13. Kapitel

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Narben. Zahlreiche Narben ziehren seine Schultern, seinen Oberkörper, seinen Bauch. Manche leuchtend rot, andere blass, einige kaum mehr richtig zu erkennen. Aber sie sind da. Tränen steigen in ihren Augen auf. Ungewollt fließen sie über ihre Wangen. Sie weiß nicht einmal warum genau sie weint. Vielleicht, weil so ein fröhlicher, netter Junge sich so etwas angetan hat. Vielleicht, weil sie es nicht wahrhaben will, das er wie sie ist.
Unbeholfen nimmt Meran sie in den Arm. Streichelt ihr unsicher über den Kopf. Zum ersten Mal ist er mit einer Situation überfordert, weiß nicht was tun.
"Hey, alles okay. Beruhig' dich. Lilia." Er hebt ihren Kopf leicht an, sieht ihr in die Augen. Diese Nähe, dieser Blick verunsichert sie. Sie legt eine Hand au seine Brust, drückt ihn leicht weg.
"Deshalb hast du es gewusst." Wieder hat sie es geschafft ihn zu verwirren.
"Was?" Er legt den Kopf leicht schief, sieht sie verständnislos an. Wut steigt in ihr auf, doch sie hält es zurück. Beißt sich auf die Lippe um sich zu kontrollieren.
"Du weißt genau was ich meine." Zaghaft streicht sie über seine Narben. Lässt ihre Hand auf ihnen ruhen. Er senkt den Blick, legt seine Hand auf ihre.
"Ja, ich kenne das. Und bei dir hab' ich einen Teil von mir wiedererkannt."
"Deshalb nervst du mich so." Er lacht leise auf. Es klingt fast schon verächtlich.
"So würde ich das nicht nennen. Ich will dir helfen. Das du es auch schaffst." Sie schaut auf, direkt in seine Augen.
"Was schaffen?" Er umfasst ihre Handgelenke mit seinen Händen.
"Davon loszukommen."

"Das ist nicht so einfach..." Lilia senkt den Blick, zieht ihre Arme an sich heran. Meran zwingt, sie ihm wieder in die Augen zu sehen. Hebt mit seiner Hand ihren Kopf an, bis sie ihn ansieht.
"Das weiß ich. Aber ich weiß auch, dass du es schaffen kannst, damit aufzuhören." Ein verächtliches Lachen entweicht Lilias Lippen.
"Dafür bin ich zu schwach." Sie schließt die Augen, damit sie ihn nicht mehr ansehen muss. Es verunsichert sie zu sehr. Merans Griff wird fester und plötzlich zieht er sie zu sich nach vorne, immer näher zu ihm heran. Aus Angst vor dem, was er tut, reißt Lilia die Augen auf, drückt ihn mit aller Kraft von sich weg. Bis er gegen die Wand stößt.
"Du bist nicht zu schwach. Sonst könntest du dich doch nicht so gegen mich wehren und hättest einfach klein bei gegeben." Überrascht sieht sie ihn an. Vielleicht hat er ja recht. doch das würde sie nie zugeben. Es kann nicht so sein. Sie ist schwach. Das weiß sie. Und sie hat es verdient zu leiden. Auch das ist ihr klar. Aber Meran nicht. Er weiß nichts. Nicht warum sie damit angefangen hat, nicht warum sie es verdient, nicht was für ein Mensch sie ist. Einfach nichts. Und sie wird es ihm bestimmt nicht leichtfertig sagen.
"Mhm...", macht sie nur. Sie verschränkt die Arme und lehnt sich an die Wand hinter ihr.
"Warum.. naja.. Hast du es gemacht?", fragt sie ihn schließlich zögerlich. Durch ihr Pony hindurch linst sie zu ihm hoch. Er grinst sie schelmisch an.
"Das sage ich dir, wenn du mir sagst warum du angefangen hast." Beleidigt bläst sie die Wangen auf.
"Das ist unfair." Mit diesen Worten dreht sie ihm den Rücken zu und legt sich hin.
"Und was wird das?", fragt Meran lachend darauf bezogen, das sie nun in seinem Bett liegt.
"Das ist einfach bequemer. Keine Angst, ich schlaf schon nicht ein."

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