"Also", begann Pamina. "Ich habe die CD eingelegt, jetzt müssen wir nur noch die entsprechenden Lieder sammeln und in das Feld ziehen."
Ich setzte mich hinter sie aufs Bett und blickte ebenfalls auf den Bildschirm: Sie hatte zwei separate Fenster gleichzeitig geöffnet. Das CD-Feld und einen leeren Dokument-Ordner mit dem Namen Lektion 7."Und welche Lieder sollen wir nehmen?"
Pamina lächelte mich an. Das tat sie heute irgendwie besonders oft. Und jedes Mal erinnerte mich mein Bauchkribbeln daran, dass ich es liebte, wenn sie lächelte.
"Deine Lieblingslieder", beantwortete sie dann meine Frage. "Oder welche, die Dir etwas bedeuten, bei denen bei Dir Erinnerungen hochkommen."
Ich nickte und begann zu überlegen. Währenddessen begann Pamina, dem Ordner einen ersten Liedtitel hinzuzufügen.
Midnight City.Diesen Namen kannte ich irgendwo her. Als könnte Pamina Gedanken lesen, begann sie zu sprechen:
"Als wir vor ein paar Wochen zusammen im Auto gesessen und den Sonnenaufgang beobachtet haben.
Da haben wir Midnight City gehört."Bei dieser Erinnerung musste ich lächeln. Und schon hatte ich wieder die Melodie des Liedes im Kopf, die ich so wunderschön fand.
Und plötzlich fiel mir auch ein Lied ein, bei welchem ich eine Erinnerung an diese Zeit hatte.
"Infinity. Das musst Du auch hinzufügen. Das haben wir gehört, als wir auf dem Autodach gelegen sind und Sterne beobachtet haben."
Pamina nickte und ging meiner Bitte nach. Als sie danach wieder einmal lächelnd zu mir blickte, musste ich plötzlich den Reiz unterdrücken, meine Lippen auf ihre zu pressen.
Kurz erschrak ich über mich selbst, aber irgendwie wunderte mich das heute nicht mehr. Die Atmosphäre zwischen uns war an diesem Tag anders als an den restlichen.
Also lächelte ich zurück und sah Pamina dabei zu, wie sie ein weiteres Lied hinzufügte. Jubel von Klingande. Als ich jedoch eine Blick auf das Titelbild warf, stockte ich: Darauf war ein Zeichen abgebildet: Ein Dreieck mit zwei Querstreben, sodass die Figur fast aussah, wie ein großes K.
In meinem Kopf begann es zu rattern und plötzlich wusste ich wieder, wo ich das Zeihen schon einmal gesehen hatte: Es hing an einer Schnur vorne hinter dem Rückspiegel! Und als wir die Zeitkapsel vergraben hatten, da hatte Pamina eine Kette mit genau demselben kleinen Anhänger in die Plastikbox gelegt. Irgendwie schien dieses Zeichen für Pamina eine besondere Bedeutung zu haben, sonst würde ich es nicht so oft in ihrem Umfeld zu Gesicht bekommen.
Meine Neugierde wuchs ins Unermessliche und so konnte ich mich schließlich nicht mehr zurückhalten: "Was hat es mit dem Zeichen hier auf sich?"
Eine Weile lang war es still zwischen uns und gerade, als ich mich fragte, ob ich mit meiner Frage nicht doch zu weit gegangen war, begann Pamina mit ihrer tiefen Stimme zu sprechen:Das Dreieck hat zwei Querstreben in der Mitte, sodass das Zeichen aussieht, wie ein K. Das K steht für Klingande, den Interpreten des Liedes. Für ihn ist es sein Logo, mir bedeutet es viel mehr: Innere Ruhe und Frieden. Genau das ist es nämlich, was sein Lied Jubel ausstrahlt. Du musst wissen, ich verbinde wahnsinnig viele Erinnerungen mit diesem Lied."
Mehr sagte ich nicht. Sie erwähnte keine einzige ihrer Erinnerungen, aber das war okay für mich. Ich war eh erst damit beschäftigt, das zu verarbeiten und sacken zu lassen, was Pamina mit gerade eröffnet hatte. Stumm ließ ich meinen Blick durch den Innenraum des Bullis streifen. Er blieb hinter dem Rückspiegelhängen, wo ich im Dunkeln meinte, das Zeichen erkennen zu können. Ich lächelte.
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Pamina und ich fügten noch eine ganze Reihe anderer Lieder unserer CD zu, dann schließlich klickten wir auf "brennen".
Währenddessen war es eine Weile still und ich überlegte, Pamina jetzt zu sagen, was ich für sie fühlte. Immerhin konnte ich es ihr nicht ewig verheimlichen. Gerade jedoch, als ich tief Luft geholt hatte und den Mund öffnen wollte, kam sie mir zuvor.
"Hast Du eine Idee, was unsere heutige Lektion gewesen sein könnte?" Ich ließ die Luft wieder entweichen und schüttelte nur den Kopf, viel zu überrumpelt, dass mein Versuch, ihr ein Liebesgeständnis zu machen, gerade von ihr selbst verhindert worden war.
"Nein."
"Naja, es geht um Musik. Wie wir gesehen haben, gibt es eine ganze Menge Songs, mit denen wir bestimmte Erinnerungen verbinden. Wenn man all diese Lieder hintereinander fügt, dann.. naja, dann würde ich sagen, entsteht der bisherige Soundtrack unseres Lebens. Wäre Dein eigenes Leben ein Film, dann wärst Du der Hauptdarsteller und diese Playlist die Filmmusik. Verstehst Du?"
Ich nickte monoton, obwohl ich überhaupt nicht zugehört hatte. Meine Gedanken kreisten immer noch um meinen gescheiterten Versuch, endlich alles zu sagen. Sollte ich es nochmal probieren?
Plötzlich wurde es für einen kurzen Moment taghell im Bulli. Ich zuckte zusammen, blinzelte und verstand dann erst: Pamina hielt die Polaroidkamera in der Hand, welche gerade ein Bild ausspuckte. "Sorry, das war das Blitzlicht". Sie zückte einen Folienstift und schrieb etwas unter das Foto. Dann drückte sie es mir in die Hand.
Ich las gar nicht genau, was auf dem Bild stand- alles zog an mir vorbei, aber ich saß nur daneben.
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Midnight City
Teen Fiction"Das Leben ist vielleicht nicht immer perfekt, aber es gibt diese besonderen Momente, die es so lebenswert machen" -Pamina Pamina und Yuru. Zwei komplett verschiedene Menschen- die beide den Sinn des Lebens und das Glück suchen. Doch werden sie es z...