3. Kapitel

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Was ich Freitagnacht festgestellt hatte, ließ mich das ganze Wochenende nachdenken

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Was ich Freitagnacht festgestellt hatte, ließ mich das ganze Wochenende nachdenken. Selbst Mom und sicher auch Dad waren derselben Meinung wie Bayton. Und auch wenn sie drei um einiges mehr über psychische Krankheiten und Therapie wussten, war ich mir im Klaren, dass man bei Dario hier nicht weiterkommen würde. Ich hatte es einfach im Gefühl.

Ich kann mir vorstellen, dass man mich hier nicht verstehen kann. Warum interessiert dich das so, Noè? Verdammte Scheiße, kennt das denn niemand, wenn man jemanden aus der Ferne mag? So ein Crush? War Dario nun wirklich ein Crush? Das vielleicht eher weniger, aber er war jemand, den ich bereits kannte, seit ich 4 Jahre alt war. Und ihn neben mir älter werden zu sehen, aber dennoch kaum etwas über ihn zu wissen, lag mir quer im Magen.

Plus, es schmerzte mir ein wenig, dass er mir, trotz unserer Kindheit, die wir parallel erlebt hatten, nicht vertraute. Aber hier sollte ich mir keinen Kopf machen, denn Dario vertraute niemandem. Oder zumindest gab er jedem das Gefühl, nicht vertrauenswürdig zu sein.

«Guten Morgen, miteinander.» Miss Min betrat das Klassenzimmer. Unsere Mathelehrerin war selbst noch sehr jung. Sie lächelte uns mit der Sonne ins Gesicht, als sie ihre Tasche auf den Stuhl ihres Lehrerpultes warf und ihren Blick einmal komplett über alle anwesenden Köpfe schweben ließ. «Handy bitte weg, Mr Vanques.» Carlo blickte auf. «Bin nicht am Handy, Miss.» Sie schmunzelte und schüttelte ihren Kopf. Um ehrlich zu sein, war es ziemlich offensichtlich, dass er am Handy war. Warum auch sonst hatte er seinen Rucksack auf dem Tisch vor sich liegen?

Miss Min lief zur Tür und schloss sie, doch bevor sie wieder zurück an ihren Tisch lief, knipste sie die Lichter aus und siehe da: Carlos Gesicht wurde vom Display seines Handys erhellt. «Okay, das ist fair», meinte er leicht lachend und hielt besiegt sein Handy hin, damit es Miss Min nehmen konnte.

Als wir alle wieder im Licht saßen, schob sie die Wandtafeln zurecht und ich überflog noch einmal kurz meine Hausaufgaben, die ich gestern Abend mit Mom zusammen gemacht hatte. Verstand ich das Thema nun besser? Nur mäßig, aber bis zur Prüfung würde ich das schon in meinen Kopf bekommen. «Mr Corrado, schön, Sie heute zu Gesicht zu bekommen.»

Ihr Blick blieb am Stuhl links hinter mir hängen. «Immer wieder gerne, Miss Min.» Dario klang heute sehr erfreut. Heute hatte er also gute Laune. Genau darum war er heute wohl auch in der Schule oder vielleicht hatte Rosie ihn auch einfach dazu gezwungen. Schließlich befand er sich im Moment wieder im Heim.

Wäre Miss Min ein Arschloch, würde sie ihn nach seinen Hausaufgaben fragen, doch sie tat es nicht und begann, während sie uns erklärte, was wir heute in der Doppelstunde durchgehen würden, die Wandtafeln zu putzen. Ich wollte mich auf ihre Worte konzentrieren, doch ebenso spürte ich zwei grüne Augen, die auf mir lauerten und als ich nach hinten zu Dario schielte, stellte ich fest, dass mein Herz tatsächlich einen Grund hatte schneller zu schlagen.

Er sah mich an, doch nicht wirklich erfreut. Eben dachte ich noch, er hatte heute einen guten Tag. Was war denn jetzt los? Mehr als kurz zurückschauen konnte ich nicht tun. Hatte Bayton tatsächlich bei seiner Schwester angerufen? War Dario nun deswegen wütend? Das konnte ich mir nicht vorstellen.

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