7. Kapitel

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„Okay, da noch rechts und dann suchst du dir einfach einen Parkplatz.“
„Hier geht es nicht nach rechts.“ Lilia sieht stur weiter nach vorne.
„Das andere rechts.“, sagt sie leise, fast schon beschämt. Meran lacht nur.
„Also links.“ Sie meidet es, in seine Richtung zu sehen, starrt einfach aus dem Fenster. Sie mag die Stadt irgendwie nicht. Zu viele Menschen. Zu viele Leute die sie kennen und denen es Spaß macht sie fertig zu machen. Aber manchmal muss es eben sein. Meran parkt rückwärts auf einem Parkplatz ein und steigt aus.
„Warte kurz, ich hol‘ noch einen Parkschein. Und ja nicht weglaufen!“ Er schaut sie gespielt ernst an, lacht dann aber doch. Lilia verzieht nur den Mund. Sie bindet sich noch schnell die Haare wieder zu einem Zopf und steigt aus. Die Weste, die Meran ihr gegeben hat, trägt sie bereits. Natürlich mit hochgekrempelten Ärmeln. Ihre Sachen hat sie in den Taschen untergebracht. 
Nachdem Meran den Parkschein in das Auto gelegt hat, führt sie ihn in die Stadt. Sie überlegt sich, wo sie denn als erstes hingehen sollten.
„Was denkst du denn so angestrengt nach?“, fragt Meran sie grinsend, doch sie sieht ihn nicht einmal an. Geht stur weiter.  Lässt ihn in seiner Unwissenheit schmoren. Meran beobachtet das grinsend.  Wortlos läuft sie auf einen kleinen Laden zu, ein Friseurartikelgeschäft. Sie öffnet die Tür und geht direkt zu den bunten Haarfarben. 
„Hilf mir mal.“, sagt sie monoton und nimmt zwei der kleinen Dosen in die Hand. „Blau oder Violett?“ 
Er lacht auf und denkt kurz nach.
„Also ich finde das Rosa nicht schlecht.“ Lilia verdreht die Augen. 
„Nicht sehr hilfreich.“, brummt sie und wendet sich von ihm ab. Sie denkt noch eine Weile nach, ehe sie eine der Dosen hinstellt und noch eine andere nimmt. Ohne ihm zu zeigen, für was sie sich entschieden hat, stellt sie sich vor ihn hin und streckt abwartend eine Hand aus. Meran schmunzelt. „Warum soll ich dir Geld für etwas geben, wenn ich nicht einmal weiß, was es ist?“, fragt er neckisch und Lilia verdreht nur die Augen.
„Du bist derjenige, der etwas mit mir unternehmen wollte. Also mach schon.“, entgegnet sie genervt und wartet geduldig, bis er ihr Geld gegeben hat. Dann geht sie an die Kasse, bezahlt und verlässt das Geschäft. Natürlich mit Meran im Schlepptau. 
„Welche Farbe hast du denn jetzt genommen?“, fragt Meran lächelnd. 
„Wirst du noch früh genug bemerken.“, meint sie nur abweisend und geht einfach weiter
Plötzlich bleibt sie kurz stehen. Schaut wie gebannt auf die andere Straßenseite. Lilia wird unwohl. Sie krallt sich in ihre Arme was einen zuckenden Schmerz durch ihren Körper schießen lässt. Sie will so schnell wie möglich weg.
„Was ist denn los?“, fragt Meran sie, gewohnt fröhlich. Sie murmelt nur ‚Nichts‘  und geht ohne ein weiteres Wort weiter. Dieses Mal jedoch etwas schneller. Sie redet, wie zuvor schon, nicht mit Meran und läuft einfach weiter. 
Ihm macht das nichts aus. Es reicht ihm, ein wenig Zeit mit ihr verbringen zu können. Und ihr gesamtes Verhalten findet er ziemlich amüsant. Auch wenn es ihn ein wenig verwirrt hat, dass sie so abrupt stehen geblieben war.
„Komm schon!“ Lilias Ruf reißt ihn aus seinen Gedanken. Sie ist in eine kleine Seitengasse eingebogen und sieht ihn genervt an. Er lacht nur und folgt ihr wieder. 
Sie schleift ihn noch durch ein paar Seitengassen, alle recht menschenleer, weg vom Zentrum der Stadt. Bis sie an ihrem Ziel angekommen ist.
Ein kleiner, unscheinbarer Laden, weg von den Menschenmassen in der Fußgängerzone, geradezu einsam in der Straße. Mit einem Lächeln auf den Lippen tritt sie ein. Der Ladenbesitzer begrüßt sie direkt. Der Laden ist zwar recht klein, doch er steht voll mit Regalen voller Manga und Comics. Lilia grüßt zurück und begibt sich auf ihre gewohnte Suche.
„Du kannst dich hinsetzen,  das dauert eine Weile.“, rät sie ihm netter Weise. Er lacht nur, beginnt sich jedoch selbst umzusehen. Lilia schaut kurz perplex auf. Es wundert sie, dass er solche Dinge mag. Sie hätte ihn so nicht eingeschätzt. Zu spät bemerkt sie, dass sie ihn anstarrt. Sie wird rot, als er sie dabei erwischt und wendet sich wieder dem zu, weshalb sie hergekommen ist. 
„Wenn ich einen Zettel bekomm‘, weil die Parkzeit überschritten ist, zahlst du ihn.“, sagt Meran und lacht. Ihr Gesicht ist noch immer rot, weshalb sie es hinter ihren Haaren versteckt. 
„Träum weiter.“, entgegnet sie, lächelt jedoch leicht.

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