3. Kapitel

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"Die kostbaren Momente, die das Glück uns schenkt, werden in die Erinnerung gelenkt. Dort sammeln sie sich an und so dann und wann, man sie wieder hervorholen kann." -  Monika Kühn-Görg

Als ich am nächsten Morgen langsam aufwache, strecke ich meine Arme von mir weg, bevor ich mich auf Ryans Seite drehe. Doch als ich meine Hand zu seiner Bettseite ausstrecke, ist da nur eine leere Bettseite vorhanden. Irritiert öffne ich meine Augen, wobei ich einige Male blitzen muss, um mich an die Helligkeit zu gewöhnen. Ryans Seite ist tatsächlich leer. Wo war er den nur? Oder war es bereits so spät? Die Uhr auf der gegenüberliegenden Wand zeigt jedoch erst kurz vor 08.00 Uhr. Eigentlich müsste er noch zu Hause sein. Also raffe ich mich auf und verlasse das Schlafzimmer. In der Wohnung ist es still. "Ryan?", rufe ich, als auch in der Küche niemand zu finden ist. Doch eine Antwort erhalte ich nicht. Vielleicht hat er mir ja eine Nachricht hinterlassen, aber wo habe ich nur mein Handy hingelegt? Ich glaube, dass ich es gestern Abend auf den Küchentresen liegen gelassen hatte. Mit schnellen Schritten begebe ich mich zum besagten Ort. Ach da ist es ja! Und tatsächlich war eine Nachricht von Ryan darauf zu finden. 

Guten Morgen Liebling....

ich musste schon los in die Kanzlei und wollte dich nicht wecken. Ich liebe dich!

- Ryan

In Seattle konnten Ryan und ich meistens gemeinsam frühstücken, bis er zur Arbeit musste oder meine Schicht begonnen hat. An diese Umstellung muss ich mich wohl erst noch gewöhnen.

Die nächste Schicht beginnt erst in einigen Stunden - was soll ich bis dahin machen? Weiter die Wohnung einräumen? Einkaufen gehen? oder Chicago erkunden? Das ist eigentlich gar keine schlechte Idee! Nachdem ich meinen Kaffee ausgetrunken und eine Schüssel Müsli genüsslich gegessen habe, räume ich das dreckige Geschirr in die Spülmaschine und beginne die letzten vollbepackten Kisten auszuräumen.

 Inzwischen war es bereits Mittag, ehe ich mich entschied die Stadt zu erkunden. Mit schnellen Schritten gehe ich zurück in das Schlafzimmer. Dort schnappe ich mir Sportklamotten und werfe mir diese über. Meine Haare binde ich mit einem Haarband zusammen. Die Schlüssel und mein Handy packe ich ihn die Jackentaschen, schlüpfe in meine weissen Sportschuhe und verlasse die Wohnung. Über die Kopfhörer ertönt die erste Strophe meines aktuellen Lieblingsliedes "Sunshine" von OneRepublic.

Runnin' through this strange life
Chasin' all them green lights
Throwin' up the shade for a little bit of sunshine
Hit me with them good vibes
Pictures on my phone like
Everything is so fine
A little bit of sunshine

Wie von selbst beginnen meine Beine sich in Bewegung zu setzen. Zwar war Joggen noch nie meine Lieblingssportart, jedoch fühlt es sich gerade unglaublich befreiend an. Ein genaues Ziel habe ich zwar nicht, ich wollte einfach sehen wohin mich mein Gefühl führen wird.

I'm dancin' more just a little bit
Breathin' more just a little bit
Care a little less just a little bit
My life is woo-hoo!
I'm makin' more just a little bit
Spend a little more to get rid of it
Smile a little more and I'm into it

Inzwischen war eine knappe halbe Stunde vergangen. Ich war durch einen Park gejoggt und bin nun ich einem schönen Wohnquartier angelangt, Die Strassen werden durch Einfamilienhäuser geziert, in den Vorgärten spielen Kinder oder Erwachsene unterhalten sich mit ihren Nachbaren.

"Sophia! Hi Sophia", höre ich eine Stimme durch die Kopfhörer dringen. Verwirrt bleibe ich stehen und drehe mich um. Hinter mir steht Herrmann und winkt mir freundlich zu. Lächelnd bewege ich mich auf ihn zu und nehme ich Kopfhörer aus den Ohren. "Oh...Hi! Tut mir leid! Ich hatte dich nicht gesehen", entschuldige ich mich schuldbewusst. "Kein Problem! Wohnst du hier in der Nähe?", fragt er weiter. "Nein nicht direkt, ich wollte gerade ein wenig die Stadt erkunden. Und du? Ist das dein Haus?", antworte ich ihm. Aus dem Haus tritt eine blonde Frau heraus, als Herrmann schon nach ihr ruft. "Cindy! Komm mal her! Ich möchte dir Sophia vorstellen!". Sie kommt lächelnd auf uns zu und reicht mir die Hand. "Hi Cindy. Freut mich dich kennenzulernen! Ich bin Sophia", stelle ich mich vor. "Hi Sophia! Hast du Zeit und Lust auf einen Kaffee?", fragt Cindy mir und deutet auf das Haus hinter ihr. "Klar,  wieso nicht?", antworte ich.


Zeitsprung Abend

Als ich mich auf den Rückweg begebe, ist es bereits 16.00 Uhr. Huch? Wo war den die Zeit geblieben? Die beiden waren total freundlich und liebeswert. Mit ihren Kindern war bestimmt immer Aktion im Haus.

"Wo warst du?",  fragt Ryan direkt, als ich die Haustür aufschliesse. Was war den mit ihm los? "Ich war joggen, dabei habe ich zufälligerweise einen Arbeitskollegen und seine Frau getroffen", antworte ich wahrheitsgemäss. "Und da kannst du dich nicht einmal kurz bei mir melden?!", antwortet er harsch. Warum war er den so wütend? So kenne ich ihn gar nicht. "Ryan, was ist den los mit dir?", richte ich nun meine Frage an ihn. Kurz zieht er seine Augenbrauen zusammen, bevor er seinen Mund öffnet, aber gleich wieder schliesst. Ryan lässt seine Schultern ein wenig hängen und fährt sich gestresst durch die Haare. "Ich...ich weiss auch nicht. Tut mir leid, heute ist einfach nicht mein Tag. Der Umzug und die neue Kanzlei verlangen mir zurzeit einfach viel ab.", gibt er schliesslich zu. Vorsichtig berühre ich mit meiner Hand Ryans Wange und lächle ihn liebevoll an, bis ich die letzten Zentimeter überbrücke und meine Lippen auf seine drücke.

"Nächste Woche findet eine Feier statt  und die Kanzlei wurde ebenfalls eingeladen. Würdest du mich begleiten?", nimmt Ryan das Gespräch während dem Abendessen auf. "Das klingt toll! Ich würde gerne mitkommen", antworte ich ihm mit einem leichten Lächeln. Nach dem Essen ziehen wir uns auf die Couch zurück und lassen eine Serie über den Fernsehbildschirm flimmern. 

Die Situation als ich heute nach Hause kam, war komisch. So hatte ich Ryan noch nie erlebt. Normalerweise war er die Ruhe in Person. War es wirklich nur wegen dem ganzen Stress in der ganzen Kanzlei? Bestimmt....wahrscheinlich mache ich mir wieder einmal zu viele Gedanken - oder etwa nicht? Es sind ja auch erst einige Tage vergangen, seit wir nach Chicago gezogen sind. Wahrscheinlich müssen wir uns erst noch an die neue Situation gewöhnen. Wahrscheinlich entspannt sich die Lage von alleine. 

Doch da war noch etwas anderes. Dieser blonde Lieutenant spukt mir seit dem Verkehrsunfall im Kopf herum. Sein Blick als wir im Auto waren um den Patienten zu helfen, wollte mich einfach nicht loslassen. Aber warum? Ich kenne ihn doch kaum. Diese Situation verunsichert mich, ich kann es nicht richtig einordnen. Wohin wird das Ganze wohl noch hinführen?

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