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Bucky Barnes

Nur sehr langsam wird es wieder etwas heller. Was passiert ist kann ich nicht mehr sagen, aber ich vermute, sobald ich wieder klarer denken kann, dass einer der Kommandanten mich schwer zusammengeschlagen hat. Warum sollte ich sonst das Bewusstsein verlieren? 
Nach einer Ewigkeit schaffe ich es endlich meine Augen zu öffnen. Die weißen Wände reflektieren das grelle Licht noch furchtbarer und ich brauche einige Minuten um mich daran zu gewöhnen. Als ich meine Augen endlich länger als eine Sekunde aufhalten kann, schärft sich das Bild wieder. 
Neben mir sitzt ein großer, blonder Mann, welcher meiner Meinung nach zu gut aussieht, um zu den Soldaten zu gehören. Misstrauisch sehe ich ihn an. Haben sie mich weggegeben? War ich doch nicht gut genug?
Der Mann schmunzelt liebevoll und sieht mich glücklich an. Warum freut er sich so, mich zu sehen? Hat er irgend einen besonderen Auftrag für mich?
"Hey Buck. Wie geht es dir?", flüstert er leise. Der Name kommt mir sehr vertraut vor, doch gerade kann ich ihn nicht zuordnen. Daher schweige ich einfach, in der Hoffnung mehr Informationen zu bekommen. Der Mann sieht mich kurz kritisch an, bevor er wieder ein Lächeln aufsetzt. Ich schlucke, denn irgendwie habe ich das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben. 
"Ruh dich etwas aus, ja? Ich komme nachher nochmals vorbei", informiert er mich gelassen. Dahinter kann ich aber Sorge und Trauer ausmachen. Und ein wenig Enttäuschung. Diese macht mich nervös, denn bei den letzten Soldaten hat mir das immer nur Schmerzen eingebracht. 
Doch der Mann steht nur langsam auf und geht aus dem Raum. Ich sehe ihm nervös hinterher. Auch wenn er mich vielleicht geschlagen hätte, ich habe mich doch irgendwie wohl gefühlt bei ihm. Und ich will jetzt nicht alleine hier sein. 
Nachdem der Mann die Glastür zugeschoben hat, treten zwei Frauen zu ihm. Die eine hat schulterlange, rote Haare und die Andere hat braune, welche ihr bis zur Mitte ihres Rückens reichen. 
"Wie geht es Denver?", erkundigt sich der Blonde bei ihnen. Beide machen einen bedrückten Gesichtsausdruck. Ich erschrecke. Denver ist auch hier?
"Sie hat kein Wort gesagt und nur an die Decke gestarrt. Nicht ein Muskel hat bei ihr gezuckt", verkündet die Rothaarige. Ich stutze. Wenn wir wirklich weitergereicht wurden, hätten sie ihr doch befehlen können, sich zu bewegen. 
"Und bei Bucky?", forscht die Brünette nach. Auch dieser Name kommt mir unheimlich bekannt vor. Und irgendetwas in mir regt sich dabei auch. 
"Er hat mich nicht erkannt", antwortet der Blonde bedrückt. Kurz blickt er traurig zu mir und ich sehe ihn weiter abschätzend an. Er kommt mir bekannt vor, aber ich kann nicht einordnen woher. 
"Das wird schon, lass ihm etwas Zeit", muntert die Rothaarige ihn nun etwas auf. Der Blonde seufzt und sieht erneut zu mir. Diesmal länger. Ich selber sehe ihn mir möglichst genau an und mustere jedes Detail an ihm. Warum zur Hölle, kommt er mir so unglaublich vertraut vor, dass ich mich einfach nur in seine Arme werfen will?

Der Mann hat mich minutenlang von außerhalb des Zimmers beobachtet. Am liebsten hätte ich ihn gebeten hereinzukommen und sich neben mich zu setzen. Doch ich darf keine Wünsche haben und auch niemandem etwas befehlen. Ich darf nur die Missionen ausführen und gehorchen. 
Irgendwann stellt sich ein dunkelhäutiger Mann, mit einer Augenklappe, neben den Blonden. Auch er sieht mich nun an. Wurde ich überhaupt schon weggegeben? Oder dürfen sich die Interessenten erst ein eigenes Bild von mir machen? Falls es wirklich so sein sollte, hoffe ich, dass ich zu dem Blonden komme. Die Anderen habe ich als nicht so nett empfunden. 
"Vielleicht weiß er etwas über ihren Zustand", brummt der Einäugige nach einiger Zeit. Der Blonde seufzt und kommt wieder herein. Ich hebe meinen Kopf etwas, um ihn besser sehen zu können. Ich will ihn berühren. Egal wie, ich will einfach seine Haut spüren können. 
Doch der Mann setzt sich wieder auf den Stuhl neben dem Bett. Aus dem Affekt strecke ich meine Hand nach ihm aus, doch ziehe sie sogleich erschrocken wieder zurück. Das wird wehtun, das weiß ich jetzt schon. 
Der Mann hebt seine Hand und ich sehe ergeben nach unten um auf den Schlag zu warten. Doch der Mann legt seine Hand nur auf meine. Das kommt wo unerwartet, dass ich überrascht zusammenzucke. Es tut nicht weh, es ist angenehm. Verwundert sehe ich den Mann wieder an, welcher mir aufmunternd zulächelt. 

Dann erkenne ich das Lächeln. Wie ein Schlag mitten durch meinen Bauch. Ein zweiter gegen mein Gesicht. 
"Steve!", rufe ich freudig aus. Auch er lacht los und umarmt mich glücklich. Ich beuge mich etwas aus dem Bett und erwidere die Umarmung so fest ich kann. Meine Muskeln schmerzen noch immer, doch gerade ist es mir einfach nur egal. 
Innerlich rechne ich damit, dass gleich Soldaten hereinstürmen und uns wieder auseinander reißen und mich erneut löschen. Doch gerade ist mir das völlig egal. Ich kann Steve umarmen!
"Schön dich wieder zuhaben", flüstert er mir leise ins Ohr, als wir uns wieder lösen. Sofort will ich ihn wieder in die Arme schließen und ihn nie mehr loslassen. Doch das ist leider nicht möglich. 
"Wird Hydra kommen?", frage ich ängstlich. Haben sie ihn wieder erwischt? Oder war ich das sogar?
"Nein, wir konnten uns verstecken", beruhigt Steve mich sofort. Ungläubig lächelnd sehe ich ihn an. Das heißt also, sie konnten mich befreien? 
Dann verschwindet mein lächeln wieder. Denver. Soweit ich mitbekommen habe, ist auch sie hier. Doch sie steht noch immer unter der Gehirnwäsche. Auch Steves Gesicht wird wieder etwas ernster. 
"Bucky, weißt du was sie mit Denver gemacht haben? Sie reagiert auf überhaupt nichts", fragt er mich bedrückt. 
"Ich glaube es hat etwas mit diesem zweiten Teil zu tun, den Hugo damals kurz erwähnt hat. Ich dachte es geht um ein Training oder so. Aber als ich sie nach eurer Flucht wiedersah, da hat sie nur noch genau das getan, was von ihr verlangt wurde. Nichts anderes. Aber danach... Hugo hat ein Wort gesagt und sofort war sie wieder sie selbst", erinnere ich mich schaudernd zurück. Sollte Steve sie befreien können, wird sie vermutlich psychologische Hilfe brauchen. 

Black SmokeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt