26. Kapitel

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"Bist du dir sicher, dass alles ok ist?" Lilia nickt nur stumm, sieht Meran aber nicht an. Nach dem Vorfall auf dem Friedhof bestand er darauf, sie nach Hause zu bringen. Da Cayden ganz seiner Meinung war, hatte Lilia auch keine Chance, dagegen zu protestieren und musste sich den beiden unfreiwillig untergeben.
Und genau deshalb steht sie nun mit Meran vor ihrem Haus während er ihre Hand hält und sie besorgt mistert. Sie hebt leicht den Kopf, zwingt sich ein Lächeln auf.
"Ja, alles ok." Direkt danach senkt sie wieder den Blick, sie schafft es einfach nicht ihn weiter anzusehen. Meran verzieht leicht das Gesicht. Das sie lügt ist nicht zu überhören.
"Und du wirst dir sicher nichts tun?" Er schließt sie in seine Arme, streicht ihr über den Kopf, den Rücken. Lilia bettet ihren Kopf an seiner starken Schulter, presst sich ganz eng an ihn.
"Versprich es mir.", flüstert er ihr ins Ohr. Allein durch seine Worte beginnen sich Tränen in ihren Augen zu sammeln. Sie kann es ihm nicht versprechen, das weiß sie. Wenn sie ihm aber das sagt, wird er sie nicht alleine lassen. Und genau das braucht sie jetzt. Zeit für sich. Alleine. Nach kurzer Zeit drückt sie ihn leicht, aber doch bestimmend von sich weg. Lächelt ihn mit einigen Tränen in den Augenwinkel.
"Ich versprechs."
Meran traut ihr noch immer nicht. Nicht während sie ihn so ansieht. Aber er kann nichts machen, muss sie wohl oder übel alleine lassen. Auch wenn ihm das gar nicht passt. Er seufzt leise. Sieht noch einmal zu ihr herab.
"Ok. Dann bis morgen." Er zieht sie nocheinmal kurz zu sich heran. Gibt ihr einen sanften Kuss, den sie zögerlich erwidert. Doch schon kurz darauf entfernen sie sich wieder voneinander.
"Bis morgen.", sagt sie leise und schließt ihre Haustür auf, sieht Meran aber noch kurz nach, als er sich langsam von ihrem Haus entfernt. Als sie ihn nicht mehr sieht, tritt sie ein und geht so schnell sie kann in ihr Zimmer. Schließt die Tür hinter sich und sackt langsam an ihr herunter. Hin- und hergerissen, was sie tun soll.

Verzweifelt lehnt sie an ihrer Tür, Tränen strömen über ihre Wangen. Das war zu viel. Alles. Warum musste Ryan da sein? Und warum musste sie auf Cayden treffen? Diese Begegnung riss alle ihre Wunden wieder auf. Alles kommt hoch.

Durch das vibrieren ihres Handys in ihrer Hosentasche wird sie aus ihren Gedanken gerissen. Perplex schaut sie auf das Display.
Eine Nachricht von Ryan. Mit zitternden Fingern entsperrt sie ihr Handy und liest die Nachricht.
'Halt dich fern von Cayden, sonst wird es ihm genauso ergehen wie Casey. Oder reicht es dir nicht ihn umgebracht zu haben? Treib deinen Schoßhund in den Tod und lass Cayden in Ruhe.'
Das Handy gleitet ihr durch die Finger, fällt auf den Boden. Sie kann nicht mehr. All ihre Beherrschung, ihre gespielte Stärke, ihre Fassade beginnt zu bröckeln, zu reißen, zusammen zu brechen. Langsam, unsicher auf den Beinen steht sie auf. Läuft zu einem kleinen Schränkchen, aus dem sie ihre Klingen herausholt. Ohne weiter darüber nachzudenken was sie tut und welche Folgen das für sie oder ihre Beziehung zu Meran hat, nimmt sie ihre Armbänder ab und beginnt in ihr Fleisch zu schneiden. Nach und nach werden die Schnitte immer tiefer, Blut strömt aus ihnen und sie hört auf zu weinen. Der Schmerz beruhigt sie, betäubt sie sogar fast. Ihre Empfindungen sind inzwischen soweit abgestumpft, dass sie leichte, oberflächliche Schnitte nicht einmal mehr spürt. Immer und immer wieder gleitet die Klinge durch ihr Fleisch, durchtrennt es und hinterlässt stark blutende Wunden. Doch Lilia ist das egal. Sie fühlt sich wohl, erleichtert. Befreit.

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