31. Kapitel

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«Wo warst du so lange?» Ich atmete schwer und schlüpfte aus meinen Turnschuhen

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«Wo warst du so lange?» Ich atmete schwer und schlüpfte aus meinen Turnschuhen. Ach ja, ich hatte Dad gesagt, dass ich rennen ging. «Habe mal'neu größere Runde genommen und'nen alten Kumpel getroffen.» 

Mein Vater musterte mich und nickte dann nur prüfend. Er kaufte es mir ab, oder? Die rosigen Wangen und der schnelle Puls konnten vieles heißen. Vor allem, weil ich ja rennen war. «Ich find's gut, dass du wieder Sport machst. Tut dir gut, was?» 

«Yup, kriege dann meinen Kopf frei.» Ich folgte ihm in die Küche und trank dort ein Glas Wasser. Er musste ja nicht wissen, dass die Einzige, die heute Abend wirklichen Sport gemacht hatte, meine Zunge war. 

Ich band mir meine Haare hoch und wollte hoch ins Bad, um ein Bad nehmen zu können, doch Dad stoppte mich im Türrahmen und hielt eine kleine Dose hoch. Die Augen verdrehend, nahm ich sie entgegen und stöhnte genervt auf. «Sie helfen, Noè!», rief Dad mir hinterher, als ich nach oben rannte. 

«Ja, ich weiß! Ich nehm ja schon eine!» Ich hatte ganz schwache Tabletten bekommen. Sie halfen mir, wenn ich drohte, mich in Dinge reinzusteigern, was mir seit der ganzen Situation mit Dario schon ziemlich oft passierte. Nahm ich die Dinger wirklich? Nein. Ich warf jeden Tag eine aus dem Fenster und ließ Dad glauben, sie mir in den Rachen geworfen zu haben. Ich brauchte keine Tabletten. 

Was ich brauchte, war Zeit für mich. Ich wollte die Leute, die ich liebte, nahe halten, doch ebenso musste ich mich selbst am nächsten von allen halten. Und bis jetzt hatte ich das gut im Griff. Dass ich das heute mit Dario klären konnte und er mich nicht abgrundtief dafür hasste, mich erst nach 3 Wochen wieder bei ihm gemeldet zu haben, nahm mir sehr viel Gewicht von den Schultern. 

Und laut Dad und Kelly machte er sich auch recht gut. Das Wohnheim war wohl eine gute Entscheidung gewesen. Und ich hatte auch gehört, dass er jetzt ein Programm machte für seine Aussetzer. Es mochte gemein klingen, doch der Abstand, der im Moment zwischen uns hauste, war gesund für mich. 

Ich musste Dario sehen, aber ich durfte ihn nicht durchgehen im Augenwinkel haben. Dies machte mich nur paranoid und kaputt. Und Kelly hatte es gut erklärt, eine kaputte Seele konnte eine andere kaputte Seele nicht heilen, ohne selbst noch kaputter zu werden. 

Dieses Mal war es ja nicht wirklich eine Trennung. In meinen Augen würde Dario immer mein fester Freund bleiben. Ich liebte ihn zu stark, um ihn nur Kumpel oder Kollege nennen zu können. Und er selbst war ja derselben Meinung. Ich meine, seine Lippen hatten heute mehr als nur mit Worten gesprochen. 

Es war gut, dass wir uns nicht damit abrackerten, gequält und angestrengt, eine Beziehung zu führen, wenn wir beide nicht klar im Kopf waren. Es war klar, dass Dario um einiges länger als ich brauchen würde, was die Klarheit anging, doch ich würde auf ihn warten. Hoffentlich wusste er das auch. Aber, ja... 

Kurz: Dario und ich waren Freunde. Mehr nicht. Und meines Wissens gab es kein Gesetzbuch, das Freunden verbot, sich zu küssen und um den Verstand zu rauben. Ich fühlte mich fast schlecht, weil ich den Mädels und Dad vorgaukelte, mit Dario halbwegs abgeschlossen zu haben, aber das war nicht ich. 

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