44. Kapitel

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Als sie spät abends nach Hause kommt, scheint ihre Mutter bereits zu schlafen. Den Rest des Tages hat sie alleine mit Meran verbracht, doch wirklich viel haben sie nicht gemacht. Dafür war Lilia einfach zu aufgewühlt. Aber nicht nur sie. Meran war nach ihrer merkwürdigen Bitte auch ziemlich verwirrt und wusste zunächst nicht, was er tun sollte. Doch das konnte sie ihm nicht verübeln. Schließlich hatte sie ihn auch ziemlich mit ihren Worten überrascht. Sie hatte sich ja selbst damit überrascht. Deshalb kann sie ihm auch nicht übel nehmen, dass er ihr keine richtige Antwort gegeben hat. Er hat weder zugestimmt noch abgelehnt.
Leise schleicht sie sich in ihr Zimmer, damit ihre Mutter auch wirklich nicht wach wird. Jetzt noch einen Streit mit ihr, das wäre Lilia zu viel. Obwohl es ihr doch fast leid tut. Sie macht ihrer Mutter immer so viel Kummer und im Grunde liegt es ja nicht nur an ihr. Lilia selbst hat einen großen Teil zu ihrer Beziehung zu ihrer Mutter dazu beizutragen. Doch daran will sie jetzt nicht unbedingt denken. Nicht jetzt. Wo es sowieso zu spät ist.
Sobald sie in ihrem Zimmer angekommen ist, schnappt sie sich einen großen Rucksack, sowie eine andere, kleinere Tasche. Dann beginnt sie sich in ihrem Zimmer umzusehen. Schätzt ab, was sie braucht, was ihr wichtig ist, was sie nicht zurücklassen will. Eigentlich wäre es viel zu viel. An so vielen Dingen hängen Erinnerungen, schöne sowie schmerzhafte. Doch sie muss sich entscheiden, abwägen was wirklich unerlässlich ist. Und packt dann alles in die Taschen. Den Rest muss sie wohl oder übel zurücklassen. Denn, egal ob mit oder ohne Meran, sie will am nächsten Tag definitiv weg.

Als ihr Wecker am nächsten Morgen klingelt, ist sie schon längst wach. Oder eher, immer noch. Es gab einfach zu viel Nachzudenken, als dass sie hätte schlafen können.
Will sie das wirklich?
Was, wenn Meran nicht mitkommt?
Wo sollte sie überhaupt hin?
Zu viele Gedanken kreisten in ihrem Kopf, liesen ihr nicht die geringste Chance zu schlafen. Und so liegt sie noch immer wach da. Schaltet den Wecker wie automatisch aus und beginnt langsam sich fertig zu machen. Zur Abwechslung mal ohne Musik laufen zu lassen.
"Lilia, steh auf, du- oh." Verwundert sieht ihre Mutter zu ihr hin, wie sie bereits schulfertig auf ihrem Bett sitzt. Sie dachte wohl ihre Tochter würde mal wieder verschlafen oder einfach keine Lust auf Schule haben, da sie es gewohnt ist, morgens laute Musik auf ihrem Zimmer zu hören. Das war immer ein Zeichen für sie, dass Lilia wach ist und sie sie nicht mehr wecken muss. Und obwohl sie die 'aggressive' Musik ihrer Tochter am frühen Morgen eigentlich hasst, lässt sie die Abwesenheit eben dieser etwas stutzig werden.
"Alles ok?" Lilia sieht auf, hatte gar nicht bemerkt, dass ihre Mutter noch da steht. Sie gähnt herzhaft um ihr zu zeigen, dass sie 'nur müde' ist, ehe sie leicht nickt.
"Ich muss los.", sagt ihre Mutter noch, ehe sie, den Kopf leicht schüttelnd, die Tür wieder schließt.
Lilia lässt ihren Blick zu ihrem Wecker wandern. 7.15Uhr.
Sie seufzt.
Was sollte sie jetzt tun?
Sie zieht den vollgepackten Rucksack unter ihren Bett hervor, sieht wie gebannt darauf. Als würden die Antworten zu ihren Fragen irgendwo zwischen dem Gekritzel darauf stehen. Und während sie von einem Songtext zum nächsten wandert, voller Nostalgie an ihre früheren Lieblingslieder denkt, entdeckt sie zwischen verschiedenen Lyrics ihren Namen. Und direkt daneben Casey's. Mit einem leichten Lächeln denkt sie an die Zeit zurück, als sie ihre Rucksäcke gemeinsam 'verschönert' haben. Und sie signiert haben, als sie fertig waren.
Auch wenn es ihr einen Stich ins Herz versetzt, die Erinnerung war doch schön. So wie die meisten, die sie mit Casey gemacht hat.
Will sie Ryan das wirklich zerstören lassen?
Will sie wirklich zulassen, dass er eine solche Macht über ihr Leben hat?

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