Kapitel 8

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^Ricardo

Ich musste eingeschlafen sein. Als ich das nächste Mal aufwachte war es dunkel, und nicht mehr hell, wie vorhin, als ich in meine Hütte gestürmt war, geblendet von meinen Emotionen. Außerdem war ein lauter Lärmpegel zu hören. Es hörte sich an wie Kampfgeschrei

Wartet, wie Kampfgeschrei?

Mit wild klopfendem Herzen sprang ich aus meinem Bett. Ich schnappte mein Messer und meine Pistole und stürmte aus meiner Hütte raus in den mittlerweile starken Regen. Sofort war ich klitsche nass und meine Haare klebten mir im Gesicht. Ich strich sie mir mit einer raschen Bewegung weg und rannte die rutschige Straße runter zur Mauer.

Die Stimmen und Schreie wurden zunehmend lauter, je näher ich der Mauer kam. Ich legte einen Endspurt hin und sah sofort unsere Wehrmacht und andere Bewohner, die gegen eine kleine Gruppe kämpften. Gerade drängten sie die Gruppe zusammen an die Mauer.

Auf was warteten sie? Warum brachten sie die Jäger nicht um? Ich drängte mich durch die Schaulustigen. Warum halfen sie denn nicht, sondern glotzen nur so blöd zu? Wie ich solche Leute doch hasste. Gerade war ich vorne angekommen, als mich eine Hand zurückzog.

Joanna.

Erschrocken blickte ich in ihr nasses Gesicht. "Nicht, River. Wir wissen nicht wie gefährlich sie sind. Außerdem ist dein Vater noch nicht da." Wie, mein Vater war noch nicht da? Ich schüttelte ihre Hand ab. "Das ist mir egal! Wenn mein Vater nicht da ist, übernehme automatisch ich den Führungsposten."

Ein letztes Mal schaute ich nochmal zu ihr, ehe ich wieder loslief. Je näher ich kam, desto mehr erkannte ich, dass es Jugendliche waren, die von unserer Wehrmacht in die Enge getrieben wurden. "Hey, Paul." Rief ich nach dem Oberleutnant. Dieser kam sofort zu mir.

"River. Ihr Vater ist noch nicht da und wir hatten die Anweisung nichts zu machen, bis er kommt." Er erklärte sofort, warum sie nichts unternahmen und ich wurde wütend auf James. Meine Augen formten sich zu schlitzen. "Haben sie was gefunden, was darauf hindeutet, dass es Jäger sind?" Paul schüttelte mit seinem behelmten Kopf. Tief atmete ich durch.

"Lasst mich bitte mit ihnen sprechen." Sagte ich. Meine Stimme ließ keinen Widerspruch dulden und das merkte Paul auch. "Geh nur. Aber wir sind hinter dir". Ich nickte und ging durch die Wehrmachtleute durch.

Vor den Jugendlichen blieb ich stehen und musterte sie, was sie mir gleichtaten. Dadurch, dass es so dunkel war, konnte ich leider nicht viel erkennen. Nur dass sie ebenfalls mit vielen Waffen ausgestattet waren und ziemlich misstrauisch wirkten. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust.

"Was wollt ihr hier und wer seid ihr?" fragte ich. Ein großer, ziemlich athletisch aussehender Junge trat vor. "Wir sind Immune und sind vor den Jägern geflüchtet. Wir gehören zu eurem Nachbarlager." Seine Stimme klang tief und rau. Eine Gänsehaut bildete sich auf meiner Haut und meine Härchen stellten sich auf.

"Und das sollen wir euch glauben?" Der Junge nickte. Ich drehte mich zu Paul um. "Kann einer bitte James holen? Er soll sein Funkgerät mitbringen." Ein Mann rannte sofort los und kam ein paar Minuten später mit James wieder. Dieser sah ziemlich sauer aus. "Habe ich nicht gesagt, ihr sollt warten?" herrschte er uns an. "Habe ich nicht mitbekommen." Trotzig blickte ich ihm entgegen. "River" Er sprach ruhig, aber das war bei ihm gefährlich.

Dann atmete er einmal tief ein und aus. "Was willst du mit dem Funkgerät?" Er ignorierte die Eindringlinge ziemlich, was mich sehr wunderte. "Ich will das Nachbarlager anfunken. Die Jugendlichen hier" Ich deutete hinter mich und endlich schien mein Vater sie wahrzunehmen, "meinen, sie sind Immune vom Nachbarlager und vor den Jägern geflüchtet." James starrte sie mit steinerner Miene an. Dann reichte er mir sein Funkgerät und lief zu Paul. Ich grinste kurz darüber, dass er nicht weiter nachfragte und funkte das Lager an.

Ich ließ das schwarze Teil in meiner Hand sinken und ging zu der Gruppe. Die Wehrmacht hatte sich mittlerweile etwas zurückgezogen, denn von den Jugendlichen ging keine potentielle Gefahr aus. James und Paul allerdings standen bei ihnen und unterhielten sich. Ich blieb vor ihnen stehen und räusperte mich. "Okay, also das Lager meinte, dass es tatsächlich die Immunen sein könnten. Wir sollen sie nach ihren Namen fragen und wie der Sohn des Kochs heißt." James nickte und machte mir Platz.

"Hey." Rief ich und bekam sofort die Aufmerksamkeit der Gruppe. "Wie sind eure Namen?" Sie kamen näher zu mir und der Junge von vorhin fing an zu sprechen. "Ich bin Ricardo, das sind meine Freunde Adam, Landon und Hunter und das Sienna und Jordyn." Er zeigte auf die Personen neben sich. "Wie heißt der Sohn des Kochs eures Lagers?" "Knox." Kam es wie aus der Pistole geschossen aus allen Mündern. Ich nickte.

"Sie sagen die Wahrheit." Sagte ich zu James und Paul. "Gut, dann sollten wir gastfreundlich zu ihnen sein. Ich möchte nachher noch etwas mit dir besprechen." Murmelte er zu mir. "Okay. Kommt mit." Den ersten Teil richtete ich an James, den zweiten an die Gruppe. Sie folgten mir über die Wiese auf die Dorfstraße, wo wir zur Essenshütte liefen.

Dort war Charlie gerade dabei, die letzten Reste des Abendessens wegzuräumen. Hatte ich ernsthaft das Abendessen verschlafen? "Charlie? Würdest du für unsere Gäste bitte essen herrichten und für mich vielleicht auch?" Mit großen Augen starrte ich ihn an. "Natürlich, kleine." Er lachte und verschwand hinter der Türe, die direkt in die Küche führte.

"Setzt euch." Ich zeigte auf einen Tisch mit Stühlen und die Jugendlichen ließen sich auf ihnen nieder. Auch ich nahm Platz. Etwas unangenehm war die Situation schon. Wir saßen alle auf den Stühlen, schauten uns an, aber redeten nicht miteinander. Ich räusperte mich und wollte gerade etwas sagen, als mir der Junge, der vorhin die ganze Zeit gesprochen hatte, ich glaube er hieß Ricardo, zuvorkam.

"Wie heißt du eigentlich?" Neugierig schaute er mich an und hatte seinen Kopf schiefgelegt. Irgendwie sah das süß aus. "River." Warum klang meine Stimme plötzlich so piepsig? "Schöner Name" murmelte er. "Gehörst du auch zu den Immunen?" fragte eines der beiden Mädchen. Ich nickte und strich mir leicht nervös meine Haare aus der Stirn.

Warum, verdammt, machten mich diese Jugendlichen eigentlich so verdammt nervös? Sie waren doch nicht viel anderes als ich. Ich wollte irgendeinen Themenwechsel machen, über irgendwas reden, das unverfänglich war. Ich zerbrach mir meinen Kopf, aber mir wollte nichts einfallen. Verdammt, ich wollte nicht wie weiß was ich wie vor ihnen dastehen, sondern wie die taffe River, die ich immer war.

Zu meinem Glück kam Charlie in die Hütte und brachte unser Essen. "Danke, du bist der Beste." Rief ich, was ihn zum Lachen brachte. Auch die anderen lachten leicht. Da ich so Hunger hatte, stürzte ich mich auf das leckere Essen, ohne unseren Gästen als erstes was anzubieten. Wie Gastfreundlich ich doch war. Aber ihnen schien das nicht zu stören, denn sie nahmen sich einfach etwas und begannen zu essen.

Stille breitete sich über dem Tisch aus. Man hörte nur das regelmäßige schmatzen und das Klappern des Geschirrs. Als ich fertig war, wartete ich auf die anderen. Auch sie schienen nach kurzer Zeit satt zu sein. Gemeinsam verließen wir die Essenshütte wieder und ich führte sie über die Dorfstraße in Richtung meine Hütte.

Neben dieser stand nämlich eine leere, die jetzt gut als Gästehaus dienen konnte. "So, hier könnt ihr erstmal schlafen und so." Ich zog die morsche Türe auf. Ich trat in einen stickigen Raum, wo auf allen Möbelstücken eine dicke Staubschicht lag. Hier war wohl schon ewig keiner mehr drinnen.

"Tut mir leid, dass es nicht so sauber ist" murmelte ich entschuldigend. "Kein Problem." Ricardo grinste mich an. "Besser als auf einem dreckigen Boden zu schlafen, mit ekligen Viechern." Sagte eines der Mädchen leise. Leicht kicherte ich und schloss die Türe hinter ihnen.

"Also, hier ist der Hauptraum, rechts das Bad und links ein kleiner Raum, wo man seinen Kram unterbringen kann. Ich hole euch gleich noch Matratzen. Ich glaub nicht, dass ihr zu sechst auf einer schlafen wollt." Sie nickten und ich machte mich auf den Weg, welche zu holen.

Im Laden von Penelope traf ich zu meinem Leidwesen auf Wesley." Na, Zicke." Gehässig grinste er mich an. Schnaubend wollte ich an ihm vorbei, doch er versperrte mir den Weg." Wieso so unfreundlich. Solltest du als Tochter des Direktors nicht freundlich zu allen Bewohnern sein?" Wütend funkelte ich ihn an. Was ein Arschloch er doch war. "Ausnahmen bestätigen die Regel." Ich drängte mich an ihm vorbei und lief nach hinten in das Lager. Wesley folgte mir

Tadaaaaa

Wie findet ihr die Geschichte bis jetzt?
Und was haltet ihr so von River?
Das obige Bild zeigt Ricardo :)

Golden_Moonx_

The Last HumansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt