8. Kapitel

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Wenn du heute das Gestern nicht verarbeitet hast, kannst du auch das Morgen nicht planen. - Monika Kühn-Görg

Sein sanftes Lächeln kommt mir entgegen, als ich mich umdrehe. Er sitzt auf der Krankenliege, sein Arm ist mit einer Schlinge verarztet. Seine warmen Augen fixieren mich, während er seine unverletzte Hand nach mir ausstreckt. Wo war ich bloss?

Gerade als ich einen Schritt auf Jay zugehen will, verändert sich die Umgebung. Der helle Raum verdunkelt sich schlagartig. Ich schliesse kurz die Augen, doch als ich diese wieder öffne, ist Jay verschwunden. An seiner Stelle steht Mikel und richtet seine Waffe auf mich. Ist das ein Traum? Das muss ein Traum sein!

Ich versuche mit Mikel zu reden, doch meine Stimme ist verstummt. Kein Laut verlässt meine Lippen. Was soll ich jetzt nur tun? Mikel wirkt immer nervöser und fuchtelt mit einer Waffe in der Luft herum. In dem Moment als ich einen Schritt auf ihn zumachen will, ertönt ein lauter Knall.

Ich reisse meine Augen auf. Mein Herz rast und ich schnappe tief nach Luft. Es war nur ein Traum. Aber was für einer....der gestrige Vorfall hat mich ziemlich mitgenommen. Komm schon Sophia, reiss dich zusammen - es war nur ein Traum!

Oh Gott! Ich hab Ryan noch gar nichts von dem Vorfall erzählt - eigentlich von keinem der Vorfälle. In dieser kurzen Zeit sind ziemlich viele Vorfälle  geschehen. Mich beschleicht immer mehr das Gefühl, das Ryan und ich uns voneinander entfernen. Was soll ich nur dagegen tun? Bevor ich weiter darüber nachdenken kann, schäle ich mich aus dem Bett, da meine Schicht gleich beginnt.

Sylvie wartet bereits mit einem Kaffeebecher vor dem Eingang der Feuerwache auf mich. Ich versuche meine Unsicherheit mit einem leichten Lächeln zu verbergen. Noch bevor ich zum Sprechen ansetzen kann, umarmt sie mich fest. Manchmal braucht es einfache keine Worte um zu verstehen, was eine Person braucht. "Komm, wird sollten reingehen! Sonst beginnt die Schicht ohne uns," löse ich mich schliesslich aus der Umarmung und wir begeben uns in die Umkleiden.

Sylvie und ich sind die letzten, die sich gestresst in den Besprechungsraum schleichen. Ich versuche den Blicken des Team so gut wie möglich auszuweichen und setze mich an den leeren Tisch. "Guten Morgen Zusammen! Bevor wir mit der Schichtbesprechung beginnen, möchte ich nochmals die letzte Schicht aufgreifen", beginnt Chief Boden. "Wie wir wissen, ereignete sich gestern ein bewaffneter Überfall im Chicago Med und Sophia war mitten drin. Glücklicherweise konnte der Bewaffnete überwältigt werden ohne das jemand zu Schaden kam", erzählt der Chief weiter. "Das Chihago P.D. bearbeitet den Vorfall. Sergeant Voight und sein Team werden im Verlauf der Schicht noch vorbeischauen, um Sylvie' und Sophias Aussagen aufzunehmen" und richtet währenddessen seinen Blick auf uns. 

Rettungswagen 61 - bewusstlose Person im Park

 Sofort springen Sylvie und ich los und fahren zum Park. Die Stimmung ist irgendwie angepasst, welches wir während der Fahrt nicht sprechen. Der Park ist riesig! Wir haben Schwierigkeiten die bewusstlose Person ausfindig zu machen. "Zentrale, hier ist Rettungswagen 61, wir sind in dem Park, finden aber die Person nicht. Könnt ihr den Standort genauer beschreiben?", fragt Sylvie schliesslich über Funk nach. "Die Anruferin beschrieb, dass sich die Person beim grossen Brunnen im nördlichen Teil befindet", antwortet schliesslich eine männliche Stimme. Wir rennen in die entgegengesetzte Richtung und können nach einigen Minuten die Person lokalisieren. 

Bei der Patientin handelt es sich um eine Mitte 40-jährige Frau, welche laut anderen Passanten beim Spazieren plötzlich umkippte. Nachdem wir der Frau eine Infusion gelegt haben, kam sie langsam wieder zu Bewusstsein. Mit dem Rettungswagen fahren wir sie anschliessend ins nächste Krankenhaus. Ehrlicherweise bin ich ziemlich froh, dass es sich dabei nicht um das Chicago Med handelt. Doch leider steht mir das Gespräch mit Sergeant Voight vom Chicago P.D. noch vor. Ich bin so tief in meinen Gedanken versunken, dass mir gar nicht aufgefallen ist, dass wir bereit wieder bei der Feuerwache 51 angekommen sind.

Gerade als ich in den Aufenthaltsraum verschwinden will, kommt Matt mir entgegen. Nachdem Sylvie und ich nach dem Vorfall zurückkamen, hatte er mich mit einem Blick angeschaut, welcher mir irgendwie unter die Haut ging. Seither versuchte ich ihm aus dem Weg zugehen. Doch warum? Gerade als er zum Reden ansetzen will, kommt ihm Chief Boden zuvor: "Collins, kommen Sie doch kurz in mein Büro." 

"Ich kann mir vorstellen, dass der gestrige Vorfall ein grosser Schock für Sie ist, Sophia. Sie sollen wissen, dass Sie jederzeit mit mir reden können. Das gesamte Team steht hinter Ihnen. Falls Sie eine Auszeit benötigen, werde ich Ihnen diese verschaffen", berichtet Chief Boden während ich brav zuhöre. "Danke Chief! Das weiss ich sehr zu schätzen".

Im Verlauf der Schicht wird die Feuerwache 51 zu mehreren kleinen Einsätzen gerufen. Als wir kurz vor Ende der Schicht an der Wache ankommen, steht ein schwarzer SUV in der Auffahrt. Das muss wohl das Chicago P.D. sein. Wir steigen aus unseren Fahrzeugen und gehen einige Schritte die Auffahrt hoch. Aus dem Wagen steigen Jay und ein älterer Herr aus.

"Chief Boden! Lange nicht mehr gesehen.", begrüsst der ältere Herr den Chief. Plötzlich überspannt eine angespannte Atmosphäre die Situation. Gibt es Probleme zwischen den beiden? Chief Boden macht einen weiteren Schritt nach vorne und begrüsst die beiden ebenfalls. "Lasst uns doch das weitere in einem Besprechungszimmer bereden, oder?", zustimmend nickt Sergeant Voight. Somit folgen Lieutenant Casey und Severine, Sylvie und ich den drei Personen. 

"Miss Collins, können Sie uns den Vorfall nochmals kurz schildern? Damit können wir unsere Aufzeichnung vervollständigen", beginnt Voight und schaut erwartend zu mir rüber. Unsicher wende ich meinen Kopf zu Chief Boden, welcher mir zunickt. Hinter Chief Boden steht Matt mit verschränkten Armen und lächelt mich sanft an. Bevor ich anfange zu besprechen, atme ich tief ein. "Ich hatte gerade Detective Halstead versorgt, da hörte ich hinter mir Geräusche. Als ich mich umdrehe, stand da ein Mann.....und er richtete eine..Waffe auf mich. Er wirkte ziemlich nervöss und plötzlich stürme Detective Halstead in den Raum und redete auf ihn ein...er schien ihn zu kennen? Schliesslich konnte er den Angreifer überwältigen", erzählte ich schliesslich die Geschichte.

"Gut danke. Hast du alles Jay?", richtete sich Voight an den Detective, welcher zustimmend nickt. "Mikel, der Angreifer, kam kürzlich aus Afghanistan zurück. Er verlor fast seine gesamte Einheit kurz vor der Abreise und seine Frau hat ihn aufgrund seiner PBTS verlassen. Als sein behandelnder Arzt ihn zudem noch sagte, dass er sein Bein wahrscheinlich nie wieder 100% bewegen kann, ist bei ihm eine Sicherung durchgebrannt", klärt uns Jay auf. Manchmal meint es das Schickschal einfach nicht gut mit jemanden. 

Chief Boden und Sergeant Voight besprechen noch einige Details, bevor sie das Gelände wieder verlassen und unsere Schicht beendet ist. 

Morgen findet die Eröffnungsfeier von Ryans Anwaltskanzlei statt. Ich hoffe, dass ich mich dabei ein wenig ablenken kann.

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