochen nur noch frustriert. Alles was ich tat, brachte mir nicht mehr das gewünschte Ergebnis. Einzig mit Bastille beim Sport fühlte ich mich noch gut. Weder im Spielzimmer noch außerhalb mit Susanna konnte ich die Wochenenden genießen. Und jedes unbefriedigende Wochenende zog eine Woche mit schlechter Laune nach sich. Was also soll ich tun?

Andrea unterbricht meine Gedanken. Sie ist da. Die wunderschöne Miss Steele. Die Tür des Besprechungszimmers geht auf und mein Puls steigt an. <Grey, bekomm dich in Griff. Das hier ist kein Date sondern ein Vorstellungsgespräch.>

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