Hi. Ich bins

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Die junge Frau, die die Bar betrat und ohne sich umzusehen zielstrebig auf den Tresen zuging war unverkennbar Jessy.
Die Bar hatte sich etwas mehr gefüllt und Nora verstand nicht, was Phil zu Jessy sagte, aber er deutete an ihren Tisch und Jessy drehte sich fragend zu ihr um.
Nochmal wechselte sie ein paar Worte mit ihrem Bruder, dann kam sie auf den Tisch zu.

„Hi. Du wolltest mich sehen? Kennen wir uns?"
„Sozusagen", antwortete Nora. „Setz dich doch."
Immer noch etwas misstrauisch setzte sich Jessy ihr gegenüber, warf dabei aber einen Blick zu Phil hinterm Tresen.
Der Angriff auf sie saß ihr noch immer in den Knochen.
Anstatt etwas zu sagen nahm Nora nun ihr Handy in die Hand und ging in den Chat mit Jessy.

Let'sSchwätz
Jessy
Online

Hi. Ich bins


Zuerst wollte Jessy schon gehen, so ein unhöfliches Verhalten, aber dann las sie die Nachricht und hob überrascht den Kopf.
„Du bist...", fragte sie laut.
„Ja", unterbrach Nora sie, bevor Jessy ihren Namen sagen konnte. „Ich bin Anne."
Die Verwirrung stand Jessy nun ins Gesicht geschrieben.
„Ich erklärs dir, aber bitte nenn mich hier nicht Nora", fügte sie leise an.
„Wegen Lillys Video", verstand Jessy nun und nickte. „Wow, wie krass, dass du wirklich hier bist."
Jetzt legte sie ihre Umhängetasche ab, denn sie hatte nicht vor so schnell wieder zu gehen.
Sekunden später kam auch schon Phil, brachte ihr etwas zu trinken und beiden die Speisekarte.

„Sind die Burger hier gut?", wollte Nora wissen, nachdem Phil wieder gegangen war.
Eifrig nickte Jessy. „Die sind klasse, wie fast alles hier. Nur von den Hotwings würde ich die Finger lassen, wenn wirklich scharf nichts für dich ist."
„Nein danke", antwortete Nora. „Scharfes Essen vertrag ich nicht. Was nimmst du?"
„Wahrscheinlich den Cesar Salad."
„Nur Salat? Also ich nehm nen Cheeseburger", entschied Nora.
„Klingt auch gut", stimmte Jessy zu. „Aber ich hab die Woche schon nen Burger hier gegessen. So viel Sport kann ich gar nicht machen um das alles wieder los zu werden."
Sie grinste.

„Ach wo denn?", fragte Nora nach. „Du kannst das gut vertragen. Und solltest dir zur Feier des Tages was gönnen, wenn es schon aufs Haus geht."
Diesmal war es Nora, die zwinkerte. Hatte sie sich das etwa bei Phil abgeschaut?

Dieser kam übrigens gerade wieder zu ihnen an den Tisch.
„Und, was gefunden?"
„Ich nehm den Cheeseburger mit Fritten", bestellte Nora.
„Du hast mich überzeugt", meinte Jessy. „Für mich auch."
Phil nickte ihnen zu. „Alles klar. Noch nen Drink dazu?"
„Ja, das übliche für uns beide", orderte Jessy.
„Das übliche?", fragte Nora, erhielt aber keine Antwort von den beiden.
Mit den Karten in der Hand ging Phil zurück hinter den Tresen.

„Also jetzt erzähl mal Anne." Jessy rutschte aufgeregt auf ihrem Stuhl herum. „Was machst du hier? Seit wann bist du da?"
„Seit heute Nachmittag", antwortete Nora. „Nachdem mein Haus abgebrannt ist wusste ich nicht so recht wohin und bin einfach los gefahren. Nachdem ich mir noch bei einem Bekannten einen neuen Ausweis geholt habe. Egal wo ich letztlich landete, den Namen Nora wollte ich lieber nicht nutzen, bis Gras über die Sache gewachsen ist."

„Verständlich", antwortete Jessy. „Dieser Bekannte war aber nicht zufällig Jake?"
„Nein", versicherte Nora. „Ich habe Jake noch nie getroffen und kenne ihn erst seit der Sache mit euch."
„Und doch vertraust du ihm?"
„Tu ich bei dir doch auch." Sie lächelte Jessy an. „Naja, aber bei Jake ist das irgendwie anders. Als würde ich ihn schon länger kennen und uns etwas verbinden. Ich hab keine Ahnung. Ist auch nicht wirklich wichtig. Den Ausweis hab ich nicht von ihm."

„Olala, du und Jake?" Zuerst grinste Jessy, dann verzog sie ihre Lippen zu einem Kussmund.
„Haha", meinte Nora. „So ist das nicht gemeint. Ich hab mich nicht in ihn verliebt oder schwärme für ihn. Das ist was anderes, etwas aus meiner Vergangenheit, aber das erzähl ich dir ein anderes Mal."

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