30. Kapitel

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Nervös zitternd sitzt Lilia im Wartebereich des Krankenhauses. Wippt mit ihrem Fuß auf und ab, blickt sich immer wieder ängstlich um. Neben ihr Meran, einen Arm um ihre Schultern, um sie festzuhalten, die andere auf ihrem Oberschenkel, um zu verhindern das sie aufspringt und wegrennt.
"Meran, ich will wieder nachhause. Bitte." Sie sieht ihn nicht an, sondern schaut sich weiter um. Die Zeit vergeht nur quälend langsam. Und von Sekunde zu Sekunde wächst die Anspannung, Nervosität und Angst in Lilia.
"Nein, du musst das von einem Arzt ansehen lassen." Er spricht zwar ruhig, aber trotzdem in einem Tonfall, der keinen Widerspruch erlaubt.
"Nein! Es war schon oft schlimmer und da hab ich auch nichts gemacht, also bring mich wieder nachhause!", versucht Lilia sich zu wehren, ihn irgendwie dazu zu bekommen sie wieder zurück zu fahren. Sie will wütend aufstehen, doch Meran drückt sie grob wieder auf den Stuhl. Schaut ihr ernst und fast schon wütend in die Augen.
"Nein.", sagt er mit einschüchternder, kräftiger Stimme. Normalerweise würde Lilia spätestens jetzt nachgeben und sich unterwerfen, doch aufgrund ihrer Angst hat sie soviel Adrenalin im Blut, dass sie sich weiter gegen ihn auflehnt. Doch zuerst braucht sie Argumente und überlegt, womit sie ihn überzeugen oder ihm drohen kann. Doch ihr fällt nur ein, wie er sie gegen ihren Willen aus ihrem Haus bis zu seinem Auto getragen hatte, während sie versuchte sich zu wehren und ihn immer wieder schlug.
"Du weißt schon das du mich eigentlich entführt hast?" Ihr ist klar, dass das ein lächerliches Argument ist, doch in ihrer Verzweiflung will sie alles versuchen. Meran verdreht nur die Augen und schaut sie mit hochgezogener Augenbraue an. Gerade als er zum Reden ansetzt, kommt eine der Krankenschwestern zu den beiden hin.
"Sie können nun mitkommen."

Mit zitternden, wackeligen Beinen folgt sie der Krankenschwester. Meran läuft etwas weiter vorne als sie und muss sie geradezu hinter sich her ziehen. Nervös schaut sie sich um, hat aus irgendeinem Grund das Gefühl, beobachtet zu werden. Der Weg ins Behandlungszimmer erscheint ihr unendlich lang, obwohl es nicht weit weg ist. Sie zieht kurz an Merans Arm, sodass dieser sich zu ihr umdreht. Verzweifelt schaut sie ihn an. Er versteht auf Anhieb, was sie will. Doch er lässt sie nun ganz bestimmt nicht wieder nachhause gehen.
Die Krankenschwester wird langsamer, bis sie an einer Tür stehen bleibt und diese öffnet. Mit einem Lächeln auf den Lippen wartet sie, bis die beiden eingetreten sind, um dann hinter ihnen die Tür zu schließen. Lilias Herz beginnt zu rasen und ihre Atmung beschleunigt sich. Sie hat Angst. Nein, geradezu Panik. Der Arzt begrüßt die Beiden, doch Lilia hört gar nicht richtig zu. Ihr eigener Herzschlag dröhnt in ihrem Kopf. Meran bemerkt ihre Unruhe und Unaufmerksamkeit und beginnt für sie zu reden.
Lilia blendet das vollständig aus. Sie sieht sich in dem Zimmer um. Es ist hell, das Licht über dem Behandlungsstuhl blendet sie sogar ein wenig. Es riecht wie ein typisches Krankenhauszimmer. Steril, sauber, unpersönlich. Sie verliert sich in ihrer Beobachtung und versucht sich so ein wenig zu beruhigen. Doch als sie leicht am Arm angefasst wird, rast ihr Herz wieder so schnell wie zuvor auch.
"Komm, du musst dich hinsetzen." Ohne Widerrede folgt sie Merans Anweisung, lässt sich von ihm zum Behandlungsstuhl führen und setzt sich darauf. Der Arzt kommt nun auch dazu und greift nach ihrem linken Arm. Sie zuckt kurz weg, hat den Drang ihn hinter ihrem Rücken zu verstecken, doch sie lässt es. Langsam schiebt der Arzt den Ärmel ihres Sweaters nach oben und betrachtet die Wunden. Er lässt kurz davon ab und holt Material zum säubern der Verletzungen. Lilia lässt alles über sich ergehen. Versucht es zu ignorieren, was auch ganz gut funktioniert. Zumindest bis zu dem Moment, als der Arzt etwas sagt.
"Wie es aussieht müssen wir ein paar der Wunden nähen."

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