Kapitel 32

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Die nächsten Tage verbrachten wir damit, mit Carlos unser Dorf zu planen. Seine Handwerker waren schon kräftig dabei, die Hütten uns so zu erbauen und wann immer wir konnten halfen wir kräftig mit. Zumindest die anderen, denn ich musste noch immer auf meine Wunde aufpassen und durfte fast nichts machen. Dafür sorgte vor allem Ricardo.

Die anderen hatten zwei Tage nachdem wir zusammenkamen herausgefunden, dass wir ein Paar waren und sich total gefreut. Gerade lag ich in meinem Zimmer. Ich war umgezogen, aus dem Krankenzimmer in ein normales, eine Etage weiter oben, wo auch die anderen ihre Zimmer hatten. Diese waren in der Haupthütte. Eine mehrstöckige, in welcher die meisten Bürger des Lagers lebten. Carlos hatte uns erzählt, dass er nach und nach Hütten für sie bauen wollte, jetzt aber, weil wir gekommen sind, auf die Dörfer umgestiegen ist.

Ich las ein Buch, welches ich von Mira, der Tochter von Carlos, bekommen hatte. Es ging um ein Mädchen, welches besondere Kräfte hatte und in eine Parallelwelt teleportiert wurde, wo sie nun dem Königshaus helfen musste, einen Krieg zu gewinnen.

Meine Türe wurde aufgestoßen und Ricardo schoss herein. Er warf sich auf mich und ich stöhnte auf. "Man bist du schwer geworden." Keuchte ich und versuchte ihn von mir runter zu drücken. Leider war er stärker als ich, weswegen er einfach liegen blieb. "Ricardo." Stöhnte ich und bewegte mich unter ihm, um ihm zu signalisieren, dass er runter soll. "Ist ja gut, süße." Brummte er und ließ sich neben mir auf das Bett fallen.

"Was ist denn los?" fragte ich und legte das Buch weg. "Unser Dorf ist fertig." Mit strahlenden Augen schaute er mich an, was total niedlich aussah. Ich riss meine Augen auf und starrte ihn fassungslos an. "Wirklich?" Heftig nickte er. So gut es ging umarmte ich ihn. "Wann können wir rüber ziehen?" "Morgen." Strahlend blickte ich ihn an. Ich schaute in seine blauen Augen, musterte sein maskulines Gesicht, seine wenigen Sommersprossen auf der Nase und wuschelte ihm dann durch seine schwarzen Haare. "Dann lass uns unser Zeug zusammenpacken, sodass wir sie morgen einfach nur rüberbringen müssen."

Ricardo nickte zustimmend und so fingen wir an unser Zeug zu packen. Da Ricardo vor einer Woche zu mir ins Zimmer gezogen ist, war das also nicht schwer. Ich klaubte unsere Klamotten von einem Stuhl und stopfte sie in einen Rucksack. Es folgten noch diverse andere Sachen und ein paar Minuten später hatten wir zwei volle Rucksäcke neben der Türe stehen.

"Fertig. Dann können wir ja jetzt zum Abendessen gehen." Ich griff nach seiner Hand und gemeinsam gingen wir runter in den Gemeinschaftssaal, wo ein langer Tisch stand. Dort aßen alle immer zusammen zu Abend und saßen meistens bis spät abends da. Zumindest ein paar der vielen Leute. Das Essen wurde immer von Karin, der Frau von Carlos, gemacht und es schmeckte wirklich gut.

Ricardo und ich setzten uns zu unseren Freunden, die scheinbar schon eine Weile hier saßen. Vor den Jungs standen ein paar Gläser mit Bier. Das war Neu für uns, da in unserem Lager sowas nicht existierte. Die Jungs hatten Gefallen an dem Getränk gefunden, sowie die Mädchen an Wein.

"Komm, River. Nimm dir auch ein Glas." Jordyn schob mir ein Weinglas rüber und Ricardo bekam ein Bier. "Zur Feier des Tages." Brooklyn zwinkerte uns zu und nahm einen großen Schluck. Seufzend hob ich ebenfalls mein Glas und trank. Ich mochte Alkohol, wie die Jugendlichen die Getränke nannten, nicht wirklich. Es war meistens bitter und schmeckte nicht. Außerdem wurde einem, trank man zu viel, schwindelig und man hatte oftmals einen Filmriss am nächsten Tag. Auch Ricardo mochte Alkohol nicht. Er trank, wie ich, nur ein Glas, dann wechselten wir zu normalen Getränken.

Wir unterhielten uns eine Weile über das neue Dorf, über die Hütteneinteilung und was wir noch brauchten. Dann kam auch schon das Essen. Es gab einen leckeren Braten von den eigenen Tieren, Gemüse aus dem Garten und Kartoffeln. Dazu gab es noch eine Soße. Wir schöpften uns die Teller voll und schlugen uns die Bäuche voll. Das Essen war mit Abstand das beste hier.

Mira und ein paar Freunde kamen zu uns und wir unterhielten uns mit ihnen. Sie waren nett, aber eng mit ihnen befreundet sein wollte ich nicht. Ich hatte meine Familie schon. Wollt ihr auch noch was trinken? Ein Freund von Mira stand auf und holte Nachschub. "Für uns nicht mehr." Murmelte Ricardo und legte einen Arm um meine Schultern. "Gerne noch Bier." Grölten die Jungs und die Mädchen stiegen auf irgendwelche Cocktails um.

Seufzend lehnte ich mich an meinen Freund und beobachtete die anderen. Sie waren glücklich. Das waren wir alle. Und doch war ich noch immer etwas angespannt. Mein Hirn machte mich einfach fertig mit fake Szenarien, die irgendwann kommen sollen, wie zum Beispiel, dass die Jäger einen Rache Zug planen, wegen dem Tod ihres Bosses. Aber all das würde uns nicht mehr interessieren, da wir nun in dem sichersten Lager der Welt lebten.

"Alles gut, Love?" Ricardo hatte sich zu mir gebeugt und flüsterte in mein Ohr. "Ja, ich bin gerade nur sehr glücklich mit allem." "Ich auch." Er gab mir einen zarten Kuss auf meinen Hals und lehnte sich wieder zurück. Mira holte ein Kartenspiel und wir fingen an UNO zu spielen. Es war wirklich lustig, vor allem weil sich Ricardo immer so aufregte, wenn er gegen mich verlor. Wir spielten noch den ganzen Abend, bis wir uns dazu entschlossen, ins Bett zu gehen. Nach und nach verließen wir den Raum.

Ricardo und ich gingen ein letztes Mal in unser Zimmer in dem Haus. Kaum betraten wir es, schmiss ich mich aufs Bett und schloss meine Augen. "Ach, komm, River. Als ob du jetzt schlafen willst." Brummte Ric und zog mich an meinen Füßen vom Bett. Ich plumpste auf den harten Boden und stöhnte schmerzerfüllt auf. Dabei rieb ich mir meinen Rücken, der am meisten abbekommen hatte. "Kannst du nicht vorsichtiger sein?" zischte ich und rappelte mich wieder auf. "Mir ist langweilig." Quengelte er wie ein kleines Kind, wobei das schon niedlich war. "Und was willst du machen?" Er zuckte mit seinen Schultern.

"Lass uns einen Film schauen." Brummte ich und schaltete den Fernseher ein. Auch das war neu für uns, denn in unserem alten Lager gab es so etwas nicht. Den Strom mussten wir für das Kochen und so sparen, zudem dann jeder vor dem Ding sitzen würde und nicht arbeiten würde. Mich erstaunte es, dass es hier so gut funktionierte. Ich legte noch eine DVD ein und kuschelte mich dann zu Ricardo.

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