"Was wird das denn jetzt?", fragte ich Pamina verwirrt. "Heute versuchen wir 'Flying Wish Paper'. Du schreibst die Wünsche für Deine Zukunft auf den Teebeutel und wir zünden in an, damit er wegfliegt. So gehen Deine notierten Träume vielleicht in Erfüllung", erklärte sie und dabei schwang etwas wehmütiges in ihrer Stimme mit.
Ich nickte nur und nahm einen der beiden Beutel in die Hand. Zusätzlich reichte mir Pamina noch einen Stift. Fragte sich nur, was ich jetzt aufschreiben sollte.
Was wünschte ich mir für meine Zukunft? Ganz klar, ich wollte weiter Zeit mit Pamina verbringen, sie küssen, vielleicht sogar ihr Freund sein. Bei diesem Gedanken kribbelte es in meinem Bauch und meine Mundwinkel zuckten leicht nach oben.
Aber sonst hatte ich mir seit unserem ersten Zusammentreffen keine Gedanken über mein weiteres Leben mehr gemacht. Ich hatte komplett im Hier und Jetzt gelebt. Mein Leben genossen, ganz unterbewusst. Das wurde mir in diesem Moment klar.
Schließlich entschied ich, einfach auf mein Bauchgefühl zu hören, also das aufzuschreiben, was mir gerade in den Sinn kam. Und so kniete ich mich hin, benutzte meinen Oberschenkel als Unterlage und begann zu schreiben:
Pamina.
Midnight City.
Glück.
Mehr Sternennächte.
Freude.
Keine Nacht mehr auf der Parkbank verbringen müssen.
Dass ich die gebrannte CD aus Lektion 7 bekomme.
Keine schweren Entscheidungen treffen müssen.
Dass wir glücklich sind.Und das diese Nacht nie endet.
Als ich fertig war, reichte ich den Stift an Pamina weiter. Sie hielt noch die Polaroid-Kamera in der Hand, wahrscheinlich hatte sie gerade ein Bild gemacht. Dann begann sie ebenfalls, ihren Teebeutel zu beschriften. Jedoch konnte ich nicht erkennen, was sie darauf notierte. Am Ende glaubte ich dennoch, das Dreieck mit den zwei Querstreben zu sehen, Paminas Zeichen. Und dann war da noch ein Wort, wessen Umrisse mich leicht an meinen Namen erinnerten: Yuru.Natürlich war ich wahnsinnig neugierig und wollte lesen, was auf dem Teebeutel stand, hielt mich aber zurück.
Schließlich rollten wir die Beutel zusammen und Pamina stellte beide auf je ein Pappquadrat. Sie zog das Feuerzeug hervor und hielt die offene Flamme über unser Werk. Augenblicklich entzündete sich ein Beutel und ich schaltete die Handytaschenlampe aus.
Jetzt erhellte nur noch die Flamme die Umgebung zwischen Pamina und mir. Ich ging in die Hocke und sah zu, wie die Teebeutel langsam abbrannten. Stück für Stück.
Und dann blickte ich Pamina in die Augen.
Sie weinte.
Zwar kaum merklich, aber eine Träne bahnte sich langsam den Weg über ihre Wange zum Kinn. Sie glitzerte silbern im Licht. Paminas grüne Augen glänzten wässrig und ihr Mund zuckte kurz.
Der Moment brannte sich wie von allein in mein Gehirn ein.Geschockt stieß ich die Luft aus, die ich soeben eingeatmet hatte. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, so weh tat es mir, Pamina weinen zu sehen.
Im selben Moment war der Teebeutel komplett runtergebrannt und die letzten Reste hoben ab, um circa dreißig Zentimeter hoch wegzufliegen. Die übrig gebliebenen Funken erloschen und es war wieder komplett dunkel um uns herum.
Dann schluchzte Pamina laut los. Ich erhob mich, um blitzschnell zu ihr laufen und sie im meine Arme zu schließen. Mittlerweile war ich mir sicher, dass es nicht nur daran lag, dass heute die letzte geplante Lektion stattfand, nein, es musste noch einen anderen Grund geben.
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Midnight City
Teen Fiction"Das Leben ist vielleicht nicht immer perfekt, aber es gibt diese besonderen Momente, die es so lebenswert machen" -Pamina Pamina und Yuru. Zwei komplett verschiedene Menschen- die beide den Sinn des Lebens und das Glück suchen. Doch werden sie es z...