23. Kapitel

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„Verbringe die Zeit nicht mit der Suche nach einem Hindernis. Vielleicht ist keines da." – Franz Kafka

RÜSTGRUPPE 3, DREHLEITER 81, LÖSCHZUG 51, RETTUNGSWAGEN 61 – Brand in einem Gebäudekomplex

«Das klingt nach etwas Grossem.», rief Sylvie mir zu, während wir die Türen des Rettungswagens zuschlagen und hinter den Feuerwehrautos hinterherfuhren. Hoffentlich können die Bewohner und Bewohnerinnen rechtzeitig gerettet werden und es gibt nicht zu viele Verluste.

«Löschzug 51 – Wasserversorgung aufbauen! Drehleiter 81 und Rüstgruppe 3 – wir brauchen Suchtrupps! Rettungswagen 61 – Triage aufbauen!», erteilte Chief Boden die Befehle und sofort machten sich alle Beteiligten an ihre Aufgaben.

«Komm, Sylvie! Los geht's!», wies ich meine Partnerin an, welche mir sofort folgte und wir uns an unsere Aufgabe machten. Immer mehr Feuerwehrautos und Rettungswagen kamen zum Einsatzort.

«Ist das dort nicht Jay?», stiess mich plötzlich Sylvie an der Schulter an und zeigte auf jemanden hinter mir. Irritiert drehte ich mich um und konnte zunächst in der Menschenmenge niemanden ausmachen. Erst nach einigen Sekunden erkannte ich den Rothaarigen unter den vielen Leuten. Er schien nach jemanden zu suchen und wirkte ziemlich nervös auf mich.

«Was macht Jay den hier?», fragte ich Sylvie und liess ihn dabei keine Sekunde aus den Augen.

«Los, geh hin. Ich schaff das hier alleine.», antwortet sie mir umgehend. Mit einem kurzen Blick zu der Sanitäterin, welche mir aufmunternd zulächelte, machte ich mich mit schnellen Schritten auf den Weg.

«Jay! Was machst du hier?», ich packte ihn sanft am Arm und zog somit seine Aufmerksamkeit auf mich. Es dauerte einige Sekunden bis er realisiert, wer vor ihm stand. Immer wieder fuhr er sich nervös durch das Gesicht und seine Augen glitten zurück zu den vielen Menschen, welche aus dem brennenden Gebäude liefen.

«M-mein Dad wohnt hier! U-und ich erreiche ihn nicht.», antwortet er mir aufgewühlt und fährt sich dabei durch die Haare während der zu dem Flammen hochschaute.

Scheisse!

«Komm mit, wir gehen zu Chief Boden. Er kann uns helfen.», ich zog ihn an der Hand in den Eingangsbereich des Gebäudes, wo ich den Chief zuletzt gesehen hatte. Als Jay ihn erkannte, rannte er auf ihn zu.

«Chief Boden!»

«Halstead-»

«In welcher Etage ist das Feuer?»

«In der 20. Etage. Warum?»

«Mein Vater wohnt in der 23. Etage!».

Chief Bodens Blick glitt von Jay zu mir, bevor er nach seinem Funkgerät griff. «Casey, wie ist die Lage da oben?»

«Nur eine Sekunde! Wir sind gleich soweit!», konnte ich über das Funkgerät hören, als es plötzlich einen lauten Knall gab. Sofort duckten wir uns leicht.

Scheisse, was war da oben gerade passiert?

«Chief! Die 20. Etage steht in Vollbrand! Wir können von hier nicht rein.», meldet sich nun Lieutenant Casey über das Funkgerät. Es geht ihm gut!

«Achtung, neuer Plan! Rüstgruppe, durchsucht die 21., Drehleiter, in die 22. Etage!», erteilt Chief Boden die neuen Anweisungen, bevor er sich wieder an Jay wendet. «In welchem Apartment wohnt ihr Vater?»

«Er wohnt in 23c. I-ich kann ihn nicht erreichen u-und er ist herzkrank.». Jays Dad war herzkrank? Davon hatte er mir nie etwas erzählt? Jedes Mal wenn ich etwas über seine Familiengeschichte erfahren wollte, blockte Jay ziemlich schnell ab.

«Also gut, die 23. Etage ist die Nächste. Collins, gehen Sie wieder nach draussen, ich kümmere mich darum.» Ich wollte Jay jetzt nicht alleine lassen! Aber ich wusste, dass Chief Boden recht hatte und ich gerade nichts für ihn tun konnte. Draussen waren viele Verletzte, die auf Hilfe warteten. Mit einem letzten Blick zu Jay, nickte ich dem Chief zu und verliess das Gebäude.

Bei diesem Chaos war es ziemlich schwierig den Überblick zu behalten. Als ich wieder bei Sylvie ankam, half ich ihr ihren Patienten zu behandeln.

«Wir müssen die Patientin intubieren und dann direkt ins Chicago MED bringen!», wies Sylvie an. «Verflucht, ich bekomm den Tubus nicht durch.»

«Lass es mich versuchen.», dabei tauschten Sylvie und ich schnell die Plätze und ich versuchte den Tubus einzuführen. «Drück bitte auf den Kehlkopf.». Sofort drückte Sylvie vorsichtig auf den Kehlkopf. «Er ist drin!».

«Gut Arbeit. Das kannte ich bisher nicht.», Sylvie schien ein wenig überrascht zu sein.

«Das habe ich auf meiner alten Wache gelernt. Wir hatten viele solcher Fälle.», antwortete ich ihr schnell, während wir die Liege in den Rettungswagen schoben und ins Krankenhaus fuhren.

«Es wird alles gut werden, Sophia.». Zu diesem Zeitpunkt hatte ich ja noch keine Ahnung, was noch alles passieren würde.

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Sylvie und ich übergaben Maggie gerade bereits die vierten Patientin von der Unfallstelle und das war bestimmt noch nicht die Letzte.

Während Sylvie gerade noch den Papierkram ausfüllte, schaute ich mich in der Notaufnahme um. Auch hier tummelten sich viele Menschen, welche entweder auf Hilfe warteten oder Ärzte, die versuchten Leben zu retten. Plötzlich erkannte ich einen grossen Mann in einer Feuerwehrschutzkleidung.

«Sylvie, ist das dort nicht Chief Boden?»

«Was wo?», sofort blicke die Blondine auf und suchte nach unserem Chief. «Ja, du hast recht.»

Genau in diesem Augenblick schien uns der Chief ebenfalls entdeckt zu haben. «Brett, Collins. Gut, dass ich sie hier treffe. Ich muss mit ihnen reden, Sophia.»

«W-was ist passiert? Geht es Jay gut?», schützend verschränkte ich meine Arme.

«Ihm ist nichts passiert. Casey hat seinen Vater gefunden. Er hat ziemlich viel Rauch eingeatmet. Sie haben ihn vor einigen Minuten hergebracht.

«O-oh okay, dann muss jetzt zu ihm.», antworte ich ihm und wollte bereits zu den Behandlungszimmer gehen, als mich der Chief erneut aufhielt.

«Sophia, Sie können gerade nichts für Jay oder seinen Vater tun. Lassen Sie die Ärzte ihren Job machen.», sanft legt er dabei eine Hand auf meine Schulter, «Ich werde die 61 aus dem Dienst nehmen. Warten Sie im Wartebereich, Jay wird Sie sich brauchen.»

Chief Boden wusste immer genau, was er sagen musste. Netterweise begleiteten mich Chief Boden und Sylvie in den Wartebereich und setzten sich zu mir. Nun hiess es warten und hoffen.

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Nach einiger Zeit öffnete sich die Tür zur Notaufnahme und einige Feuerwehrleute betraten den Raum. Das waren unsere Leute!

«Chief, der Brand ist unter Kontrolle. Die restlichen Gruppen übernehmen die Aufräumarbeiten. Wir würden gerne hier warten bis es Neuigkeiten zu Pat Halstead gibt.», sprach Casey.

«Natürlich.», antwortete der Chief nickend. Die Feuerwehrleute verteilten sich während sich Matt auf den freien Sitz neben mir setzte. Sanft legt er eine Hand auf mein Knie, dankend lächelte ich ihn kurz an, bevor ich mich wieder zurücklehnte.

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