17. Teil

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In großen Schlücken trinke ich gierig das Wasser. Auch als er mir ein zweites bringt, leere ich es schnell. Ich habe gar nicht gemerkt, wie trocken meine Kehle ist. Wie lange ich wohl hier gelegen habe? Die Frage wird mir schnell beantwortet, als Alex meint, dass es Zeit für's Mittagessen wäre. Er sieht meinen Blick, besteht aber trotzdem darauf, dass ich mit esse. Es gibt Spaghetti ... Mein Magen dreht sich um und mir wird übel. Alex macht es noch schlimmer, als er Tomatensoße auf die Spaghetti kippt. Er hat schon fast die Hälfte gegessen, während ich immernoch mein Essen umrühre. Niemals würde ich das essen können. Ich kann einfach nicht ...
Ein Klirren holt mich aus meinen Gedanken. Alex ist fertig und starrt mich an. „Du musst essen." Ich nicke, denn es ist mir ja klar. Ich lade meine Gabel mit einer kleinen Portion und warte. Ich warte und warte und warte. Doch nichts ändert sich. Mein Teller wird nicht leer vom hinschauen. „Liva ... bitte. Es ist nicht viel. Iss wenigstens ein bisschen. Komm schon", er klingt verzweifelt und es tut mir weh ihn so zu hören. Doch ich schüttel den Kopf und lass die Gabel fallen. „Du wirst nicht aufstehen, bevor du nichts gegessen hast. Ich sitze mit dir gerne noch den ganzen Tag hier. Ich habe nichts vor", jetzt klingt er wieder neutral. Ich trinke noch ein paar Schlücke Wasser, ehe ich eine kleine Portion auf meine Gabel mache. Ich öffne meinen Mund, schiebe die Spaghetti hinein und fange an zu kauen. Sofort übernimmt mich die Übelkeit. Doch ich schlucke das Essen und nehme die zweite Gabel. Nach dem halben Teller stürze ich nach oben ins Bad, stecke mir den Finger in den Hals und lasse alles raus. Als ich spüle und mich umdrehe, reiße ich vor Entsetzen die Augen auf. Alex steht vor mir. Genauso schockiert wie ich. Ich habe vergessen anzuschließen. Scheiße, scheiße, scheiße.
„Ha- hast du grade ...", er schluckt und setzt neu an. „Liva, bitte sag mir, dass du dir grade nicht den Finger in den Hals gesteckt hast", flüstert er. Man merkt, wie schwer es ihm fällt, das auszusprechen. Und dann schüttel ich den Kopf. Ganz heftig. „Nein, ich, nein wirklich nicht, mir war schlecht, ich, ähm, bitte sag's nicht Phil", meine letzte Worten sind nur ein Hauch meiner Stimme.
„Oh mein Gott ...", fassungslos starrt er mich an. Dann dreht er sich um und lässt mich allein zurück. Ich fange an zu weinen und lehne mich nach hinten. Jetzt wo alles egal ist, kann ich auch den Schmerz die Oberhand nehmen lassen. Ich hole die Klinge aus meiner Handyhülle und ziehe sie über meinen Arm. Erst leicht, dann immer heftiger. Vor Schmerz schreie ich auf. Das war nicht geplant. Laute Schluchzer gebe ich von mir. Der Schmerz lenkt ab, ja. Aber es tut höllisch weh. Und ich höre gat nicht mehr auf zu weinen. Auch nicht als Alex in der Türe erscheint, meinen Arm in seine Hand nimmt und heftig anfängt zu fluchen. Und auch nicht als ich nach oben gehoben werde. Auch nicht als ich höre wie die Türe aufgeht und ein lautes Stimmengewirr zu hören ist. Ich werde wieder hochgehoben, weiß jedoch nicht von wem. Ich habe die Augen zu, weine und weine, vor Schmerz, vor Scham, vor Traurigkeit. Ich habe keine Ahnung. Unter mir bewegt es sich, doch ich gebe mir gar nicht erst mühe, mitzubekommen, was hier läuft. Ich weine einfach weiter. Und dann hüllt mich endlich die Schwärze ein.

ASDS_neues Leben in der Ärzte WGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt