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Bucky Barnes

Ich zucke erschrocken zusammen, als Denver die gewünschte Antwort ohne mit der Wimper zu zucken von sich gibt. Natürlich könnte es ein Trick sein, doch um ehrlich zu sein bezweifle ich das stark. Besonders nachdem sie einfach nur noch da gesessen hat und keine Regung mehr machte. Und Hugos Worte jagen mir einen noch kälteren Schauer über den ganzen Rücken.
Russische Winter
Ich habe als Winter Soldier von ihr gehört. Sie soll für Massenmorde und tote Politiker mit übertrieben viel Wachpersonal verantwortlich gewesen sein. Nun habe ich das Gefühl, die Welt würde stehen bleiben, als ich realisiere, dass sie damals eine Zwölfjährige war. Noch dazu, meine Tochter und Hydras 'Sonnenschein'. 
Steve sieht etwas verwirrt zu mir, doch ich schüttle nur den Kopf um ihm zu sagen, dass ich es ihm später erkläre. 
Hugo löst Denvers Ketten und sie bewegt ihre Arme kurz um sich etwas zu strecken. Danach steht sie auf und sieht ihn an, als würde sie die nächste Mordmission von ihm erwarten. Er dreht sich jedoch von ihr weg und verlässt die Zelle. Mit einem Handzeichen bedeutet er ihr, ihm zu folgen, was sie augenblicklich tut. 
Steve und ich sehe ihr belämmert hinterher, während wir alleine zurück gelassen werden. 

Kaum sind wir alleine erfasst Steve auch sofort das Wort: "Was meinte er mit Russische Winter?" Ich seufze und setze mich wieder hin. 
"Die Russische Winter ist eine Attentäterin und wurde eingesetzt, wenn besonders viele Menschen sterben mussten. Der Winter Soldier ist ein Auftragskiller, welcher gezielt Personen umbringt. Die Russische Winter jedoch ist wie ihr Namensgeber. Sie tötet jeden den sie erwischen kann", murmle ich bedrückt. Dabei vermeide ich auch den Augenkontakt zu ihm, um nicht die furchtbare Erkenntnis in seinen Augen sehen zu müssen. 
"Weiß sie-", will er ansetzen, doch ich habe seinen Gedanken bereits erraten: "-dass sie eine Waffe ist? Ja und sie hasst sich dafür genauso sehr wie ich mich."
"Sag das nicht. Sag nicht dass du dich hasst. Bitte, du brichst mir damit das Herz, Buck", bittet Steve mich traurig. Ich sehe ihn bedrückt an. 
"Aber es stimmt. Ich werde mir niemals verzeihen können, was ich getan habe", erwidere ich leise. Schluchzend vergrabe ich mein Gesicht in meinen Händen. Ich will nicht, dass Steve mich weinen sieht, aber ich kann mich hier nirgends verstecken. 
Ohne Vorwarnung durchzuckt mich ein schmerzhafter Stromschlag. Als sich meine Muskeln wieder entspannen verstärkt sich der Schmerz nochmals kurz, bevor er verschwindet. 
"Tut mir leid, ich wollte dich umarmen und habe diese blöden Dinger vergessen", keucht Steve, als er sich wieder aufrichtet. Ich schniefe und murmle ein: "Schon okay."

Es vergeht eine Weile, in welcher ich mich einfach selber wieder beruhigen will. Steve versucht mich bestmöglich aufzumuntern, auch wenn ich ihm nicht glauben will. Denn für mich ist es schon ein Wunder, dass er überhaupt etwas mit mir zu tun haben will. Ich meine, ich würde auch nichts mit mir zu tun haben wollen!
Plötzlich knallt die Tür am Ende des Ganges und ich sehe erschrocken auf. So laut wurde sie noch nie zugeschlagen. 
"Die Schonzeit ist vorbei! Der Winter Soldier wird noch heute aktiviert!", brüllt Hugo aufgebracht und ich weiche erschrocken in die hinterste Ecke zurück. Steve stellt sich möglichst schnell vor mich, um mich vor Hugo zu beschützen. 
Doch kaum steht Hugo vor der Tür, bricht Steve unter Schmerzensschreien zusammen und hält sich den Hals.Ich sehe diesem grauenvollen Bild zu, versuche mich gleichzeitig aber noch weiter von Hugo zu entfernen. Ich will nicht wieder töten müssen! Bitte, nicht schon wieder!
Hugo interessiert sich nicht einmal für Steve, welcher wild zuckend am Boden liegt. Er kommt geradewegs auf mich zu, um mich am Kragen zu packen und vor sich her zu stoßen. Die Verbrennungen sind noch immer etwas schmerzhaft und auch die Tritte von vorhin sind beim Laufen absolut nicht angenehm, weshalb ich mich ducken muss, was ihn zur Überlegenen Person macht. 
Steves Stromschläge werden erst wieder schwächer, als die Tür hinter Hugo zugeschlagen wird. Er liegt schwer keuchend und geschlagen am Boden, während er einfach völlig verzweifelt zu mir sieht. Ich erwidere seinen Blick genauso panisch. Ich will einfach weg von hier. Warum können wir nicht einfach alle von hier verschwinden?

Geduckt durch die Schmerzen stolpere ich vor Hugo durch die Gänge. Immer weiter an Türen und Abzweigungen vorbei. Innerlich wehre ich mich gegen jeden Schritt, denn sie werden mich wieder vergessen lassen. Aber ich will weder Steve oder Denver noch Milana nicht wiedererkennen können. Ich will nicht, dass Milana sehen muss, wie ich bereit dazu währe, sie oder ihren Papa, oder Denver zu töten! Ich will das nicht! Ich will das alles nicht, bitte!
Irgendwann stößt Hugo mich durch eine gesicherte Tür, direkt in eines der Labore. Nur dass sich neben den Labortischen und deren Requisiten auch ein Stuhl mit einem gespaltenen, metallenem Helm befindet. Ich bleibe in einer Angststarre gefangen, kann mich nicht mehr bewegen. Ich wusste, dass das passieren würde, aber diesem Alptraum dann wirklich gegenüber zu stehen, macht alles noch hundert mal schlimmer. 
Ohne Rücksicht, werde ich auf den Stuhl gestoßen und mit Metallschellen darangefesselt. Ich kann mich keinen Zentimeter mehr bewegen und habe vermutlich erst einmal so viel Panik verspürt. Als Milana entführt wurde und ich geglaubt habe, sie für immer zu verlieren. So wie ich sie jetzt genauso verlieren könnte. Sie ziehen einen Zahnschutz hervor, doch ich weigere mich, meinen Mund zu öffnen. Hugo zeigt jedoch nicht viel Geduld und schlägt mir grob zweimal ins Gesicht. Danach presst er meinen Kiefer so zusammen, dass ich ihn gezwungenermaßen öffnen muss.
Kaum haben sie mir Zahnschoner in den Mund geschoben, da beginnt der Stuhl zu surren und die Lehne zieht mich weiter nach hinten. Die metallenen Platten senken sich genügend langsam zu mir herunter, dass ich eine noch nie dagewesene Verzweiflung verspüren kann. Erste Funken werden ausgespuckt. Meine Hand zittert völlig unkontrolliert. 
Und dann schmerzt es, so dass ich glaube, mein Kopf explodiert. Ich schreie so laut ich kann, denn anders geht es nicht mehr. Verzweifelt versuche ich mich in eine andere Situation zu versetzen. In eine Erinnerung voller Glückseligkeit. Versuche die Schmerzen zu überstehen und diesen Moment, der mir am meisten bedeutet, irgendwie zu wahren.

Black SmokeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt