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Falls er wirklich Romanoff reinschickt, könnte ich mich auf was gefasst machen. Unter den Söldnern wurde immer vor ihr gewarnt. Es hieß, sie wäre eine der Besten auf dem Gebiet der psychischen Manipulation. Ich müsste also sehr bedacht vorgehen und jeden ihrer Schritte sofort durchschauen, oder ich bin geliefert.

Keine zwei Minuten später öffnet sich die Tür und die Black Widow tritt tatsächlich wieder herein. 
"Hey, wie geht es dir?", will sie vorsichtig wissen. Ich mache nur eine Kopfbewegung, welche ihr klar macht, dass es mir noch immer genauso geht, wie vor fünf Minuten, als sie den Raum verlassen hatte. 
"Ich wollte mich noch einmal bei dir bedanken, was du damals für mich getan hast", beginnt sie.
'Erinnerungen an damals. Emotionale weichklopferei.' Erkenne ich in Gedanken. 
"Naja, ich wusste, dass es sonst niemand tun würde", gebe ich kalt zurück. Sie nickt einfach. 
"Ich möchte mehr über dich erfahren. Was hast du die letzten fünf Jahre gemacht?", fährt sie fort. 
"Ich war mit Rumlow unterwegs, nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Er hat Aufträge angenommen und als Söldner Geld verdient. Irgendwann habe ich auch begonnen, gerade wenn es sehr kritische Aufträge waren", berichte ich. In meinem Kopf gehe ich ihre möglichen Reaktionen durch. Romanoff entscheidet sich für Fall drei. 
"Was waren das zum Beispiel für Aufträge?", lenkt sie sogleich ein. 
"Mafiabosse, welche ausgeschaltet werden mussten, oder auch andere erfolgreiche Leute, mit viel Wachpersonal herum", gebe ich das Beispiel. Die Agentin überlegt kurz, stellt aber sogleich wieder eine Frage. 
"Warum du? Warum hat Rumlow dich geschickt und kein professioneller Auftragsmörder?",
"Mit einem Auftragsmörder wurde gerechnet. Mit einem fünfzehnjährigen Mädchen, welches dich mit nur einem Blick töten kann, nicht. Und falls es dennoch zu einem Kampf käme, wäre ich durch meine Überstärke im Vorteil", erkläre ich ihr und zucke ich kühl mit meiner gesunden Schulter. Romanoff scheint etwas überrascht zu sein. 
"Steve hatte mir berichtet, dass du einen der Typen, welche Milana entführt hatten, mit deinen Zauberkräften getötet hast, aber Blickkontakt?", wundert sie sich. Ich beschließe ihr genaue von meinen Fähigkeiten zu berichten. 
"Die Scarlet Witch verfügt über Chaosmagie. Die mächtigste Form von Magie, die es gibt. Ich verfüge über Todesmagie. Ich kann auch eine harmlosere Version des Todes hervorrufen. Schlaf und Ohnmacht. Per Gedanken töte ich nur selten, da es mich einiges an Kraft kostet, ein Leben nur durch Gedanken auszulöschen. Deshalb wurde ich auch auf dem Weg hierher bewusstlos, weil es zusammen mit den drei Schüssen Zuviel für mich war. Etwas einfacher ist es per Augenkontakt. Aber es ist grausamer, da ich dann mit ansehen muss, wie das Licht in den Augen meines Opfers erlischt. Rumlow hat das umgangen, indem er mir weismachte, die Personen wären zu böse, als dass sie am leben bleiben durften", gebe ich ihr, eine mehr oder wenige umfassende Erklärung. 
Romanoff sieht ehrlich erschüttert aus und ist auch unbewusst, oder eben doch bewusst, ein paar Schritte zurückgewichen. 
"Ich weiß, dass ich ein Monster bin, glaub mir", füge ich kalt hinzu. Ich weiß es auch wirklich. Wie sehr habe ich mich gehasst, nachdem ich einfach Leben genommen habe, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken? 

Lange Zeit ist es einfach ruhig. Entweder will sie mir Zeit geben in meinen Schuldgefühlen zu ertrinken, oder sie braucht selber einen Moment um mit den erhaltenen Informationen klar zukommen. 
Ich beobachte sie mit ausdruckslosem Gesichtsausdruck und würge jeden eigenen Gedanken ab. Ich würde jetzt ganz sicher nicht vor der Black Widow Schwäche zeigen. Sie wendet sich wieder mir zu. Ihr Blick ist sanfter als zu Beginn. 
"Du wolltest niemanden töten oder?", vermutet sie. Ich sehe sie verbittert an.
"Zu keinem Zeitpunkt in meinem Leben. Aber wenn du eine lebende Waffe bist, ist es so gut wie unmöglich zu vermeiden", gebe ich frostig zu.
'Bald hat sie mich auf einem emotional zerbrechlichen Zustand gebracht.' warne ich mich. Ich atme laut auf um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. 
"Was willst du erreichen?", stelle ich ihr die Frage, die schon lange auf meiner Zunge brennt. 
"Und sei gewarnt, ich kann dich unsäglichen Schmerzen aussetzen, solltest du mich anlügen", warne ich sie. Sie sieht mich skeptisch an. Ich hebe eine Augenbraue und sie beginnt zu zittern. 
Verzweifelt versucht sie sich nichts anmerken zu lassen. Tja, was die Scarlet Witch auf psychischer Ebene kann, kann ich auf Physischer. Keuchend versucht die Rothaarige nicht auf die Knie zu fallen.
Ich muss sagen, ich bin beeindruckt. Ich habe nur selten jemanden gesehen, der nicht sofort schreiend zusammengebrochen ist. Auch wenn ich ihre Schmerzen noch etwa hundert mal verschlimmern könnte, befreie ich sie doch davon. Sie hat einen kleinen Teil meines Respektes gewonnen. 
Keuchend atmet sie auf und sieht ehrfürchtig zu mir. 
"Also, was willst du mit meinen Antworten?", hake ich nach. Meine Stimme ist genauso eisig, wie mein Blick. 
"Herausfinden, in was für einem psychischen Zustand du dich befindest", antwortet sie, sobald sie wieder etwas Luft hat. 
"Zurechnungsfähig, weshalb ihr mich vermutlich auch in den Knast stecken werdet oder?", gebe ich ihr die Antwort auf ihre Frage, etwas ruhiger und wärmer. 
"Nein, Steve hatte mich gebeten, dich zu fragen, ob du bei ihnen leben willst. Bei deinem Vater und seiner Familie. Sie würden dich aufnehmen", lässt sie die Bombe platzen. Überrascht sehe ich sie an. Das ist das absolut Letzte, womit ich gerechnet habe. 
"Überlege es dir", meint sie noch und verschwindet wieder aus dem Zimmer. Nachdenklich sehe ich nach unten. Sie wollen wirklich ein Monster wie mich bei sich wohnen lassen?

Black SmokeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt