21. Kapitel

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„Wer auf das eine große Wunder wartet, verpasst die unzähligen kleinen." - Unbekannt

Das laute Geräusch der Türklingel riss mich aus meinen Gedanken. Überrascht blickte ich auf die Uhr, welche an der gegenüberliegenden Wand hing. Es war gerade einmal 19.45 Uhr. Er war viel zu früh hier! Schnell steckte mich mir den fehlenden Ohrring an, bevor ich mit schnellen Schritten zur Haustür ging, welche ich schwungvoll öffnete.

«Du bist aber früh hier- », jedoch blieben mir meine Worte im Hals stecken, bevor ich den Satz beenden konnte. Es war nicht Jay, welcher vor der Tür stand, es war Matt. «Matt, was tust du denn hier?»

Ich trat einen kleinen Schritt zur Seite, damit er vollständig eintreten konnte. Warum war er hier? Sylvie war bereits mit Cruz und Otis ins Molly's gefahren. «Falls du Sylvie suchst, sie ist nicht hier-»

«Ich bin wegen dir hier, Sophia.», unterbrach er mich. Er war wegen mir hier? Überrascht sah ich zu ihm.

«I-ich...», ich sprach nicht weiter. Ich hatte überhaupt keine Ahnung, was ich darüber überhaupt sagen sollte. Er schien sichtlich nervös, aber seine Stimme war ruhig.

«Lass mich ausreden. Ich wollte...ich muss mich bei dir entschuldigen – für die Sache von vor ein paar Tagen.», er stand nah vor mir, schaute mich mit seinen blauen Augen direkt an. «Ich hätte dich nicht so angehen dürfen. Das war nicht fair dir gegenüber und es tut mir leid.», er trat einen weiteren Schritt auf mich zu. Viel Platz war nicht zwischen uns. Ich war unfähig mich zu bewegen – oder zu denken.

«Dass was da zwischen uns ist oder zumindest war...», er stoppte und senkte seinen Blick zum Boden. «Ich mochte es, ich mag dich – ich mag dich sogar sehr und ich schätze, ich hatte wohl ein wenig Angst mir das einzugestehen. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen? Es tut mir wirklich leid.». Sanft griff er nach meiner Hand und streichelte sie leicht.

Habe ich mich gerade verhört? Mein Herz machte kleine Sprünge, während es in einem Kopf ratterte.

«Matt, i-ich...ähm...», stammle ich vor mich hin. „Ich...-", jedoch wurde ich durch ein lautes Hupen unterbrochen. Es war Jay. Nervös lasse ich meinen Blick zwischen Matt und der Haustür hin und her schweifen.

„Matt...ich...", ich setzte nochmals von vorne an. „Danke für deine Entschuldigung, a-aber ich muss jetzt los.". Ich fühlte mich schon fast schuldig ihn hier einfach stehen zu lassen – für Jay. Doch ich tat es.

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„Nun komm schon! Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen!", forderte mich Stella nun schon zum wiederholten Mal auf.

„Erzähl schon!", fing nun Sylvie ebenfalls an. Mit einem leichten Schmunzeln widmete ich mich wieder meinem Frühstück vor mir.

„Uh...ich kenne dieses Grinsen! Das ist definitiv ein Gutes-Date-Grinsen!", stachelte Stella weiter.

„Habt ihr beiden kein eigenes Leben über das ihr euch unterhalten könntet?", antwortet ich schliesslich und schaute die beiden an. Sylvie und Stella wirkten beide ein wenig ertappt, ehe sich Sylvie wieder gefangen hatte.

„Stopp, zu meiner Verteidigung: Stella und Severide sind seit gefühlten Ewigkeiten schon ein glückliches Pärchen und du befindest dich gerade in einem interessanten Liebesdreieck mit Casey und Halstead! Nur ich führe zurzeit ein stinklangweiliges Single-Leben also lass mir meinen Spass!", argumentierte die Blondine nun lachend.

„Es...es war ein wirklich toller Abend mit Jay. Wir waren in dieser neuen Bar und hatten geredet. Dabei hatten wir total die Zeit vergessen! Eigentlich wollten wir noch Essen gehen, aber die Restaurants hatten bereits geschlossen.", lachend verdrehte ich die Augen, als ich an den gestrigen Abend zurückdachte. „Jay hatte so lange auf einen älteren Pizzabäcker eingeredet, bis wir noch zwei Pizzastücke ergattern konnten."

„Wie süss!", kommentierte Sylvie, welche direkt von Stella unterbrochen wurde: „Wie kitschig!".

„Naja, dann waren wir im Park spazieren."

„Und weiter?", forderte nun Stella.

„Nichts weiter. Dann hatte er mich Nachhause gebracht und jetzt bin ich hier."

„Wie? Wo bleibt der Kuss? Oder irgendetwas in die Richtung?", fast schon empört schauten mich die beiden Frauen an.

„Nein – nichts dergleichen. Ist eure Neugier nun genügend gestillt?". Noch bevor jemand antworten konnte, kam Chief Boden mit Matt in den Aufenthaltsraum getreten. Augenblicklich verstumme unsere Konversation.

Unsicher blickte ich zu Matt, welcher meinen Blick stumm erwiderte. Ich hatte bewusst die Stelle ausgelassen, als Matt unerwartet auftauchte und was tat? Ich wusste es selbst nicht genau. Er hat sich entschuldigt – und gesagt, dass er mich mag und zwar sehr.

Es verwirrte mich – die gesamte Situation verwirrte mich.

Doch noch bevor jemand das Wort ergreifen konnte, ging ein Notruf ein:

Rettungswagen 61 – Notfall im „Sunrise Senior Living"

„Das Sunrise Senior Living?", fragte ich.

„Das Seniorenheim? Was haben die Grossmütter wohl dieses Mal wieder angestellt?", antworte nun auch Sylvie, während wir zur Fahrzeughalle rannten.

Es war nicht selten, dass wir zum Seniorenheim gerufen wurden. Da gab es beispielsweise Mrs. Miller, welche sich beim Aerobic-Kurs gerne mal etwas übernahm oder Mrs. Rothwell, die nicht einsehen möchte, dass ihr Rollator eine guter Wegbegleiter wäre und sie deshalb ab und zu stürze – glücklicherweise nie sehr schlimm.

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Sylvie und ich stiegen gerade wieder in unseren Rettungswagen ein. Schon den gesamten Tag lag mir eine bestimmte Frage auf der Zunge.

„Sylvie?", überwand ich mich schliesslich, weisst du etwas über Caseys' frühere Beziehungen?"

Anhand von Sylvies Reaktion konnte ich erkennen, dass sie sichtlich überrascht war von meiner Frage. Nichts für ungut – ich war es ebenfalls.

„Was? Wie kommst du den bitte darauf?"

„Ich...ähm...", wie konnte ich ihr das nur am besten erklären? „Ich...nun...Matt hatte mir gesagt, dass er mich mag, aber es sich nicht eingestehen konnte. N-nun hatte ich mir überlegt, ob dies möglicherweise mit einer seiner früheren Beziehungen zu tun haben könnte?".

Nun kam ich mir selber doof vor. Wie kam ich auch nur auf so eine bescheuerte Idee?

„Nun, ich denke, dass solltest du Casey selber fragen. Ich kann nur sagen, dass Caseys letzte Beziehung schon ne Weile her ist und das Ende war...naja ziemlich übel. Kann schon sein, dass er sich deshalb nicht direkt öffnen konnte.", antwortete Sylvie nach einer kurzen Pause. „Aber du datest ja jetzt den Detective, also spielt es keine Rolle mehr, oder?", Sylvies Blick ist vielsagen. 

"Stimmt ja.", antwortete ich ihr, während ich die vorbeiziehenden Häuser beobachtete auf dem Weg zurück zur Feuerwache.

Richtig, oder?

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Flames of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt