20. Kapitel

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"Wer aufhört Fehler zu machen, lernt nichts mehr dazu." - Theodor Fontane

«Wie bitte?», Sylvies Erstaunen ist ihr klar ins Gesicht geschrieben, «Casey hat gesagt, dass es vorbei ist? Er hatte dich doch zuletzt geküsst? Habe ich etwas verpasst?». Während ihrer Rede gestikuliert sie wild mit ihren Armen.

Sylvie, Stella und ich sassen gerade bei uns auf der Couch. Nach dem Gespräch mit Matt bin ich wieder zurück in die Fahrzeughalle gegangen und habe darauf gewartet, dass die Schicht vorbei geht. Natürlich hatte Sylvie direkt bemerkt, dass etwas nicht stimmt. Kurzerhand hat sie Stella eingeladen und ich hatte ihnen gerade erzählt, was vorgefallen war.

Wie konnte ich mich so täuschen? Ich hatte wirklich geglaubt, dass die Anziehung auf Gegenseitigkeit beruht, aber scheinbar hatte ich sein Verhalten mächtig fehlinterpretiert. Gerade hatte ich mich so gut in Chicago und auf dieser Feuerwache eingelebt und nun musste natürlich so etwas vorfallen. Toll gemacht Sophia.

«Idiot! Casey mag zwar mein Lieutenant sein, aber er ist definitiv ein Idiot!", gibt nun auch Stella ihren Senf dazu und füllt dabei unsere Weingläser wieder auf. Als die Flasche leer ist, schwenkt diese zur Seite. „Ach man! Jetzt ist auch noch der Wein leer."

„Lasst uns doch ins Molly's gehen! Ein wenig Ablenkung wird dir guttun!", schlägt nun Sylvie vor. Mit hochgezogener Augenbraue sehe ich zu der Blondine. Ins Mollys? Matt war bestimmt auch da und ich wollte ihm nicht schon wieder begegnen. „Ich weiss nicht, Leute...", gab ich unsicher von mir. Am liebsten würde ich mich für immer in der Wohnung verstecken. Die Situation war mir so unangenehm!

„Das ist eine tolle Idee, Sylvie!", ganz euphorisch springt Stella von ihrem Platz auf. „Keine Widerrede! Wir machen uns schick und dann gehen wir los! Ich kenne sogar die Besitzer des Ladens!", argumentiert Stella stolz. Das war typisch Stella!

Nun konnte ich nicht mehr anders als lachend zuzustimmen und Stella ein Kissen zuzuwerfen. „Du bist ja auch die Teilbesitzerin!", antworte ich ihr lachend während sie mich vom Sofa hochzieht und ins Schlafzimmer schiebt.

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Wie erwartet waren die meisten von unserer Teamkollegen ebenfalls im Molly anwesend. Kurz begrüssen wir die bekannten Gesichter, ehe wir uns zu dritt an einen Tisch setzten. Matthew hatte mich kurz mit einem undefinierbaren Blick angesehen, bevor er sich wieder am Gespräch an seinem Tisch beteiligt.

Nachdem unsere Gläser fast wieder leer sind, springe ich von meinem Hocker. „Ich hole die nächste Runde!". Inzwischen waren die Mädels und ich wohl schon ein wenig angetrunken.

Als bei Hermann meine Bestellung aufgegeben habe, schaue ich mich interessiert im Raum um. Die Bar war heute ziemlich gut besucht. Zwischen den Menschen kommt eine männliche Statur auf mich zu. Es war ein grinsender Jay!

„So langsam wird es wohl zu unserem Ding.", beginnt er und stellt sich neben mich an die Theke.

„Unser Ding?", fragend ziehe ich eine Augenbraue nach oben.

„Uns hier an der Bar zu treffen – unser Ding eben.". Ganz unrecht hatte Jay nicht, vor einigen Wochen hatte er mich ebenfalls hier angesprochen.

„Dann ist das wohl unser Ding.", stimme ich ihm zu. Ich kann nicht verhindern, dass sich ein Lächeln auf meine Lippen schleicht.

„Sophia?"

„Ja?"

„Wie hoch stehen die Chancen, dass du mit mir ausgehst?". Ein Date? Ich verschlucke ich mich am Wein. Hustend versuche ich mich zu beruhigen. Er wollte tatsächlich mit mir ausgehen?

„Jay..."; ich suchte nach den richtigen Worten, „ich weiss nicht.". Es war ja nicht so, als würde ich Jay nicht mögen, aber es war gerade alles zu viel auf einmal.

„Okay warte, bevor du jetzt direkt ablehnst! Wie wäre es mit einem Drink? Magst du Cocktails? Lass uns etwas trinken gehen – quasi als Generalprobe. Und wenn du dich magst, gehen wir danach etwas essen. Wenn du dich unwohl fühlst, ist es dir frei zu gehen und ich werde dich nicht mehr damit nerven.". Es schien ihm wichtig zu sein, aber vielleicht interpretierte ich schon wieder zu viel in eine Situation? Oder eben nicht! Vielleicht sollte ich es einfach riskieren? Was konnte dabei schon passieren?

„Ein Cocktail hat noch niemanden geschadet. Was meinst du?", seine grünen Augen schauen mich durchdringlich an. Was sollte ich tun? Theoretisch hatte ich ja nichts zu verlieren. Unsicher kaue ich unterbewusst auf meiner Unterlippe herum und schaue mich erneut im Raum um, als würde ich in der Luft die richtige Antwort finden.

Entweder könnte ich zu Hause sitzen und im Selbstmitleid baden oder mutig sein und mich auf etwas Neues einlassen. Und heute wollte ich unbedingt mutig sein.

„Ein Cocktail klingt gut. Ich hoffe, du kennst eine gute Bar, denn miese Cocktails sind keine gute Basis für ein späteres Abendessen.", und selten fühlte ich mich so gut wie gerade in diesem Augenblick. Möglicherweise lag es auch am Wein, aber dies spielte gerade überhaupt keine Rolle für mich.

„Lass dich überraschen, du wirst garantiert nicht enttäuscht sein!", antwortet Jay stolz. Sein Lächeln wird dabei von seinem drei-Tage-Bart umschmeichelt. Ich erwische mich dabei, wie ich sein Gesicht mustere. Ertappt schaue ich schnell auf meine Hände, welche das Weinglas fest umgreifen.

„Passt dir Freitag? Ich hole dich um 20.00 Uhr ab.". Bis Freitag waren es nur noch zwei Tage!

„Ähm ja, am Freitag habe ich Zeit.", stammle ich vor mich hin. Mist! Warum war ich denn jetzt nervös?

Mit einem letzten Lächeln verabschiedete ich mich von Jay und stolzierte mit unseren Getränken zurück zu unserem Tisch.

„Ratet mal, wer am Freitag miteinem Police-Detective ausgeht?". Grinsend stossen wir mit unseren Gläsern an.

Ich musste Sylvie recht geben, es war eine tolle Idee ins Molly's zu gehen und viel besser als Zuhause rumzusitzen! Die Sache mit Casey war inzwischen weit in den Hintergrund gerückt.

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