Kapitel 17

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In dieser Nacht schlief ich unruhig. Dauernd träumte ich, dass die Jäger uns fanden und uns für das Heilmittel töteten. Als es morgen wurde und die Zeit kam, aufzustehen, war ich ziemlich froh darüber.

Aus meinem Rucksack kramte ich nach frischen Sachen. Ich schlüpfte in eine Jeansshorts und ein T-Shirt und band mir meinen Gürtel wieder um, ebenso mein Bandana. Leise verließ ich das Zimmer, denn ich wollte Sienna noch nicht wecken. Ich ging in das Badezimmer, wo ich meine alten Klamotten wusch und dann eine kurze Katztenwäsche machte.

Als das kalte Wasser meine Haut traf, seufzte ich wohlig auf. Nach der verschwitzten Nacht kam das gerade richtig. Ich hob meinen Kopf wieder und blickte geradewegs in einen kaputten Spiegel. Viele Risse zogen sich über die Fläche und hinterließen Scherben. Er erinnerte mich an meinen Spiegel in meiner Hütte im Lager.

Sofort bekam ich Heimweh. Wie es wohl James ging? Und Penelope, Charlie, Faith und allen? Trauer überkam mich und ich wünschte mir, ich würde nicht Immun sein. Dann würde ich nicht vor den Jägern flüchten und könnte stattdessen mit meiner Familie im Lager sein. Meine Augen begannen zu Tränen und mühsam unterdrückte ich sie. Weinen konnte ich mir gerade nicht leisten.

In dem Spiegel betrachtete ich mich. Verwuscheltes Haar, müde grüne Augen und ein blasses Gesicht sprangen mir entgegen. So konnte ich definitiv nicht das Bad verlassen. Ich band meine Haare schnell zu einem unordentlichen Dutt und gab mir ein paar leichte Backpfeifen, um ein wenig Farbe in mein Gesicht zu bekommen.

Zufrieden mit meinem Werk verließ ich endlich den Raum und weckte die anderen. Müde machten sie sich fertig, während ich das Frühstück hinrichtete. Viel gab es nicht, wir mussten einfach sparen. Nach dem Essen packten wir unsere Rucksäcke, räumten hier so gut es ging auf und machten uns dann startklar.

"So, alle fertig?" rief ich. Warum auch immer, aber Ricardo und ich hatten uns zu den Anführern gemacht. Wir liebten es beide, die Kontrolle zu haben und alles zu entscheiden. Die anderen hatten scheinbar auch nichts dagegen. "So fertig wie noch nie." Knurrte Landon genervt. Er war wohl noch müde. Ich verkniff mir ein grinsen.

Ricardo war der erste, der das Baumhaus verließ. Ich folgte ihm, dann kamen die anderen. Unten breiteten wir erstmal die Karte aus, um zu schauen, wohin wir mussten. "Okay. Der nächste Standort ist fünf Stunden von hierentfernt. Wir laufen davon noch ungefähr drei im Dschungel und die restlichen zwei in einem normalen Wald, wo wieder ein Baumhaus sein wird." Ricardo tippte auf den Kreis auf der Karte. "Wir müssen in diese Richtung."Joanna zeigte mit ihrem Finger am Baumhaus vorbei. "Klar, einfach die gleiche Richtung wie gestern." Murmelte Hunter. Joanna rollte die Karte wieder zusammen und stopfte sie zurück in ihren Rucksack.

"Auf gehts." motiviert stapfte Ricardo los und wir liefen ihm hinterher. Gerade erst ging die Sonne auf und tauchte alles in ein sanftes Licht. Auf den Gräsern war noch etwas Tau und von den Blättern der Bäume tropften Tropfen runter. Ein frischer Wind wehte uns um die Nase und brachte den Geruch von einer regnerischen Natur mit sich. Die Vögel zwitscherten lauthals und folgten uns mit ihrem Gesang. Der Waldboden war noch feucht und matschig.

Meine Schuhe gaben immer ein schmatzendes Geräusch von sich und bald hörte man nur noch dieses Geräusch, vermischt mit denen, der anderen und den Vögeln. Wie schon gestern, hing jeder seinen Gedanken nach und genoss mehr oder weniger die Umgebung. Noch immer war ich fasziniert davon.

Der Dschungel war eine komplett neue Erfahrung und verbarg so viel, dass es ein purer Adrenalinkick war, hier durchzulaufen. Es konnten überall Gefahren herrschen. Man wusste einfach nicht, was als Nächstes kam. Und das war eigentlich genau das, was ich schon immer wollte. Action. Aber nicht unter diesen Umständen. Ich wollte meine Familie dabeihaben, in meinem Gewohnten Umfeld immer willkommen sein. Nur leider war dies nicht mehr der Fall. Meine Familie würde ich nie wiedersehen und auch in meinem gewohnten Umfeld war ich nicht mehr willkommen. Während der Weg breiter wurde und die anderen wieder zu reden begannen, blieb ich für mich.

Nach ungefähr drei Stunden machten wir eine Pause. Wir mussten kurz vor dem Ende des Dschungels sein, aber noch konnten wir nichts erkennen. Wir ließen uns auf eine Decke nieder, packten den Proviant aus und machten uns dann über das Essen her. Es gab belegte Brote, die ein wenig länger hielten, sodass wir mit ihnen fünf Tage auskommen konnten.

Als wir fertig waren, stopften wir alles schnell wieder in unsere Rucksäcke und gingen weiter. Es wurde heller, je mehr Meter wir zurücklegten. Und endlich sahen wir das Ende. Die Bäume lichteten sich, die Sonne brannte uns auf der Haut und die tropische Hitze war urplötzlich verschwunden.

Stattdessen gab es eine angenehme, trockene Hitze mit einer sanften Brise. Die Bäume verschwanden ganz und wir kamen auf eine große Wiese. Das Gras war Kniehoch. Dazwischen waren bunte Blumen und überall summte und brummte es. Der Himmel war strahlend blau, nur ein paar wenige Wolken zogen über uns drüber. Ich blieb stehen und atmete tief die Luft ein. Sie roch süßlich.

"Wie schön." Hauchte Sienna und schaute verträumt über die Wiese. Die anderen waren neben mir stehen geblieben. Auf jedem einzelnem Gesicht bildete sich ein Lächeln, welches mehr als Tausend Worte sagte. Wir alle waren verdammt froh, aus diesem dunklen und doch gruseligen Dschungel draußen zu sein. Es konnte doch nur besser werden. Wir waren auf der anderen Seite, die Jäger waren bestimmt noch nicht so weit.

Und doch konnten wir uns alle täuschen. Es wurde nicht besser.

Ein kleiner, aber mieser Cut...

Tut mir leid hehe

Golden_Moonx_

The Last HumansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt