Zukunft

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Zusammen gerollt lag sie im Bett, die Arme um die Beine geschlungen, die Decke bis zum Kinn hochgezogen.
Phil wäre beinahe nicht gegangen, hätte Jessy gefragt, ob sie in der Aurora aushalf, oder sie einfach zugelassen, aber sie hatte ihn fast schon dazu gedrängt zu gehen.
Sie wollte alleine sein.

Er dachte es ginge ihr schlecht wegen David.
Die letzten Wochen hatte der Prozess stattgefunden und Nora war an jedem einzelnen Tag im Gericht erschienen.
Zusammen mit Hannah.
Gestern war das Urteil gesprochen worden, David würde den Rest seines Lebens in einer geschlossenen Psychiatrischen Anstalt verbringen

Natürlich war während des Prozesses alles wieder hoch gekommen, aber Phil war ihre Stütze.
Er war einfach toll gewesen und sie war ihm unendlich dankbar.
Und obwohl er es glaubte, es lag nicht an David, den Erinnerungen oder dem Prozess, dass sie jetzt im Bett lag, anstatt ihm in der Aurora zu helfen.
Sie hatte andere Gründe, warum sie alleine sein wollte.
Besser gesagt einen Grund.

Das letzte Jahr war ereignisreich gewesen.
Im Juli hatten Hannah und Thomas geheiratet, er hatte ihr an Weihnachten einen Antrag gemacht.
Jessy und Dan wohnten mittlerweile auch zusammen.
Richy, dessen Werkstatt kurz vor dem Aus stand, hatte sich nach dem Ausstieg seines Vaters auf Oldtimer spezialisiert, hatte Tyler zu sich ins Boot geholt und konnte sich vor Aufträgen kaum retten.
Lilly war seit kurzem vergeben. Andi, ihr Freund wurde sofort in die Clique aufgenommen.
Und bei Cleo war alles beim Alten, was jedoch nichts Schlechtes war.

Nachdem Phil von Nora die Aurora geschenkt bekommen hatte, hatten sie sich mehrfach mit dem Architekten getroffen.
Der Umbau für ihre neue Wohnung war bereits geplant, und es gefiel Phil glücklicherweise, aber die Sanierung und den Umbau der Aurora sollte er selbst planen.
Ende des letzten Jahres standen die Planungen, Noras Geburtstag Mitte Mai hatten sie bereits in ihrem neuen Zuhause gefeiert.
Es war toll geworden.

Im Obergeschoss der Wohnung hatten sie zwei Schlafzimmer, ein Badezimmer und Phils Büro.
Der untere Teil der Wohnung bestand neben einem Badezimmer aus einem großen offenen Wohnraum mit einer großen Küche mit Kochinsel, einer Essecke und einer Sitzecke.
Zwei Sofas und ein Sessel boten genug Sitzplätze, an der Wand hing ein großer Flachbildfernseher und die Spielkonsolen darunter wurden vor allem von den Männern der Clique gern genutzt.
Die gesamte Inneneinrichtung war in den Farben Weiß, Grau und Schwarz gehalten. Aber mit ein paar bunten Kissen, Erinnerungsbildern an den Wänden und dem orangenen Tischläufer auf dem Esstisch wirkte es trotzdem gemütlich.

Auch in der Aurora hatte sich etwas getan.
Neue Küche, neue Toiletten, neue Tische und Stühle.
Auch die Öffnungszeiten hatte Phil geändert, um mehr Freizeit zu haben.
Dienstag hatte er nun geschlossen, an den anderen Tagen öffnete er nachmittags jetzt auch unter der Woche erst um vier.

Morgen war sie mit Phil seit einem Jahr zusammen.
Eigentlich hatte sie sein Geschenk schon.
Nur eine Kleinigkeit.
Ein selbst gestaltetes Buch mit ihren Chatverläufen.
Dank Nadi war sie auch an die Chats gekommen, die von ihrem Handy gelöscht worden waren.
In dem Buch konnte man also auch ihr Kennenlernen nachlesen und wie ihre Beziehung wuchs.
Von den ersten Nettigkeiten, den ersten Kussemoties bis zu ihrem ersten „ich liebe dich".
Man fand Einkaufszettel, Essenseinladungen, Fotos, Neckereien, kleinere Meinungsverschiedenheiten, Zeilenlange Liebeserklärungen und auch ein paar anzügliche Nachrichten.
Sie hatte nur wenige Chats weggelassen und das Buch war ziemlich dick geworden.
Doch nun wartete sehr wahrscheinlich noch eine andere Überraschung auf Phil.

Sie musste irgendwann eingeschlafen sein, wurde wach als Phil zu ihr ins Bett kam und seinen Arm um sie legte.
„Viel los?", fragte sie leise.
„Es ging", antwortete er. „Du hast nichts verpasst. Wie geht es dir?"
„Besser", meinte sie. „Scheinbar hat sich mein Magen wieder beruhigt."
„Ich hab das Essen morgen trotzdem abgesagt."
„Okay." Sie drückte sich an ihn. Ihre Augen fielen ihr schon wieder zu.
„Ich liebe dich", flüsterte er.
Sie grinste. Diese drei Worte sagte er jede Nacht zu ihr, als wären sie sein persönlicher Nachtgruß an sie.
„Ich dich auch."

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