15. Kapitel

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«Sei ehrlich

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«Sei ehrlich. Wie lange geht das so schon?» Noè tupfte die blutende Lippe von Tabea mit ihrem Ärmel ab. Tabea selbst kriegte kein Wort raus. Um ehrlich zu sein, hatte ich gar nicht gewusst, dass es sie auch so still gab.

«Taby, bitte. Sag was. Wieso hat Calvin das getan? Ist etwas passiert?» Ich versuchte, mich etwas zurückzuziehen. Eventuell wollte Tabea es einfach nicht in meiner Gegenwart erwähnen und sich so verletzlich zeigen.

Aber bei allem Respekt. Der Zug war schon längst abgefahren. Schließlich hatte ich den Typen von ihr weggezogen. «Ich weiß es nicht. Es kam von einem Tag auf den anderen.»

«Seit wann?» Noè schaute sich die anschwellende Wange ihrer besten Freundin genauer an. «Seit der Zeit, in der ihr in Tropea wart. Ich weiß aber nicht, wieso.» Noè blickte mit verweinten Augen zu mir auf und schluckte hilflos.

Ihr lagen dieselben Worte wie mir auf der Zunge. «Und er behandelt sich schon seit so langer Zeit so? Hast du das niemanden erzählt? Wieso sagst du mir das nicht?» Roxy drängte sich an Noè vorbei und schnupperte vorsichtig an Tabeas Gesicht. Dieser Hund konnte einfach nichts falsch machen.

«Ich will nicht, dass ihm etwas passiert.» «Dass ihm etwas passiert?!» Noè wurde lauter. «Schau, was mit dir passiert ist! Tabea!» Sie fing wieder an zu schluchzen und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.

«Ich kann ihm das aber nicht antun. Etwas stimmt nicht und ich will ihn nicht verletzten. Er ist mir zu wichtig.» «Du scheinst ihm aber nicht allzu wichtig zu sein.» Noè sah mich warnend an. «Was? Stimmt ja wohl. Schau dir ihr Gesicht an. Das tut man niemandem an, den man liebt.» Und Noè wusste, dass ich ins gemein recht hatte.

«Okay... Ja, okay. Denkst du, du musst ins Krankenhaus?» Roxy schlängelte zwischen Tabeas Beinen rum, als Noè ihr vorsichtig aufhalf. «Nein, nein. Ich möchte einfach nur nach Hause.» «Und deine Eltern?» «Die sind zusammen in den Urlaub für zwei Wochen. Ich wohne im Moment bei Cal.»

Noès ach so bekannter Beschützerinstinkt trat ein. «Du gehst nicht mehr zu ihm nach Hause. Auf keinen verdammten Fall.» «Meine Sachen sind bei ihm. Ich muss sie noch holen.» «Kannst du vergessen. Dem bleibst du fern.»

Tabea band sich die Haare zurück und tastete ihr Gesicht ab. Sie zuckte unter ihren eigenen Berührungen zurück und zischte genervt auf. «Ich brauche meine Sachen aber.» «Ja, dann komm' ich mit.» Noè rieb sich die Kleidung glatt und sah ihre Freundin streng an. «Was willst du denn gegen ihn bewirken? Ihm setzt es im Kopf einfach aus und dem ist dann egal, wem er wehtut.»

Ich leinte Roxy enger an und befahl ihr, Tabea etwas mehr Raum zu geben. Klar, sie war ein Therapiehund und alles, aber nach einer Weile war dann auch fertig mit Schmusen.

Ich bemerkte zuerst gar nicht, dass Noè mich bittend anblickte, bis sie seufzte und etwas Nachdruck gab. Meine Glühbirne ging an. «Nein, Noè.» «Dario...» Ich schüttelte den Kopf und wandte mich von den Mädchen ab.

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