Willkommen in Duskwood

Hector

Lily und Jessy hatten nicht lange gebraucht, bis sie die Aurora erreicht hatten.
Dass Richys Fahrrad nun am Motel stand, und sie mit Lillys Auto gekommen waren, interessierte gerade niemanden der drei.
Lilly hatte noch nicht ganz verstanden, warum Nora hier war, aber Anne hieß und warum sie nun verschwunden war und was genau das alles mit Phil zu tun hatte, aber dafür war auch später noch Zeit.
Zuerst mussten sie überlegen, was zu tun war.

Jessy wollte zur Polizei, aber Phil zögerte.
„Und was willst du ihnen sagen? Nora irgendwas oder Anne Wilkins ist verschwunden. Sorry, ich weiß nicht wirklich, welcher Name denn nun echt ist."
Er fuhr sich genervt übers Gesicht und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr.
„Und du hast kein Plan, was ihr Passwort ist?"
Jessy schüttelte den Kopf.
„Du vielleicht", fragte er nun Lilly.
Aber auch die hatte keine Ahnung.

Erneut tippte Phil zweimal auf das Display, welches sich sofort erhellte und ihn aufforderte das Passwort einzugeben.
Doch diesmal klickte er auf Notfall.
Jetzt konnte er die Notrufnummer eingeben. Darüber stand: Notfallinformationen.
Er machte sich keine großen Hoffnungen als er darauf tippte und aufgefordert wurde: Zum öffnen erneut tippen.

Doch er täuschte sich.
Sie hatte tatsächlich etwas hinterlegt.
Statt dem Namen stand da A.D., darunter die Blutgruppe: A- und einen Notfallkontakt: Hector, darunter eine Handynummer.
„Ich hab da was."

Er griff nach seinem Handy, tippte die Angezeigte Nummer ein und wählte.
„Mach laut", forderte Jessy und wollte ihm das Handy aus der Hand nehmen.
Ergeben nahm er es vom Ohr, betätigte den Lautsprecher und legte es vor sich auf den Tresen.

„Hallo", meldete sich eine tiefe männliche Stimme.
„Äh, hallo", meldete sich Phil und wusste nicht so recht, wie er anfangen sollte.
„Wer ist da und was willst du?"
„Ich heiße Phil Hawkins. Eine junge Frau, die ich seit kurzem kenne, ist verschwunden und in ihrem Handy bist du als Notfallkontakt angegeben."
„Scheiße. Wie heißt sie?", wollte Hector wissen
„Anne Wilkins."

Eine kurze Pause entstand.
„Sorry, das muss ein Name sein, den ich nicht kenne. Welchen Namen hat sie in den Notfallinformationen hinterlegt?"
„A.D.", antwortete Phil.
„Nein... Du bist dir ganz sicher, dass sie verschwunden ist?" Hectors Stimme klang nervös.
„Ja. Bin ich. Ihr Auto ist noch da, ihre Sachen noch im Motel, eben auch ihr Handy. Aber sie fehlt. Wir wollten die Polizei einschalten, wenn wir sie nicht schnell finden."
„Nein. Das tut ihr nicht. Ihr wartet bis ich da bin, verstanden. Es gibt Dinge die ihr über Anne nicht wisst."
„Wir wissen schon, dass sie sich auch Nora nennt", meinte Phil.

„Stimmt. So nennt sie sich. Oder eben Anne oder Julia. Sie hat viele Namen und unter keinem wird die Polizei sie finden. Aber ich kann es. Ich weiß, wer sie wirklich ist und warum sie all diese Namen nutzt. Also bitte, wartet bis ich da bin, dann bereden wir das weitere Vorgehen."
„Okay", stimmte Phil zu und hatte hunderte Fragen im Kopf.
„Wohin muss ich kommen?"
„Nach Duskwood. In die Bar Aurora."

„Ist das ein scheiß Scherz?" Jetzt wurde Hector ärgerlich. „Willst du mich auf den Arm nehmen?"
„Ähm, nein. Weswegen denn?"
Sie hörten ihn am Ende der Leitung tief durchatmen. „Sorry. Ich werde den nächsten Flug nehmen. Ich melde mich gleich nochmal."

Bevor Phil noch etwas hätte sagen können, hatte Hector schon aufgelegt.
„Was ist denn das für einer?", sprach Jessy aus, was die anderen zwei dachten.
„Keine Ahnung. Warum hat er so blöd reagiert, als du von Duskwood gesprochen hast?", wollte Lilly noch wissen.
Phil schüttelte langsam den Kopf. „Ich weiß es nicht. Aber ich glaube es war richtig ihn anzurufen."

„Und jetzt?", fragte Jessy. „Sollen wir es nicht auch den anderen sagen, dass Nora hier war und jetzt verschwunden ist?"
„Gerade wenn Hannah auftaucht", führte Lilly den Gedanken weiter.
Wieder schüttelte Phil den Kopf.
„Lass uns zuerst mit diesem Hector reden. Nora wollte nicht erkannt werden und nach dem was wir gerade gehört hatten war das vielleicht sogar besser."