Kapitel 2

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Die Sonne strahlte heiß vom Himmel. Keuchend wischte ich mir den Schweiß von meiner Stirn. Dabei hinterließ ich höchstwahrscheinlich eine Dreckspur, aber das war mir egal. 

Ich legte die Harke auf den Boden und trank etwas. Das Wasser war warm und schmeckte abgestanden. Aber was erwartete ich auch schon. Wenigstens hatten wir etwas zum Trinken. 

„River. Nicht trödeln." Herrschte mich der Chef der Gärtner an. „Jaja." Ich stellte die Flasche zurück und bearbeitete die Erde weiter. 

William schüttelte mit seinem Kopf und lief weiter. Konzentriert wälzte ich die Erde um und streute dann Samen ein. 

Wir bauten selbst Getreide (Roggen, Weizen, Mais, ...), Gemüse, Starkzehrer wie Kartoffeln, Gurken und Lauch, Mittelzehrer wie Salate, Zwiebeln und Möhren und Schwachzehrer wie Bohnen, Erbsen und Kräuter an. 

Als ich mein Feld fertig hatte, kam William wieder zu mir. „Du hast gut gearbeitet, River. Mach eine Pause." Sanft lächelte er mich an. Ich nickte und war einfach nur froh, dass ich kurzzeitig vor der Hitze flüchten konnte. 

In der Essenshütte holte ich heimlich Eis aus dem Kühlfach und legte es in ein Tuch. Dieses platzierte ich auf meinem Gesicht. Ich stöhnte auf, so angenehm war diese plötzliche kälte. „Sei froh, dass das Charlie nicht sieht." Ertönte Joannas Stimme. 

„Joan. Erschreck mich doch nicht so." Ich fuhr von meinem Stuhl hoch und musterte das brünette Mädchen. Diese zuckte bloß mit ihren Schultern und nahm sich eine Flasche Wasser. Damit kam sie zu mir und ließ sich auf den Stuhl neben mich fallen. 

„Also, wie war bisher deine Arbeit?" „Anstrengend." Joanna kicherte. „Ich sag's dir. Arbeite einfach bei Charlie. Da isst du mehr, als dass du was arbeitest." Ich verdrehte meine Augen. „Das ist aber auch nicht Sinn der Sache. Wenn das der Vertreter unseres Lagers rausfindet." Jetzt war es Joanna, die ihre Augen verdrehte. 

Ich räusperte mich. „Nach der vierten Regel unseres Systems, was wir als Basis für das Lager erschaffen haben, ist das ein Verstoß. Kommt dies nochmal in diesem Ausmaß vor, so bin ich gezwungen, dass dem Direktor zu melden. Dieser wird sich eine gerechte Strafe ausdenken." Joanna lachte los. 

„OMG, wie gut du diese Stimme nachsprechen kannst." Ich stieg in ihr Lachen ein. „Lass das jetzt aber nicht den Vertreter hören." Wir kicherten. „Ach, was soll der schon machen. Der Direktor ist immerhin mein Pflegevater und er liebt mich abgöttisch." Joanna grinste. „Pass nur auf du. Wer weiß, ob er dich echt liebt." „Haha." Ich streckte ihr die Zunge raus. 

Manchmal benahmen wir uns halt echt wie kleine Kinder. Seufzend nahm ich den Beutel mit dem Eis von meinem Gesicht. Dann stand ich auf und brachte das Eis zu einem Becken, wo ich es reinwarf und heißes Wasser drüber laufen ließ. Das Tuch hängte ich zum Trocknen an eine Wäscheleine, die über den Becken hingen. 

„So, ich muss jetzt leider wieder zur Arbeit, aber man sieht sich ja heute Abend. Da ist das Legendäre Grillfest." Ich schnitt eine Grimasse und verließ die Hütte. 

Das Grillfest war jeden Monat am ersten Wochenende. Eigentlich konnte man es gar nicht als Grillfest betiteln, denn Charlie, unser Koch, kochte immer einen Braten aus dem Fleisch unserer eigenen Tiere. Grillen taten wir nicht. Höchsten Mal Stockbrot über einem Lagerfeuer, dass wir auf einer Wiese hinter der Essenshütte brennen ließen. J

oanna und ich hassten dieses Fest. Außer Essen und Reden tat man dort nichts und ohne ein wenig Action ist das gleich mal ziemlich langweilig. Vor allem für uns Jugendliche. Aber leider dürfen wir, wenn es dunkel ist, nicht alleine durch das Dorf laufen. Immer nur mit einem Erwachsenen. Diese haben nämlich Angst, dass uns etwas passiert, auch wenn um unser Lager eine ziemlich hohe Steinmauer war. 

An den Feldern der Gärtner angekommen, fragte ich zuerst William, was ich machen sollte. „Ach, kleine." Er wuschelte mir durch die Haare. „Ich glaube die Jungs da drüben brauchen noch Dünger und Wasser."

Voller Tatendrang, man bemerke die Ironie, schnappte ich mir zwei große Eimer und marschierte los zum Dorfplatz. Dort schöpfte ich erstmal Wasser aus dem Brunnen und holte dann bei unserem Dorfladen Dünger. 

„Ach, wie schön dich mal wieder zu sehen, River." Penelope kam hinter der Theke hervor und legte ihre Arme um mich. Dabei gab sie mir einen Schmatzer auf meine Wange. Etwas angewidert, da der Schmatzer ziemlich feucht war, wischte ich mir unauffällig über die Backe. „Äh ja." Brachte ich raus und tätschelte etwas unbeholfen den Rücken von Penelope. 

Penelope war eine ältere Frau, die gerade so die Apokalypse überleben konnte. Leider war sie mit dem Corona-Virus infiziert, weswegen sie nicht mehr lange zu leben hatte. Sie drückte mich etwas von sich und musterte mich. „Lass mich dich anschauen. Du bist gewachsen." Wieder drückte sie mich an sich. 

Ich war leider die einzige, die so nah an Penelope konnte. Unsere Ärzte wissen bis jetzt nur, dass ich Immun bin, aber sie untersuchten weiter. „Ja, kann sein." Antwortete ich auf ihre Aussage. „Tut mir leid, Penelope, aber hast du Dünger? Die Arbeit ruft leider." „Natürlich habe ich Dünger, Schätzchen." Sie löste sich endlich von mir und verschwand hinter einem hohen Regal. 

Mit einer Packung kam sie wieder, die sie mir in die Hand drückte. „Bitteschön. Dann auf zu deiner Arbeit." Sie lächelte mich an und schob mich dann aus ihrem Laden. „Äh, ja, ciao." Ich lief die Dorfstraße zu den Gärten entlang und überreichte den Jungs das Wasser und den Dünger. 

Den restlichen Tag, half ich an den Stellen, wo gerade Hilfe benötigt wurde und als der Gong erklang, der anzeigte, wann es Zeit für Feierabend war, war ich die erste, die die Felder verließ. 

Schnellen Schrittes überquerte ich die Straße und schlich mich in die Küche. Joanna und ich trafen uns immer am Abend des Grillfestes heimlich in der Küche, klauten die leckeren Muffins und versteckten sie dann hinter einem Busch auf der Wiese des Lagerfeuers. 

Auch heute klauten wir ein paar der sensationellen Schoko-Muffins und huschten zu der Wiese. Ein paar Männer bauten dort gerade das Lagerfeuer auf und Joanna und ich schlichen uns im Schatten der Bäume an ihnen vorbei zu dem Busch, wo wir die Muffins in eine Truhe legten. Dann schlichen wir uns wieder zurück und machten uns für das Fest fertig. Das hieß bei mir eigentlich nur, dass ich duschte, also mir einen Eimer Wasser über den Körper schüttete und in frische Klamotten schlüpfte. 

Hi <3

Ich hoffe euch gefiel das Kapitel :) 
Stürmt es bei euch auch so extrem und regnet stark?
Ich wünsche euch noch einen restlichen schönen Abend!

Golden_Moonx_

The Last HumansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt