Black Smoke

17

Denver

Wie er es versprochen hatte, ist Egor nach zwei Tagen wieder aufgetaucht. Ich habe ihm meine Entscheidung mittgeteilt und verabschiede mich gerade von Steve und Bucky. 
Egor und ich haben es für das Sicherste gesehen, dass ich mich von ihnen entferne, damit es nicht verdächtig ist. Immerhin kann ich wohl kaum behaupten ich würde noch zu Hydra gehören und dann mit Captain America und dem Winter Soldier zusammenleben. 

Ich habe mich wieder in die alte Fabrik zurückgezogen und warte einfach, bis Hydra mich findet. In der Zwischenzeit übe ich mit meinen Kräfte um sie noch weiter zu stärken. Immerhin weiss ich nicht, was mich dort erwartet und wie die Mission verlaufen würde. 

Ich lasse gerade ein paar Gegenstände durch die Halle schweben, als die Tür vorsichtig aufgerammt wird und zwei bewaffnete und vermummte Männer vorsichtig durch die Tür schleichen. 
Ich sitze kampfbereit auf meine Matratze und beobachte die Männer schweigend. Als sie mich ins Visier ihrer Gewehre nehmen senke ich drohend den Kopf und mache ihnen mit einem Blick klar, dass sie die Waffen augenblicklich senken sollen. 
"Sie ist hier", murmelt einer der Männer und in der Tür erscheint noch ein dritter Mann. Er ist breit gebaut und auch wirklich muskulös. Braune Haare, sowie braune Augen. Dreitagebart. 
"Was machst du hier Hugo?", breche ich die Stille. Der Dritte lächelt verschmitzt und kommt vorsichtig näher.
"Ich habe vom Verrat deiner Männer gehört, Denver. Tut mir wirklich leid. Aber eigentlich bin ich aus einem anderen Grund hier", beginnt er stolz zu sprechen. Ich hebe den Kopf überheblich und sehe ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. 
"Mitleid bringt bei mir nicht viel. Also was willst du?", würge ich seine Einschleimungsversuche ab. 
"Hydra baut sich neu auf. Dafür benötigen wir so viel Unterstützung wie wir erhalten können. Und da du die Tochter von einem der ranghöchsten Agents bist, ist es nur verständlich, dass wir dich willkommen heißen", erklärt er mir gelassen. Ich kühle meinen Blick ab und mache ihm mit einem Nicken, mein Interesse klar. 
"Du musst dich nicht mehr verstecken Denver. Du hast wieder ein Zuhause", lockt er mich. Ich grinse ihn an. 
"Einverstanden", hake ich ein. Hugo hält mir die Hand hin und zieht mich hoch. 
"Dann ist es offiziell, die Russische Winter ist zurück", lächelt er zurück. 
"Heil Hydra", fügt er hinzu.
"Heil Hydra", antworte ich. 

Vor dem ehemaligen Stützpunkt steige ich aus dem Van mit den getönten Scheiben und sehe mich um. Der Bunker ist abgelegen und gut getarnt. Vor dem Eingang stehen zwei Wachen, welche mir respektvoll zunicken. Hugo steigt hinter mir aus. 
"Diese Basis kennst du noch, oder?", fängt er ein Gespräch an. Grinsend drehe ich mich zu ihm um. 
"Du hast mich mal hierhin mitgenommen, als mein Vater auf einer mehrtägigen Mission war", erinnere ich mich. Hugo nickt zustimmend. Hugo war früher immer mein Babysitter, wenn Rumlow unterwegs war. In seiner Begleitung durfte ich schon einiges Machen, was damals zu einem echten Hydra-Agent gehört hatte. Und das war immer mein Traum, die beste Hydra-Agent der Geschichte zu werden. 
Trauriger weise habe ich das bereits mit zwölf beinahe geschafft. Ich hatte gemordet und überall wo ich hingeschickt wurde, folgte mir eine Blutspur. Neben dem Winter Soldier war ich Hydras tödlichste Waffe. Ich war tödlicher als der Russische Winter, als welche ich auch bekannt wurde. 
"Ich habe dir ein Zimmer mit Ausblick einrichten lassen. Du kannst es dir ansehen, doch wir müssen noch ein paar Sachen besprechen", holt mich Hugo aus meinen Gedanken. Ich nicke ihm zu und folge dem Soldaten, welcher mein spärliches Gepäck in mein Zimmer bringt. 

Das Zimmer ist hübsch und gemütlich eingerichtet. Der Bunker wurde in einen Berg gebaut. Mein Zimmer ist im oberen Bereich des Berges und ich habe ein getarntes Fenster aus welchem ich die Landschaft beobachten kann. Das wir hier in einem geschützten Naturgebiet sind, passt ja hervorragend. 
Es klopft an der Tür und ein Agent streckt den Kopf in mein Zimmer. Fragend sehe ich ihn an und er senkt unterwürfig den Kopf.
"Agent Blackwood würde sich gerne mit Ihnen besprechen, Denver", informiert er mich. Ich nicke und folge ihm durch den Bunker. Ich muss erst noch lernen, mich hier zurechtzufinden. 

Der Agent klopft an eine Stahltür und öffnet sie schließlich. Ich trete ein und die Tür wird hinter mir geschlossen. 
Der Raum scheint ein Besprechungszimmer zu sein, denn in der Mitte steht ein ovaler Tisch Um den Tisch stehen sechs bequeme Stühle, welche vermutlich noch nicht so lange hier stehen, denn sie wirken relativ neu. 
Auf einem der Stühle sitzt Hugo. Ich setze mich ihm gegenüber und sehe ihn abwartend an. Er räuspert sich und beginnt zu sprechen.
"Hydra soll wieder an Macht gewinnen. Nur geht das nicht so gut, wenn die Avenger noch da draußen sind. Wir würden daher unsere Aufmerksamkeit erst einmal ihnen zuwenden. Wir werden einen von ihnen entführen und ihn als Druckmittel gegen die Anderen einsetzen. Aber das wird nicht deine Aufgabe sein. Deine wird sein herauszufinden, ob der Maulwurf von damals noch unter uns ist. Es wäre Fury zuzutrauen ihn wieder hierher zu schicken, da wir nicht wissen wer er ist und womöglich einen hohen Posten besetzt. Ich würde dich bitten, alle verdächtig wirkenden Agents und Soldaten zu befragen. Und du darfst ruhig etwas grober werden, immerhin wollen wir doch nicht, dass wir gleich wieder gestürzt werden", erklärt er mir meine Aufgabe.
Das wird leicht. Ich weiß schon wer es ist, nur dass er es nicht erfahren wird. Nicht so schnell jedenfalls. Vielleicht irgendwann einmal, aber jetzt sicher noch nicht. Ich nicke und warte ab, ob er noch etwas hinzufügt. 
"Für mich ist es nur selbstverständlich dir einen der höchsten Posten zu überlassen. Du und dein Vater haben Hydra immer gute Dienste geleistet und ich finde das sollte belohnt werden. Du wärst sozusagen eine meiner höchsten Leute, aber natürlich darfst du auch auf weitere Einsätze. Du wärst so flexibel, hättest einiges zu sagen, darfst deinem Können jedoch immer noch nachkommen", erklärt er mir weiter. Ich nicke erneut zustimmend. 
"Gut, dann darfst du jetzt mit den Befragungen beginnen."