Es war eine Woche vergangen. Meine Alpträume wurden tatsächlich besser, aber James bekam Wind davon. Ich musste mit ihm ein Vater-Tochter Gespräch führen, was ziemlich unangenehm für mich war.
Auch die Trainings verliefen gut. Ich merkte, wie meine Ausdauer, meine Kraft und Schnelligkeit besser wurden. Heimlich trainierte ich zudem noch meine Technik mit den Waffen. Messerwerfen beherrschte ich Blind und auch das Kämpfen damit. Das Schießen mit der Waffe, in die ich einen Dämpfer eingebaut hatte, klappte ebenfalls ganz gut.
Der heutige Tag war anderes als die anderen. Dunkle Wolken bildeten sich am Himmel und verschluckten die Sonne gänzlich. Ein kühler Wind zog auf, man roch den Regen, der vom Westen herkam.
In geduckter Haltung schlich ich durch die Straße. Mir war kalt in meinem Top und der Shorts, aber ich hatte nichts anderes. Denn bei uns wurde es nie kalt.
Zitternd huschte ich auf den Dorfplatz und dann in die Rathaushütte. Dort empfing mich eine Wärme. Feuer prasselte in einer Feuerstelle, die auf der linken Seite war. Mal wieder war ich bei James eingeladen, um mit ihm über irgendwas zu reden.
Ich klopfte an seiner Bürotür und trat ein. Als ich in sein Gesicht blickte, gefror mir das Blut in den Adern. Sein Gesicht wirkte müde und war eingefallen. Eine Sorgenfalte hatte sich auf seiner Stirn gebildet und aus seinen Augen war jeglicher Glanz gewichen.
"James?" flüsterte ich. Erschrocken blickte er auf. Hatte er das Klopfen nicht gehört? Langsam ging ich zu ihm. "Alles in Ordnung?" Er schüttelte seinen Kopf. "Was ist los?" Leise fragte ich meinen Pflegevater und setzte mich neben ihn. "Ich habe schlechte und schlimme Neuigkeiten" murmelte er und strich sich über das Gesicht.
"Die Jäger konnten in unser Nachbarlager eindringen. Die Immunen konnten zwar flüchten, aber Gott, River sie kommen." Mit Tränen in den Augen schaute er mich an. Ich hatte ihn noch nie so gesehen. Bei mir war er immer der starke Vater, den nichts in die Knie zwingen konnte. Der nie weinte und nie aufgab.
Ich schluckte und merkte einen dicken Kloß in meinem Hals. Das wars also. Die Jäger würden uns holen kommen und dann weiß was ich mit uns anstellen. Meine Augen begannen zu tränen. Das konnte, nein, das durfte doch nicht das Ende sein. Entschlossen stand ich auf.
"James. Wir werden kämpfen. William hat uns nicht umsonst ausgebildet. Wir werden bis zum bitteren Ende kämpfen." Ich hatte meine Faust auf den Schreibtisch gehauen. "Dazu ist es doch schon zu spät, River. Ihr wisst nicht, wie man mit Waffen umgeht oder wie man einen Nahkampf führt." Seine Stimme war gebrochen.
"Und ob wir das wissen." Ich sah ihn an. "Ich bin deine Tochter, James. Als ob ich nicht weiß, wie man mit einer Waffe umgeht". Ich lachte leicht auf. "Und die anderen wissen auch genug, um schießen zu können. Am Ende, wenn es um dein Leben geht, schafft jeder sowas." Tief atmete ich durch.
"Du musst es den anderen sagen. Sie dürfen nicht überrascht werden." James nickte. "Ich werde es gleich machen. Könntest du alle zusammenrufen?" "Klar." Ich lief zur Türe. "Dad, wir schaffen das." Ich hatte zum ersten Mal Dad gesagt Er nickte bloß und ich verschwand aus dem Raum und schließlich aus der Hütte, um alle zusammenzutrommeln.
Sie alle standen dicht zusammen gedrängt am Brunnen und warteten auf James. Ich hatte mich in eine Ecke verdrückt und beobachtete stillschweigend das Geschehen. Seit unserem Gespräch fühlte ich mich nicht mehr wohl. Ich hatte Bauchschmerzen und mir war dauernd schlecht. Auch meine gute Laune ließ zu wünschen übrig und der sanfte Nieselregen, der mittlerweile vom Himmel rieselte, machte das alles nicht gerade besser.
Ich blickte hoch in den Himmel, wo sich schwarze Wolken zu einer monströsen aufgetürmt hatten. So etwas hatte ich schon lange nicht mehr gesehen und ehrlich gesagt, ich hatte es auch nicht wirklich vermisst. Seufzend schaute ich wieder auf den Dorfplatz, wo mittlerweile mein Vater und der Vertreter vor den Bewohnern standen und für Ruhe sorgten. Die Leute wurden leiser, bis man nur noch James reden hörte.
Er fing an, alles zu erklären und als er fertig war brach Chaos aus. Die Wehrmacht versuchte alle etwas zu beruhigen, aber sind wir mal ehrlich. Sowas funktionierte nicht, wenn man gerade mitbekommen hatte, dass man angegriffen wird.
Seufzend wendete ich mich ab und lief mit hängenden Schultern zu meiner Hütte. Warum verdammt gab es diese Jäger? Hatten wir nicht alle ein friedliches Leben verdient, nachdem wir die Apokalypse durchmachen mussten? Zudem hatten wir mit dem Virus genug zu tun.
Ich warf mich auf mein Bett und verkroch mich unter der Bettdecke. Einmal mehr wünschte ich mir, wieder ein kleines Mädchen zu sein. Wieder in die Zeit zurück zu gehen, wo das einzige Problem war, dass sich alle Leute impfen lassen. Wo man noch nicht darüber nachdenken musste, wie man überleben kann.
Hätte ich nicht einfach wie meine Familie bei der Apokalypse sterben können? Dann wäre ich an einem besseren OrtIch schluchzte auf und vergrub mein Gesicht in meinem Kissen. Ich hasste mein Leben. Ich hasste diese Welt und ich hasste die Natur, die uns das alles angetan hatte.
Ein bisschen kurz das Kapitel, aber was solls.
Ich denke, ich werde noch ein Kapitel hochladen :)

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The Last Humans
Teen FictionWir schreiben das Jahr 2060. Ein Zeitalter, dass es so noch nie gab. Die Apokalypse im Jahre 2050 löschte mit dem nun vierzig-jährig bestehenden Corona-Virus fast vollständig die Menschheit aus. Nur 10% der Menschen überlebte diesen Untergang der We...