Dann schlafen wir eben im Auto.
Das hatte sie einfach so gesagt, als wäre es das Normalste der Welt. Erst jetzt wurde mir bewusst, was es eigentlich hieß, nebeneinander zu schlafen. Zu schlafen.
Ich hatte keine Ahnung, warum ich mich hierbei so anstellte, immerhin lagen wir ja eigentlich nur nebeneinander, aber ich wurde den Gedanken an das Gefühl nicht los, welches mich jedes Mal beschlich, wenn ich in Paminas Nähe war. Würde das heute dann die ganze Nacht so sein, jedes Mal, wenn wir uns versehentlich berührten?
Den Fakt, dass ich außer ihrem Namen nichts über Pamina wusste, ließ ich außen vor. Das war jetzt eh schon egal. Wir hatten schon stundenlang nebeneinander auf dem Autodach gelegen und Sterne beobachtet, hatten in meinem Garten herumgegraben und zusammen im Auto gesessen. Da machte eine Nacht mehr oder weniger jetzt auch nichts aus.
Ein weiteres, lautes Donnern riss mich aus meinen Gedanken. Pamina erhob sich vom Fahrersitz und kletterte nach hinten, in den Innenraum des Bullis. Es gab keine Zwischenwand, die Fahrerkabine mit dem restlichen Auto trennte. Erst jetzt fiel mir auf, das ich überhaupt noch nicht wusste, wie es dort aussah. Ich hatte noch nie einen Blick nach hinten geworfen.
Dies tat ich jetzt. Um etwas zu sehen, mit der Taschenlampenfunktion meines Handys:Ein aufklappbares Bett. Daneben an der Wand eine kleine Küchenzeile. Auf dem Boden mehrere riesige Taschen. Die Matratze war nicht bezogen, aber darauf lagen neben mehreren Kissen zwei Schlafsäcke: Einer war noch zusammengerollt, der andere lag schon ausgebreitet da. Während ich mir alles ansah, kam mir plötzlich ein Gedanke in den Sinn:
"Sag mal, wohnst Du hier?"
Pamina nickte. "Jap. Habe vor längerer Zeit meine Wohnung gekündigt und bin hier rein gezogen. Ich will viel reisen und hatte auch nicht vor, ewig in dieser Stadt zu bleiben. Irgendwann muss ich mal weg von hier."
"Du bist hier aufgewachsen?"
Sie nickte wieder und deutete dann auf den zweiten Schlafsack. "Der ist für Dich. Ich hab immer einen als Ersatz dabei."Ich war etwas überrascht von dem plötzlichen Themenwechsel, griff dann aber nach meiner Sporttasche, die ich mir vorher schnell gepackt hatte, und stellte sie neben die Restlichen Reisetaschen.
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Nachdem auch der zweite Schlafsack ausgerollt war, saßen wir beide auf dem Bett. Ich zückte mein Handy und warf einen Blick auf die Uhr: Viertel nach eins. "Also ich denke, ich werde mich jetzt hinlegen...".
Pamina nickte. "Ich auch". Ihre Stimme klang nervös, so als wolle sie nichts falsches sagen. Sie zog sich ihre Schuhe aus und kroch in den Schlafsack. Dann rutschte Pamina so weit es ging an die Wand, um mir Platz zu machen. Also tat ich es ihr nach und legte mich ebenfalls hin, da ich ja eh schon einen Schlafanzug anhatte. Immerhin hatte ich zu Hause nicht mehr mit Paminas Anruf gerechnet und war demnach etwas überrumpelt gewesen...Kaum hatte ich meinen Kopf auf einem der Kissen gebettet, musste ich grinsen. Das Schlafsackende mit meinen Füßen überragte das Bettende um mindestens zwanzig Zentimeter. Offensichtlich hatte Pamina den Bulli ihrer Körpergröße angepasst...
"Gute Nacht", eine tiefe Stimme neben mir.
"Gute Nacht", antwortete ich.
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Eine Weile lang lag ich einfach nur da, hörte dem prasselnden Regen zu. Schlafen konnte ich nicht. Denn da war wieder dieses Gefühl, dieses Kribbeln. Jedes Mal, wenn ich meinen Kopf zur Seite drehte, verstärkte ich es, auch, wenn ich Pamina aufgrund der Dunkelheit nicht einmal sehen konnte.
Als ich aber schließlich nach einer Weile ihre tiefen, gleichmäßigen Atemzüge neben mir hörte, wurden meine Augenlieder langsam schwerer.
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Midnight City
Teen Fiction"Das Leben ist vielleicht nicht immer perfekt, aber es gibt diese besonderen Momente, die es so lebenswert machen" -Pamina Pamina und Yuru. Zwei komplett verschiedene Menschen- die beide den Sinn des Lebens und das Glück suchen. Doch werden sie es z...