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39. Kapitel

"Was soll ich dir denn so erzählen?" Fragend sieht Lilia zu Cayden, während sie langsam beginnt zu schaukeln. Sie sind inzwischen an der Grundschule angekommen und sitzen auf den Schaukeln nebeneinander. Cayden lächelt sie leicht an.
"Alles.", meint er dann und Lilia schüttelt leicht den Kopf. Irgendwie war ihr das fast klar gewesen. Er hatte nicht viel Zeit mit seinem Bruder verbringen können, seit ihre Eltern sich geschieden hatten. Natürlich will er dann am besten Alles wissen. Doch das macht es für Lilia schwer einzugrenzen, was sie ihm erzählen soll.
"Vielleicht erst einmal, wie du ihn kennengelernt hast. Darüber hat er nie was gesagt."
Sie senkt leicht den Kopf, ein leichtes, aber dennoch trauriges Lächeln auf den Lippen. Atmet einmal tief ein, ehe sie ihren Kopf in den Nacken legt und gen Himmel sieht. Langsam beginnt sie zu erzählen. Von der Zeit im Stadtpark, als sie noch mit Ryan und den anderen beiden befreundet war. Was sie alles unternommen hatten und wie viel Mist sie gebaut hatten.
Aus irgendeinem Grund, schmerzt es sie nicht so sehr Cayden das alles zu erzählen. Anders als es bei Meran war. Doch das liegt vermutlich daran, dass er wie Casey aussieht. Sobald sie jedoch an Caseys Tod denkt, wird Caydens Anblick fast schon zu einer Qual. Während sie in ihren Erinnerungen schwelgt, will sie aber keinen einzigen Gedanken an die traurigen Umstände verschwenden. Zumindest ihre glücklichen Erinnerungen an die Zeit mit ihm sollen nicht von einem dunklen Schleier überzogen werden.
Immer und immer mehr erzählt sie Cayden, er muss nicht einmal mehr wirklich nachfragen. Manche Dinge, Erlebnisse, kommentiert er zwar oder muss sogar kurz mit Lilia zusammen auflachen, aber sie erzählt ihm alles von sich aus. Lilia scheint es gut zu tun, mal so offen über alles reden zu können. Und Cayden freut es, soviel über seinen Bruder erfahren zu können.

"Alles okay?" Lilia schaut auf, direkt in Caydens leicht besorgtes Gesicht. Plötzlich legt er eine Hand an ihre Wange und wischt darüber. Etwas überrascht fasst sie sich ins Gesicht. Es war ihr gar nicht aufgefallen, dass sie während dem Erzählen zu weinen begonnen hat. Sie lacht kurz auf.
"Entschuldige.", murmelt sie und sieht Cayden an. Dessen Hand liegt noch immer an ihrer Wange, sein Blick ist starr auf ihr Gesicht fixiert. Das verunsichert Lilia etwas. Doch sie kann ihn irgendwie nicht darauf aufmerksam machen. Sie versucht seinem Blick auszuweichen, auf den Boden, in den Himmel oder sonst wo hin zu sehen. Doch dadurch, das Cayden ihr Gesicht sanft festhält, ist ihr das kaum möglich. Sie spürt, wie ihr Herz beginnt zu schlagen. Nicht auf die Weise, wie es bei Meran immer ist. Anders. Doch sie kann es nicht genau beschreiben. Aber eines weiß sie. Es fühlt sich unangenehm, schlecht an. Und sie will, dass das so schnell wie möglich aufhört. Doch dieser Wunsch erfüllt sich nicht. Aber zumindest hört Caydens stechender Blick auf. Naja, aber auch nur, weil er sie in seine Arme gezogen hat.
"C-Cayden?", fragt sie ihn unsicher. Doch dieser drückt sich noch etwas weiter an sie.
"Tut mir leid.", nuschelt er an ihre Schulter. "Alles. Das es dir so schlecht geht. Es tut mir so leid." Das überraschte Lilia. Doch sie merkt, er tut das nicht nur für sie. Er braucht gerade einfach eine Umarmung. Verständlich, er verlor seinen Bruder und hat gerade so viele Geschichten von ihm gehört. Erlebnisse, bei denen er nicht dabei war. Sie drückte ihn leicht, erwidert die Umarmung. Kurz verharren sie so. Doch langsam löst er sich wieder von ihr. Sieht sie entschuldigend an, während sie nur stumm zurück lächelt. Unbewusst nähert er sich ihr langsam. Kommt ihrem Gesicht immer näher. Und Lilia weiß nicht, was sie tun soll.