31. Kapitel

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Gedankenverloren streicht sie sich immer wieder über den Unterarm. Durch den dünnen Verband spürt sie die Klammern und kleinen Knoten der Nähte. Ab und zu drückt sie etwas fester darauf, nur um zu sehen ob die Betäubung langsam nachlässt. Seufzend legt Meran ihr eine Hand auf ihr Bein. Sie zuckt kurz zusammen, ehe sie verwirrt zu ihm aufsieht. Er hat angehalten, und erst als sie aus dem Fenster sieht, bemerkt sie, dass sie auf dem Parkplatz eines Fastfood-Restaurants stehen.
"Warum parkst du hier?", fragt sie ihn perplex. Mit leeren Augen sieht sie ihn an. Ist ihm noch immer böse. Nur wegen ihm war sie im Krankenhaus. Nur wegen ihm wurde sie genäht und geklammert.
"Ich hab gedacht, du hast vielleicht Hunger." Sie zuckt mit den Schultern. Will eigentlich 'Nein' sagen, doch das Knurren ihres leeren Magens würde das unglaubwürdig wirken lassen. Murrend schnallt sie sich ab, zieht noch schnell den Ärmel ihres Sweater über den Verband und steigt ohne ein weiteres Wort aus. Seufzend tut Meran es ihr gleich und folgt ihr hinein. Er versteht nicht, warum sie ihm so böse war. Schließlich wollte er nur helfen. Aber das sieht Lilia anders. In ihren Augen hat er sie ausgeliefert. Sie vertraut ihm ihr Geheimnis an und er zwingt sie es preiszugeben. Sich sogar nähen zu lassen, obwohl sie unheimliche Angst davor hat. Aus diesem Grund wollte sie es nach drei Nähten nicht mehr und der Arzt bot ihr an, den Rest einfach zu klammern. Das war zwar auch nicht gerade angenehm für sie, aber es war ihr lieber als das nähen. Erst als Meran sie fragt, was sie denn Essen will, schenkt sie ihm wieder ein wenig ihrer Aufmerksamkeit. Er bestellt für beide, während sie sich schon hinsetzt und auf ihn wartet.
"Lilia, bitte rede mit mir.", sagt Meran, nachdem sie schon eine Weile am essen sind. Langsam schaut sie auf, kaut fertig und schluckt.
"Ich will aber nicht, Meran."

"Hey, alles ok bei euch?" Überrascht sehen beide auf. Als Lilia sieht, wer da vor ihr steht, weiten sich ihre Augen kurz. Cayden schaut mit einem leicht besorgten Gesichtsausdruck zu den beiden.
"Komm schon." Ryan taucht plötzlich hinter ihm auf, greift ihn am Arm und will ihn mit sich wegziehen. Doch Cayden schüttelt ihn grob ab.
"Lass mich.", sagt er bestimmend und Lilia läuft es kalt den Rücken herunter. Sie kennt seine Stimme sehr gut, da er fast genauso spricht wie Casey. Aber diesen Tonfall hatte sie noch nie gehört. Dazu war Casey ein viel zu lieber und sensibler Mensch. Knurrend geht Ryan weiter, an die Kasse um sich etwas zu bestellen. Cayden setzt sich wortlos neben Lilia.
"Also?" Nun ist er Casey wieder zum Verwechseln ähnlich. Meran seufzt leise.
"Ja, soweit schon. Denke ich." Bei den letzten Worten schweift sein Blick zu Lilia, die starr neben Cayden sitzt. Meran fürchtet sich davor, was diese Situation auslösen könnte. Doch da Cayden ja nichts von Lilias Geheimnis weiß, kann er ihm unmöglich die Schuld daran geben. Viel eher ist es Ryans Schuld. Er macht ihr schließlich ein schlechtes Gewissen.
Cayden bemerkt schnell die bedrückte Stimmung, weiß jedoch nicht, ob und was er tun kann. Gerade als er wieder aufstehen und gehen will, kommt Ryan wieder zu ihnen her. Missbilligend liegt sein Blick auf Lilia, die sich noch immer über den Arm streicht und auf ihm herumdrückt. Er stößt ein verächtliches Lachen aus.
"Hoffentlich schneidest du bald mal zu tief.", sagt er und wendet seinen Blick zufrieden wieder ab. Seine Stimme war von Hass erfüllt und Lilia sieht ihn geschockt an.

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