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Bucky Barnes

Besorgt sehe ich nochmals zu der Stelle, an der die Person mit der Kapuze gestanden hatte. Diese blau leuchtenden Augen würde ich überall wiedererkennen. Doch die Kälte, mit welcher sie mich angelächelt hatte ist neu. 
Mit schmerzendem Herzen erinnere ich mich daran, wie sie immer auf mich aufgepasst hatte und mir geholfen hatte, Hydra einigermaßen zu überstehen. Ich führe mir die Wärme in ihren Blicken vor Augen, mit welcher sie beinahe die Zelle erwärmen konnte. Umso schlimmer ist es jetzt für mich, solch eine Kälte in Denvers Augen sehen zu müssen. Und mir gefällt es gar nicht, wie sie Milana angesehen hat. 
Kaum ist Denver wieder verschwunden, rufe ich Milana zu mir und verschwinde mit ihr Nachhause. 

Mit der Ausrede, ich wolle ein Film mit ihr schauen, habe ich Milana schließlich Nachhause gelockt. Denn sie wollte auf dem Spielplatz bleiben, da sie die Frau nicht bemerkt hatte. Ich jedoch, wollte so schnell wie möglich weg von dort um meinen kleinen Engel zu beschützen. Auch wenn ich es nicht glauben kann, dass Denver wirklich solch einen kalten Blick drauf hat. Was ist mit ihr passiert?
Zuhause schmeiße ich Milana auf das Sofa, woraufhin sie wieder quiekt und schalte dann einen Barbie-Film ein. Wie sehr sie diese Puppe liebt. Auch wenn ich nicht verstehen kann wieso. Solange Milana jedoch glücklich ist, würde ich alles machen. 

Nach etwa einer Stunde ist der Film zu ende und ich habe uns einen Snack gemacht, da wir nichts zu Mittag hatten. 
Milana greift glücklich vom Obstteller und erzählt mir, was in dem Film alles passiert ist. Milana liebt es zu reden. Zu Steves und meinem Leidwesen, denn wir müssen ihr immer zuhören. Und dennoch liebe ich ihre Stimme. Es ist etwas vom Schönsten was ich mir vorstellen kann und ich bin Stolz auf sie, egal was sie tut. Außer wenn sie nur Blödsinn im Kopf hat, dann ist sie wirklich anstrengend. Glücklicherweise gelingt es Steve und mir, sie nach einer Weile wieder zu beruhigen und unter Kontrolle zu bringen. 

"Dad! Hör mir zu!", fordert Milana. Ich verdränge seufzend meine Gedanken und widme mich wieder dem Sonnenstrahl neben mir. Nach einer Weile bemerke ich, wie es schon spät wird und ich trage Milana nach oben, in ihr Zimmer. 
Ich werfe sie aufs Bett und suche ihr Pyjama, welches merkwürdigerweise unter dem Bett liegt. Da Milana ihre Sachen jedoch immer verstreut denke ich mir nichts weiters dabei und ziehe es ihr an. Dann putze ich ihr noch die Zähne und lege mich neben sie ins Bett. Ich erzähle ihr noch eine kurze Gutenachtgeschichte.
Doch nach einer halben Stunde schläft sie noch immer nicht. Zum dritten Mal hat sie mich gerade gebeten auf Toilette zu dürfen, was ich nur widerwillig bejahe. Warum ist es so schwer für kleine Kinder, schlafen zu gehen? Ich meine wenn Milana nicht gerade auf Toilette ist, dann philosophiert sie über Gott und die Welt, auch wenn ich ihr gesagt habe, sie solle schlafen. 

Nach einer weiteren Viertelstunde ist sie dann endlich eingeschlafen und ich liege erschöpft auf dem Sofa um mich kurz auszuruhen. Es sollte als Extremsport gelten den ganzen Tag auf eine Fünfjährige aufzupassen und sie dann auch noch davon zu überzeugen schlafen zu gehen. 
Um halb zehn kommt dann auch Steve Nachhause und ich begrüsse ihn erfreut. Steve will nach oben gehen und Milana ebenfalls noch kurz sehen. Ich lege mich wieder auf das Sofa und schließe müde die Augen. 
Jedoch werde ich von Steves Getrampel auf der Treppe wieder hochgeschreckt und stehe sauer auf. 
"Willst du die kleine Wecken?", zische ich ihn genervt an, doch an Steves Ausdruck erkenne ich, dass etwas ganz und gar nicht stimmt. 
"Milana ist weg", murmelt er leichenblass. Ich merke, wie auch aus meinem Gesicht die Farbe weicht. 
"D-Das kann nicht sein. V-Vielleicht ist sie auf dem Klo o-oder so", nuschle ich. Doch Steve schüttelt nur den Kopf. 
"Habe ich schon nachgeschaut, dort ist sie nicht. Auch nicht in unserem Zimmer", wendet Steve ein. Ich merke wie meine Beine nachgeben und ich lasse mich auf das Sofa fallen. Denn ein anderes Zimmer gibt es oben nicht mehr und wenn sie nach unten gekommen wäre, hätte ich es doch merken müssen!
"N-Nein", ist alles was ich herausbringe. Steve rauft sich die Haare und eilt unruhig in der Wohnung umher, in der Hoffnung sie doch irgendwo zu finden. Erfolglos.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, obwohl gerade erst ein paar Minuten vergangen sind, klingelt mein Handy. Als ich auf das Display sehe, lese ich das Wort 'Unbekannt'. Ich winke Steve zu mir und schalte auf Lautsprecher, kaum habe ich den Anruf entgegen genommen.
"Hallo?", frage ich mit zitternder Stimme.
"Dad! Sei bitte nicht sauer, aber plötzlich stand da so eine Frau in meinem Zimmer und meinte wir würden jetzt ein Abenteuer erleben!", erzählt Milana begeistert und mir gefriert das Blut in den Adern. Das wird doch wohl nicht Denver sein, oder?
"Milana, wer ist bei dir?", will ich beunruhigt wissen. Steve neben mir macht keine Bewegung mehr. 
"Na die nette Frau. Und ein paar große Männer. Die Frau meinte, auf dem Abenteuer könnte es gefährlich werden, aber ich müsste keine Angst haben, weil die Männer mich beschützen würden!", quietscht sie aufgeregt und ich merke, wie mein Herz einen Aussetzer hat. Das ist ganz und gar nicht gut! 
"Milana, darf ich mit der Frau sprechen?", bitte ich meine Tochter vorsichtig. 
"Okay, aber bitte schimpfe nicht mit ihr", bittet mich Milana fröhlich und ich höre wie das Handy weitergegeben wird. 
"Geh doch kurz mit Nelio spielen, wir gehen gleich los," höre ich eine sanfte Frauenstimme sagen und dann wie Milana zustimmt. 


Black SmokeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt