11. Kapitel

200 12 3
                                    

"Das Glück ist schon da. Es ist in uns. Wir haben es nur vergessen und müssen uns wieder daran erinnern." - Sokratis

Was war gerade passiert? Hätten wir uns fast geküsst? Hätte ich wirklich Matt geküsst?

Als die Haustür ins Schloss fällt, lasse ich mich leicht dagegen fallen. Was war nur los mit mir? Oh verdammt...Ryan! Ich bin ohne ihm Bescheid zu sagen verschwunden. Ob es ihm wohl aufgefallen ist, dass ich nicht mehr bei der Feier bin?

Schnell husche ich ins Bad und betrachte mich im Spiegel. Meine Haare sind zerzaust und meine Wimperntusche ist leicht verschmiert. Ich greife nach einem Abschminktuch, entferne die restliche Schminke und binde meine Haare zu einem Zopf. Während dem Zähneputzen greife ich nach meinem Handy. Eine Nachricht von...Matt wird auf dem Display angezeigt.

Ich hoffe, du bist gut nach Hause gekommen? Du bist vorhin so schnell verschwunden. Bis zur nächsten Schicht!

Doch bevor ich Matt antworten kann, höre ich wie die Haustür aufgeschlossen wird.

"Ach, hier steckst du also!", Ryan steht mit verschränkten Armen vor mir. Er wirkt ziemlich sauer.

"Ja, ich war...ich war müde, aber ich konnte dich nicht finden. Tut mir leid.", erkläre ich mich wahrheitsgemäss.

"Es tut dir leid? Es tut dir LEID?!", schreit Ryaalso n mich an. Erschrocken zucke ich zusammen. "Du bist MEINE Verlobte! Und du solltest DEINEN Verlobten zur Seite stehen!"

W...was ist mit Ryan los? "I..ich...Ich war da und ich habe dich unterstützt! Aber du hattest den ganzen Abend keine Zeit für mich! Ich kannte ausser dir niemanden dort!"

"Dann ist es also meine Schuld?!", wütend stampft Ryan zu mir und greift grob nach meinem Unterarm. "Was ist nur aus dir geworden, Sophia?"

"Ryan, du tust mir weh!", antworte ich und versuche ich mich aus seinem Griff zu befreien. Jedoch greift Ryan nur noch fester zu. "Die Frage ist wohl eher, was mit dir passiert ist! Und jetzt lass mich los!"

Schnell renne ich ins Schlafzimmer und verriegle die Tür hinter mir. Es...es ist schon wieder passiert. Ich bin fassungslos und schockiert...

In der linken Hand halte ich noch immer mein Handy fest. Matt's Nachricht habe ich schon fast vergessen.

Ich hoffe, du bist gut nach Hause gekommen? Du bist vorhin so schnell verschwunden. Bis zur nächsten Schicht! - Matt

Ohne weiter darüber nachzudenken, tippe ich eine Antwort ein.

Hi Matt. Ich bin Zuhause, aber Ryan er ist so unglaublich wütend. Er ist...

Nein, nein...dass kann ich ihm nicht schreiben. Ich lösche die Nachricht wieder und lege mein Handy zur Seite. Wie soll das nur weitergehen?

Mein Arm schmerzt während ich meine Schlafsachen anziehe. Kaum liege ich im Bett, fliessen einzelne Tränen über meine Wangen.


Zeitsprung nächster Morgen

Ein schrilles Läuten reisst mich unsanft aus dem Schlaf. Mein Schädel brummt und mir ist flau im Magen.

Am liebsten würde ich mich für die heutige Schicht einfach krank melden. Doch, hier in dieser Wohnung zu bleiben, halte ich nicht aus. Vorsichtig öffne ich die Schlafzimmertür. Es ist nichts zu hören. Hoffentlich ist Ryan nicht Zuhause...tatsächlich ist in der Wohnung niemand aufzufinden.

Schnell ziehe ich mich um und fahre anschliessend zur Wache. Die meisten meiner Arbeitskollegen sind schon im Aufenthaltsraum, als ich gestresst die Wache betrete. Sylvie und Stella begrüsse ich kurz, bevor ich die leeren Umkleide betrete.

Gerade als ich mein blaues CFD-Shirt übergezogen habe, erklingt eine bekannte Stimme hinter mir. "Guten Morgen Sophia", begrüsst mich ein fröhlicher Matt. Matt...die Feier bei der Anwaltskanzlei...der Vorfall im Fahrstuhl...

"Hi", murmle ich leise vor mich hin.

"Sophia...wir sollten über gestern reden. Du hast gestern nicht geantwortet", Matt geht einige Schritte auf mich zu.

Oh nein, warum muss er genau jetzt dieses Thema ansprechen? "Tut mir leid, dass war keine Absicht. Ich war nur müde", versuche ich mich herauszureden und greife dabei nach meiner Jacke, welche auf der Bank liegt, als Matt sanft meinem Arm greift.

"Was ist passiert?", fragt Matt und zeigt dabei auf den blauen Fleck, welcher auf meinen Unterarm entstanden ist. Verdammt, warum musste er den Fleck jetzt nur entdecken? Mit aufgerissenen Augen richte ich meinen Blick nun ganz zu Matt.

"Ich...ähm...", beginne ich nach einer Ausrede zu suchen. "Ich muss mich wohl gestossen haben."

"Bist du dir sicher? Du kannst jederzeit mit mir reden.", hackt er weiter nach.

"Ich bin nur ziemlich...tollpatschig", antworte ich ihm und befreie mich aus seinem Griff und ziehe rasche die Jacke über. Bevor Matt noch etwas ergänzen kann, ertönt das Signal.

RETTUNGSWAGEN 61 - verletzter Fahrradfahrer

Ich drehe mich nochmals zu Matt, bevor ich zur Fahrzeughalle renne. Auf dem Weg stösst Sylvie zu mir. "Ist alles in Ordnung bei dir?"

"Gestern war ein langer Abend. Und jetzt ran an die Arbeit.", antworte ich ihr.


Zeitsprung im Chicago MED

"Mann, Mitte 40, wurde von einem Auto angefahren", informiert Sylvie die Krankenschwester als wir den Patienten in die Notaufnahme schieben.

Dem Patienten ging es den Umständen entsprechend gut. Er hat eine grössere Platzwunde am Kopf, welche im Krankenhaus genauer untersucht werden muss.

"Willst du den Papierkram erledigen oder die Verbandssachen auffüllen?", möchte Sylvie von mir wissen, nachdem der Patient übernommen wurde. "Du kannst den Papierkram haben. Ich hole die Mulden", antworte ich ihr lachend. Ich liebe meinen Job, aber der Papierkram ist nicht meine Lieblingsaufgabe.

Gerade als ich um die Ecke biegen will, pralle ich gegen etwas beziehungsweise gegen jemanden. "Oh tut mir leid! Ich habe nicht aufgepasst.", will ich mich direkt entschuldigen als ich erkenne in wen ich gerannt bin - Jay Halstead.

"Nichts passiert. Du bist doch Sophia oder? Du hast mir letztens doch die Schulter wieder eingerenkt."

Er hat mir das Leben gerettet, als ein Patient mit einer Waffe auf mich gezielt hatte.

"Und du hast mich gerettet." Nun huscht auch Jay ein leichtes Schmunzeln über die Lippen.

"Bist du neu beim CFD? Ich hab' dich vorher noch nie gesehen."

"Ja, ich bin erst vor zwei Monaten von Seattle nach Chicago gezogen. Ist deine Schulter noch nicht wieder verheilt oder warum bist du im Chicago MED?", frage ich interessiert nach.

"Meine Schulter ist wie neu! Ich hatte gerade die letzte Nachkontrolle. Mein Bruder arbeitet hier als Arzt."

"Sophia, wo bleibst du? Wir müssen zurück zur Wache.", plötzlich taucht Sylvie hinter mir auf.

"Entschuldige, ich muss leider los. Es hat mich gefreut dich wieder zu sehen, Jay!"

"Ich hoffe, dass wir uns bald wieder treffen.", verabschiedet sich Jay

Sylvie und ich schieben die Tragen zurück zum Rettungswagen und fahren zur Wache. Unterwegs halten wir bei unserem Lieblingskaffeeshop an.

"Was war den das gerade mit Detective Halstead?" Was meint Sylvie nur?

"Wovon redest du? Wir haben uns nur unterhalten."

"Er hat ziemlich offensichtlich mit dir geflirtet!"

"Du träumst wohl, Sylvie!"




Flames of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt