Ich spürte Schmerzen. Starke Schmerzen, welche es unmöglich machten sich zu entspannen. Ich fühlte etwas Warmes an meiner Hand und ein stetiges Piepsen dröhnte mir in den Ohren. Jemand strich mir über die Wange und platzierte einen Kuss auf meine Stirn. Ich wollte meine Augen öffnen, doch es klappte nicht. Immer wieder probierte ich es, aber es war, als ob meine Augen zugeklebt wären.
"River". Eine schöne Stimme ertönte. Sie klang ellenlang weg und wie in Watte verpackt. Ich wollte ihr antworten, doch mein Mund ließ sich nicht öffnen. Was war mit mir? Warum gehorchte mein Körper nicht? Ich bekam Panik. Das Piepsen wurde schneller und dann war alles wieder schwarz.
Lebte ich noch oder war ich Tod? Fühlte sich der Tod so an?
"River, ich bitte dich. Wach auf. Ich kann nicht mehr ohne dich. Schon seit vier Tagen liegst du hier, total weiß, wie eine Wand." Er lachte leicht. "Deine wunderschönen Augen sind geschlossen und ich höre deine schöne Stimme nicht mehr". Er stockte. "Stirb bitte nicht auch noch." Dann schloss sich eine Türe und es war still, bis auf das nervige Piepsen.
Ich versuchte wieder meine Augen zu öffnen. Nach etlichen Anläufen funktionierte es tatsächlich und ich blickte direkt auf eine graue Wand. Ich schaute mich um und merkte, dass ich in einem Zimmer lag, das ähnlich dem eines Krankenzimmers war. Neben mir stand eine Maschine, die meinen Herzschlag kontrollierte. Gegenüber von dem Bett, in welchem ich lag, war eine Glasscheibe. Dahinter verbarg sich ein Raum, in welchem Ricardo saß und seinen Kopf in seinen Händen vergraben hatte.
Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Auf dem Bett neben mir erkannte ich einen roten Knopf, welchen ich sofort drückte, in der Hoffnung, dass Ricardo das in seinem Raum hörte. Sein Kopf schoss hoch und schaute mich direkt an. Dann stand er schnell auf und verschwand aus meinem Sichtfeld. Kurzdarauf öffnete sich die Türe zu meinem Zimmer und er stand bei mir.
"River." Hauchte er, dann lag ich schon in seinen Armen. Ich lächelte und stöhnte gleichzeitig vor Schmerzen auf. "Tut mir leid." Nuschelte er und ließ mich los. "Alles gut." Krächzte ich bloß. "Gott, ich bin so froh, dass du noch lebst." Traurig lächelte er mich an. Und da fiel mir ein, was passiert war. "Was ist passiert, Ricardo? Nachdem ich angeschossen wurde?" Ich bemerkte, wie er stark schluckte. Dann wendete er seinen Kopf von mir ab.
"Sienna wurde auch getroffen und hat es leider nicht überlebt" "Was?" krächzte ich und Tränen sammelten sich in meinen Augen. Das war meine verdammte Schuld. Sie meinte auch noch, dass der Plan total scheiße wäre. "Direkter Kopfschuss." Murmelte Ricardo. "Nein..." Ich schluchzte los. "Das ist meine Schuld, Ricardo." Flüsterte ich mit tränenerstickter Stimme. "Nein, River. Das ist die Schuld der Jäger. Die Schuld von dem Boss."
"Der Vertreter." Hauchte ich. "Was?" "Der Vertreter aus meinem Lager ist der Boss." "Ja" "Was ist noch passiert?" "Jonah und Alexis wurden auch getroffen. Beide haben es nicht überlebt." Noch mehr Tränen stiegen in meine Augen. Verdammt. Ich starrte ins Leere und machte mir lauter Vorwürfe.
"Hey, River. Gib dir nicht die Schuld. Das ist es nämlich nicht." "Schon, aber" Er nahm mich wieder in seine Arme, aber achtete darauf, dass er mir nicht wehtat. "Der Boss wurde kurz nachdem er dich getroffen hatte umgebracht und die Jäger sind abgehauen." "Wer hat ihn erschossen?" "Ich." Ich nickte. Ich wollte am liebsten Schreien und um mich treten, doch ich war viel zu erschöpft, sodass ich in Ricardos Armen einschlief.
Als ich das nächste Mal aufwachte, war ich alleine. Die Jalousien waren hinuntergelassen und ein Vorhang war vor das Innenfenster gezogen. Noch immer piepste es regelmäßig neben mir und es wurde mir eine Infusion in den Arm gespritzt. Seufzend setzte ich mich vorsichtig auf. Ich wollte unbedingt wissen, wo ich hier war und wo die anderen abgeblieben sind.
Mein Bauch schmerzte und ich musste kurz sitzen bleiben, bevor ich weiter machen konnte. Ich schwang meine Beine über die Bettkante und rutschte nach vorne. Schwer atmend stand ich auf und hielt mich schnell an der Wand fest. Mir war schwindelig und die Wunde brannte wie die Hölle. Als es nach einer Weile etwas besser ging, fing ich an, einen Schritt nach dem anderen zu machen.
Als ich bei der Türe ankam atmete ich tief durch und öffnete sie dann. Vor mir tat sich ein langer und heller Flur auf. Überall gingen Türen ab und rechts, weiter vorne, führte eine Treppe ins Untergeschoss. Ich lief auf sie zu und ging dann langsam die Treppe hinunter. Von einem Raum hörte ich Stimmen, die sehr laut redeten. Sie schrien schon fast.
Ich strebte diesen Raum an und als ich kurz davor was, hielt mich eine Hand zurück. "Du kannst da jetzt nicht rein gehen." Ich blickte hinter mich und sah ein Mädchen ungefähr in meinem Alter. "Warum nicht?" Ich runzelte meine Stirn. "Hey, solltest du nicht in deinem Bett liegen? Du hast immerhin eine Schusswunde im Bauch, welche noch nicht wirklich verheilt ist." Scharf blitzten mich ihre Augen an. Ich schnaubte bloß. "Mir geht es gut." Das Mädchen zog eine Augenbraue hoch. "Natürlich." Zischte sie ironisch.
Dann quetschte sie sich an mir vorbei und öffnete die Türe. Dabei zog sie mich hinter sich her. Sofort wurden die Personen in dem Raum still. "River." Quietschte jemand und schon befand ich mich in den Armen von Joanna. "Mein Gott, ich dachte echt ich hätte dich verloren." Murmelte sie und umarmte mich fester. "Aber solltest du nicht im Bett liegen?" Ernst schaute sie mich an. "Mir geht es gut, Joanna. Wirklich." Augenverdrehend nickte sie bloß.
Ich schaute mich in dem Raum um und erkannte meine ganzen Freunde. Allerdings fehlten drei. Alexis, Sienna und Jonah. Trauer machte sich in mir breit. Sie hatten es nicht verdient. Da kam Ricardo mit großen Schritten auf mich zu. "River, kleine. Man kann dich echt nicht alleine lassen." Leicht lachte er, ehe er mich in seine Arme zog, mich hochhob und dann zum Sofa trug, wo er mich sanft absetzte. "Wo sind wir hier, Ric?" fragte ich leise. "Ric?" schmunzelnd blickte er mich an. Ich wurde leicht rot. Warum machte er mich immer so verlegen? "Bei Carlos im Lager."
"Wie-Wie sind wir hierhergekommen?" "Dein Vater, James, hat Carlos kontaktiert, nachdem Joanna ihn angefunkt hatte und alles erzählt hat. Carlos ist sofort losgefahren und hat uns in Saskatoon auf der Autobahn gefunden und mitgenommen." Verstehend nickte ich. "Und was passiert jetzt?"
"Jetzt..." Er strich mir sanft eine Strähne aus dem Gesicht. "... wirst du dich erstmal ausruhen bis deine Wunde verheilt ist und dann werden wir uns hier ein schönes Leben aufbauen." Er lächelte mich ehrlich an. Sofort wurde mir warm ums Herz und ich lächelte zurück. "Na komm, ich bring dich zurück in dein Zimmer. Hast du Hunger?" Ich nickte. "Joanna, kannst du uns was zum Essen nach oben bringen?" "Klar." Ricardo hob mich hoch und trug mich zurück in mein Zimmer.
Freundeeeee
Ich musste heute einfach Kapitel hochladen!
Und sie sind endlich in Sicherheit!

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The Last Humans
Roman pour AdolescentsWir schreiben das Jahr 2060. Ein Zeitalter, dass es so noch nie gab. Die Apokalypse im Jahre 2050 löschte mit dem nun vierzig-jährig bestehenden Corona-Virus fast vollständig die Menschheit aus. Nur 10% der Menschen überlebte diesen Untergang der We...